Dunkle Templer 01 - Erstgeboren
bin vor allem zweien gefolgt. Ich habe mit angesehen, wie sie die Schrift und das Kartenzeichnen entdeckten. Und jetzt haben sie diese Kristalle gefunden. Große, wunderschöne, leuchtende Dinger. Na, klingelt’s?«
Sie lachte. »Sie wollen mich auf den Arm nehmen. Dieselbe Art von Kristallen, wie sie in der Höhle waren?«
»Genau. Aber wenn man ein Protoss ist, dann ist scheinbar etwas Besonderes daran. Savassan, der ältere Protoss, berührte einen davon, und das half ihm, seinen Schützling besser zu verstehen.«
Sie zog die Stirn kraus. »Dadurch waren sie imstande, Gedanken zu lesen? Durch diese Kristalle?«
»Nein, nein, das konnten sie bereits. Aber die Kristalle halfen ihnen dabei, die Emotionen des anderen zu erspüren. Es ist ein bisschen wie…« Jake wusste nicht weiter. Im Traum, als er es miterlebt hatte, war es so klar gewesen. Kristallklar sozusagen. Nun, da er wusste, wie man Gedanken las, so wie es die Protoss taten – ein wenig jedenfalls –, fand er die menschliche Sprache auf einmal plump und wenig effektiv.
»Es ist, als läse man den Text von Liedern«, sagte er. »Man kann die Texte wie ein Gedicht lesen und die grundsätzlichen Inhalte erfassen. Aber wenn man sie mit einer Melodie unterlegt und mit einer Stimme, dann wird etwas ganz anderes daraus.«
Rosemary wollte sich gerade eine Gabel voll grauen Zeugs an den Mund führen, hielt aber inne und grinste. »Verdammt, Jake, Sie werden ja glatt zum Poeten.«
Er errötete. »Nun ja… die Protoss sind ein poetisches Volk.«
Sie lupfte skeptisch eine Augenbraue. »Ich fürchte, ,Poesie’ ist nicht der Begriff, der mir in den Sinn kommt, wenn ich mir die Protoss ansehe.«
Und er erwiderte ganz ernst: »Das liegt nur daran, dass Sie noch keiner waren.«
KAPITEL 17
Hass und Abscheu trieben ihn an.
Jake fühlte beides durch seinen Körper strömen, spürte, wie es durch sein Blut raste und ihn bis zum Überlaufen erfüllte. Es war rein, es war herrlich, und er schwelgte darin.
Sein Stamm wusste nicht, wo die Shelak die Scheußlichkeiten versteckten, aber das machte nichts. Die Furinax würden sich darauf konzentrieren, die Shelak auszulöschen, und…
*
»Hey, hey, ich bin ein Shelak! Ich bin Temlaa!«
»Du bist Jacob Jefferson Ramsey«, entgegnete Zamara aufreizend ruhig. »Du bist nicht Temlaa. Du hast nur seine Erinnerungen durchlebt.«
»Wer ist dieser Kerl? Er versucht, den Shelak wehzutun.«
»Natürlich versucht er das. Du musst ihn ebenso verstehen wie Temlaa. Du musst ihn bis ins Kleinste kennen, wenn du ein anständiger Hüter dieser Erinnerungen sein willst. Ich trage die Erinnerungen eines jeden Protoss, der je lebte, in mir, Jacob. Und bald schon wirst auch du das tun. Also sei still und lerne.«
*
… die anstößigen Relikte der Großen Betrüger zurücklassen und den Launen von Wetter und Zeit ausliefern. Der Dschungel mochte sie sich einverleiben. Sollte…
Jake zog die Schultern hoch und schauderte. Seine Haut wurde fleckig vor Trauer. Obwohl die Großen Betrüger schon so lange fort waren, war die Wunde der Furinax noch immer frisch. Warum? Warum waren sie weggegangen? Warum beharrten die Shelak darauf, sie zu verehren?
Die Furinax hatten versucht, es ihnen zu erklären. Sie hatten versucht, den Shelak klarzumachen, dass die Großen Betrüger es nicht wert waren, verehrt zu werden. Und es gab Gerüchte, dass die Wanderer von Afar es nicht gut mit den Protoss meinten, wenn auch die Einzelheiten im Wind der Zeit verweht waren, der auch nach den Steinen griff.
Jake liebte die Großen Betrüger – er hasste sie –, er tobte und wimmerte. Wie die Wahrheit auch aussehen mochte, eines wusste er sicher: Die Shelak waren Narren ob ihrer verblendeten Vergötterung.
Jake ballte die Fäuste, als seine Haut die Witterung von zwei Shelak aufnahm, die sich zu weit aus der Sicherheit des Dorfes entfernt hatten. Er schirmte seine Gedanken vor ihnen ab und begann sich an sie heranzupirschen.
*
»Ich will das nicht sehen. Ich will da nicht dabei sein.«
»Und doch warst du Temlaa, und mit seinen Händen hast du Furinax getötet.«
»Das war etwas anderes.«
»Nein.« Zamaras geistige Stimme war unerbittlich. »Nein. Das war nichts anderes. Veskaars Gefühle von Angst und Hass sind weder schlimmer noch besser als die von Temlaa. Ein Shelak ist nichts anderes als ein Furinax. Das musst du begreifen!«
*
»Hey, Dornröschen, dein Brei wird kalt.« Jake richtete sich kerzengerade auf. Er war
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