Dunkle Templer 01 - Erstgeboren
zurück. Dort angelangt, legte er sich aufs Bett und starrte zum Baldachin empor.
»Hey, Zamara«, sagte er. »Wo versteckst du dich?«
Es kam keine Antwort. Jake blinzelte. Er versuchte es noch einmal, diesmal auf geistigem Wege, und schloss die Augen, um sich zu konzentrieren.
Zamara? Was ist los? Bist du… fertig?
Nein. Aber du.
Was? Wie meinst du das?
Es… es war ein Fehlschlag. Jakes Herz verkrampfte sich unter dem Schmerz in Zamaras geistiger Stimme. Ich hatte gedacht… hatte gehofft… aber du weigerst dich.
Daraufhin lachte Jake laut auf. Ich weigere mich? Seit wann habe ich auch nur die Möglichkeit, mich gegen irgendetwas von dem zu weigern, was du mir ins Gehirn gestopft hast?
Du hast dich von Anfang an geweigert, kam die schockierende Antwort. Aber du hast dich nie bewusst dafür entschieden, bis jetzt nicht. Das ist der einzige Grund, weshalb ich dir überhaupt etwas mitteilen, dich leiten und formen und auf diesen Moment vorbereiten konnte – du warst willens, das Wissen zu akzeptieren.
Was ist mit Marcus Wright?
Dabei ging es nicht um das Akzeptieren von Wissen, sondern darum, es zu benutzen. Das ist ein Unterschied.
Jake dachte an den ersten Kontakt zurück, der erfolgt war, als er Zamaras in der Zeit festgehaltenen Körper im Tempel gefunden hatte. An die Empfindungen, die dazu geführt hatten, dass er das Bewusstsein verlor. An die Rückblenden in eine entsetzlich brutale Ära der Protoss-Geschichte. An den panikweckenden Selbstverlust. Das Schuldgefühl, das immer noch schwer auf seiner Brust lastete, als säße ein Alb darauf, wie er in alten Erzählungen vorkam. Das nennst du Akzeptieren?
Ja.
Jake überlegte, wie bei den Protoss dann erst Zwang und Nötigung aussehen mussten – und verspürte einen Anflug von Belustigung, der aber wieder dieser merkwürdigen Traurigkeit und Resignation wich.
Aber jetzt, jetzt bist du nicht bereit, den letzten Schritt zu tun. Die Lektion zu lernen, die wir damals lernten.
Und Jake wusste es. Er wandte sein Gesicht ab und vergrub es in den Kissen, als versteckte er sich vor jemandem, der körperlich anwesend war.
Aber vor der Wesenheit in seinem Geist konnte er sich nicht verstecken. Zamara hatte Recht. Die Lektion, die die Protoss gelernt hatten, handelte von Einigkeit. Davon, Geist, Gefühle und Gedanken zu verschmelzen. Und auch die… Seelen? Ging es so tief? Er entschied, dass diese Frage zu esoterisch war, und weigerte sich kurzerhand, weiter darüber nachzudenken.
Die beiden Protoss hatten die unterirdische Xel’Naga-Stadt unerforscht gelassen, um etwas anderes zu erkunden. Um die uralte Verbindung wiederzuentdecken, die sie zu einem Volk zusammengeschweißt hatte. Um den Hass zu stoppen, der keinem Zweck diente außer dem, ihre Seelen zu erniedrigen und ihre Rasse zu dezimieren.
Sie hatten sich aufgemacht, den Schmerz anderer als den eigenen zu empfinden, um Freude mit jemandem zu teilen, dessen Geist in einem anderen Körper steckte.
Um sich zu vereinen. Um sich zu erinnern.
Das Bett war bequem, das Essen hervorragend, die Dusche herrlich. Aber nichts von all dem war es wert, zu tun, was Ethan von ihm verlangte. Rosemary hatte gesagt, Ethan würde sie und Jake beschützen. Vor Valerian vielleicht. Das immerhin glaubte Jake – vorausgesetzt, es trug Ethan etwas ein.
Aber Ethan würde Jake nicht davor beschützen, aller Moral den Rücken zu kehren, an die er im Laufe seines Lebens zu glauben gelernt hatte. Er wäre um keinen Deut besser als Ethan – verdammt, nicht einmal besser als Rosemary mit ihren kalten blauen Augen und ihrem Gaußgewehr. Er würde als Mittel benutzt werden, um Menschen wehzutun.
Wir müssen fliehen.
Das Gesicht noch immer im Kissen vergraben, nickte Jake.
Ich kann dir dabei helfen. Aber du musst mir vertrauen.
Jake merkte, dass er weinte. Ich habe Angst, Tamara. Ich bin kein Protoss. Ich habe keine alte Ahnenerinnerung daran, solcherart verbunden zu sein.
Ich weiß. Aber du hast schon so vieles akzeptiert. Ich glaube, dein Geist ist in der Lage, aufzunehmen, was ich mit dir zu teilen hoffe. Das ist der einzige Weg, dieses Wissen zu bewahren. Und… der einzige Weg, dich darauf vorzubereiten, mit noch mehr Wissen umzugehen. Wissen, das mein Volk retten könnte.
Und wenn ich mich weigere?
Ethan wird dich um Dinge bitten, die deinen Geist zerschmettern. Du wirst dazu verdammt sein, sie zu tun, ohne Hoffnung auf ein Entkommen. Und es ist möglich, dass noch Schlimmeres vor dir liegt, Dinge, von denen du
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