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Dunkle Tage

Dunkle Tage

Titel: Dunkle Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Kunz
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lächelte und wusste selbst nicht so recht weshalb. Vielleicht, weil er endlich wieder kämpfte. Vielleicht, weil er, seit er aus dem unseligen Krieg zurückgekehrt war, zum ersten Mal wieder das Gefühl hatte, lebendig zu sein.
8
    Hastig begann Diana, die Schreibtischschubladen zu durchwühlen, ohne zu wissen, wonach sie eigentlich suchte. Trotzdem hatte sie nicht die Absicht, sich zurückzulehnen und die ganze Angelegenheit der Kriminalpolizei zu überlassen, und ihre Entschlossenheit machte ihren Mangel an Erfahrung doch sicher mehr als wett! Der Todesfall in der Familie bot ihr jedenfalls eine willkommene Entschuldigung, der Universität fernzubleiben und sich stattdessen auf kriminalistische Nachforschungen zu konzentrieren.
    Zu ihrer Enttäuschung fand sie nichts als endlose Kolonnen von Zahlen, die ihr nichts bedeuteten. Kein Hinweis auf mögliche Feinde, nicht einmal auf Unregelmäßigkeiten bei der Abrechnung. Ernüchtert ließ sie sich auf einen Stuhl sinken.
    Auf dem Schreibtisch lag ein Apfel. Diana bemühte sich, ihn zu ignorieren, aber er drängte sich immer wieder in ihr Blickfeld, ohne Rücksicht auf Prioritäten. Demonstrativ wandte sie den Kopf ab. Eine echte Detektivin ließ sich nicht von der Arbeit ablenken! Eine echte Detektivin war über primitive Begierden erhaben!
    Der Kampf währte nur wenige Sekunden, dann siegte der Hunger. Sie schnappte sich den Apfel und grub ihre Zähne hinein, während sie sich angespannt umsah. Where’s that Tiger ?, trommelte sie auf der Schreibtischplatte und wippte dabei mit den Füßen. Hold that Tiger!
    Der Aufsichtsraum, in dem sie sich aufhielt, war rundum verglast und gestattete einen ungehinderten Blick in die Werkhalle. Damit saß sie hier wie auf einem Präsentierteller. Sollte irgendjemand dort unten zufällig heraufgucken, würde er sie unweigerlich entdecken und sich zu Recht fragen, was sie hier verloren hatte. Es war schwer genug gewesen, unbeachtet durch die Halle zu kommen. Unwillkürlich machte sie sich kleiner, als sie ohnehin schon war, und gab sich Mühe, mit der Wand zu verschmelzen. Choke him, poke him, kick him and soak him!
    Neben der Tafel, auf der die Anwesenheit der Arbeiter registriert wurde, befand sich ein Schränkchen. Diana legte den angebissenen Apfel beiseite, öffnete die Tür des Möbelstücks und durchsuchte die Fächer.
    Wieder Fehlanzeige! Where, oh where can he be? Sie warf einen gehetzten Blick in die Werkhalle. Unten dirigierten Arbeiter in halbgebückter Stellung ihre Stoßmaschinen über unsichtbare Linien auf den gusseisernen Rohlingen. Nebenan standen Dreher an Drehbänken und formten Bolzen und Wellen. Ein Arbeiter schob eine Schubkarre mit Drehspänen durch die Gänge. Ein fertiges Werkstück wurde von einem Schienenkran abtransportiert. Es herrschte ein Höllenlärm von Fräsen, Bohrern und Drehbänken, der hier oben glücklicherweise auf ein erträgliches Maß gedämpft war. Diana konnte den kompletten Arbeitsgang verfolgen, von den rohen Gussteilen, die über einen Schienenstrang vom Gusslager hereingerollt wurden, bis zum fertigen Werkstück.
    Sie entdeckte ihren Onkel im Gespräch mit einem Vorarbeiter. Die Gelegenheit war günstig, also verstaute sie die herausgenommenen Papiere wieder dort, wo sie hingehörten, und schlich die Treppe hinunter. Ein Hobler warf ihr einen neugierigen Blick zu, den sie ignorierte, dann eilte sie aus der Werkhalle in das Verwaltungsgebäude zum ehemaligen Büro Max Ungers. Natürlich war abgeschlossen; das hatte sie vorausgesehen und wohlweislich am Morgen ein Duplikat des Schlüssels an sich gebracht. Sie öffnete die Tür, huschte hinein und atmete auf. Geschafft!
    Jetzt galt es, den Raum zu untersuchen, ehe ihr Onkel zurückkehrte. Systematik war nicht gerade Dianas Stärke, sie ließ sich eher von ihrem Instinkt leiten und öffnete aufs Geratewohl Schubladen und Schranktüren. Wieder fand sie nichts außer uninteressanten Zahlen und Listen von Ein- und Verkäufen, die vielleicht einen Konkurrenten der Ungers interessiert hätten, aber niemanden, der einen Mörder jagte. Frustriert durchwühlte sie Möbelstück um Möbelstück, ohne irgendetwas von Wert zu entdecken.
    Das Fenster des Büros erlaubte einen guten Blick über den Werkhof. Man konnte fast das gesamte Areal übersehen, die Eisenbahngleise, die vom Güterbahnhof auf das Fabrikgelände führten und sich an der Güterabfertigungsstelle zu den verschiedenen Lagerplätzen verzweigten, den Freiladeplatz, den

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