Dunkle Templer 01 - Erstgeboren
tief durch. »Okay, Randall, von jetzt an kommen Sie nicht mehr herein, ohne anzuklopfen.«
»Sehr wohl, Sir. Welche Kombination würde der Professor…« Randall unterbrach sich und lächelte leicht. »… würden Sie bevorzugen?«
Die Kopfschmerzen, die das beruhigende warme Wasser vertrieben hatte, kehrten mit Macht zurück. »Ist mir egal«, seufzte Jake, den Kampf aufgebend. »Suchen Sie einfach aus, was Sie für das Beste halten. Und, äh, Randall… haben Sie irgendetwas, das gegen einen Kater hilft?«
Ohne mit der Wimper zu zucken, legte Randall eine Hose mit messerscharfen Bügelfalten und ein Hemd heraus. Während er überlegte, welches Jackett am besten dazu passte, erwiderte er: »Natürlich, Sir. Der Herr ist durchaus an Gäste gewöhnt, die es am ersten Abend etwas übertreiben. Ich werde Ihnen gleich etwas bringen.«
Randall schlüpfte hinaus, und Jake zog sich an. Er betrachtete sich im Spiegel und war beinahe überrascht, dass ihm daraus ein menschliches Gesicht entgegenschaute, nicht das glatte, mundlose Antlitz eines Protoss.
Er fand, dass er dünner aussah. Fast hager. Er fuhr sich mit der Hand über das frisch rasierte Gesicht und war überrascht, dass sich seine Wangen eingefallen anfühlten. Er schaute sich in die blauen Augen und fand, dass sie… alt aussahen.
»Verdammt«, brummte er voller Hass auf die Eigenartigkeit des Gedankens und richtete sein Augenmerk auf die Haare. Auf Nemaka war sein Haar bräunlich blond gewesen. Jetzt zogen sich ein paar unübersehbare Silberfäden durch das Gold.
Es klopfte an der Tür.
»Herein.«
Randall trat ein, ein Tablett in Händen, auf dem ein Glas mit einer grünlichen Flüssigkeit stand. Jake nahm es und fragte: »Glauben Sie, ich könnte mir hier irgendwo die Haare schneiden lassen?«
»Nichts leichter als das, Sir.«
*
Jake folgte Randall durch das riesige Haus, trottete hinter dem Diener her wie ein folgsames Hündchen. Unterwegs erhaschte er einen Blick auf sein Spiegelbild, hielt erstaunt inne und grinste. Der Haarschnitt, den ihm der vielseitig begabte Randall verpasst hatte, sah fantastisch aus. Und während er sich dies eingestand, begann er, diese Art zu leben zu genießen, und er fragte sich, was Ethan wohl im Gegenzug dafür von ihm verlangen würde.
»Verdammt, Jake, Sie sehen mit jeder Begegnung besser aus«, erklang eine sinnliche Frauenstimme.
Jake fuhr herum und wurde rot, weil Rosemary ihn dabei ertappt hatte, wie er vor einem Spiegel posierte. Seine Augen wurden groß. »Das-dasselbe könnte ich auch sagen.«
Rosemary trug ein legeres Kleid in einer kräftigen Farbe, das ihre perfekt geformten Beine und Arme zur Geltung brachte. Sie trag Sandalen und nur wenig oder gar kein Make-up. Aber Jake kannte sich mit solchen Dingen nicht gut genug aus, um das mit Bestimmtheit sagen zu können. Auf ihrem Kopf saß ein großer Strohhut, der eigentlich lächerlich und viel zu groß hätte wirken müssen, stattdessen aber ganz bezaubernd aussah.
»Hatten Sie eine angenehme Nacht, Jake?« Ethan schien aus dem Nichts zu materialisieren, um seinen Arm um Rosemary zu legen und ihr einen besitzergreifenden Kuss zu geben.
»Eine geschäftige«, antwortete Jake.
»Weitere Träume?«
»So ist es.«
»Dann haben Sie sicher Hunger. Kommen Sie, essen wir draußen.«
Ein kleiner Tisch war gedeckt, und Jakes Magen knurrte beim Anblick von Säften, Kaffee und Gebäck. Randalls Katermittel hatte gewirkt.
Ethan schob Rosemary einen Stuhl zurecht, dann nahm er selbst Platz. Jake tat es ihm gleich.
»Ich würde gerne über Möglichkeiten sprechen, wie wir Ihr Aliengehirn zu unser aller Wohl nutzen könnten«, sagte Ethan.
Jake griff nach Ethans Gedanken, berührte sie und stellte fest, dass der Mann genau das gedacht hatte, was er auch ausgesprochen hatte. In Ethans Gehirn tummelten sich jede Menge Pläne.
Jake gefiel keine dieser Möglichkeiten. Ihm gefiel die Vorstellung nicht, bei »Verhandlungen« neben Ethan zu sitzen und die Gedanken potenzieller Partner zu lesen. Ihm gefiel die Vorstellung nicht, die Gedanken derzeitiger Geschäftspartner zu lesen, die Ethan hintergangen hatten. Ihm gefiel die Vorstellung nicht, anständige Leute zum Selbstmord oder Verrat anzustiften.
Aber er lächelte und nickte, als gefielen ihm all diese Vorstellungen, murmelte im Verlauf des Frühstücks entsprechende Bemerkungen, mied Rosemarys Blick und fand auf einmal, dass der Kaffee bitter schmeckte.
Er schützte Müdigkeit vor und kehrte in sein Zimmer
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