Dunkle Träume (Wächterschwingen) (German Edition)
wird keiner hier herauskommen. Sollte ich überleben und es dich dann auch noch geben, werde ich dich zu ihnen bringen. Innerhalb der Mauern funktioniert die Translokation ohnehin nicht, wie du wissen müsstest.«
Murrend trat sie zur Seite und ließ sie passieren.
Jenna kniete sich an das Wasserbecken und trank ein paar Schlucke aus der Hand. Als Farbe auf ihre Wangen zurückkehrte, hockte sich Kyrian neben sie, um sich die gröbsten Blutspuren von Gesicht und Körper zu waschen. Der metallene Geruch verursachte ihm Übelkeit, obwohl Gargoyles rohes Fleisch liebten. Das zeigte ihm erneut, wie viel von der dunklen Seite in ihm steckte.
Jenna schaute ihn durchdringend an, doch ihr Blick war unergründlich. Ekelte sie sich vor ihm? Hatte es sie abgestoßen, wie er Taimul getötet hatte?
Natürlich hatte es das und er konnte es ihr nicht verdenken. Er sollte nach wie vor daran festhalten, sie nicht mehr zu sehen. Sobald er sie nach Hause gebracht hatte, würde er sein Leben in Vincents Klan aufgeben. Die Goyles würden ihn ohnehin nicht mehr in ihrer Mitte haben wollen.
Mal abwarten, wie sich die Situation im Dunklen Land entwickelte. Lothaire war gestürzt und Jenna dann hoffentlich in Sicherheit, vielleicht würde Dante ihn hier akzeptieren.
Plötzlich hallten Donnerschläge durch das Verlies und Jennas Augen weiteten sich. »Was ist das?«
Sie liefen in den Gang, wo Dante mit gezücktem Schwert stand, Pyra mit dem Bogen an seiner Seite. »Die Wachen versuchen, die Tür einzurammen!«
Wenigstens sah sie massiv aus, die Männer würden eine Weile beschäftigt sein, doch … »Wir sind hier eingesperrt. Gibt es keinen anderen Weg hinaus?«
Lothaire in seiner Zelle lachte. »So, wie es scheint, werdet ihr alle mit mir hier verrotten oder von meinen Leuten niedergemetzelt. Lasst mich frei, und ich werde aushandeln, dass euch nichts geschieht.«
Niemand beachtete ihn, dafür wurden die anderen Gefangenen unruhig. Rufe ertönten. »Lasst uns frei und wir kämpfen an eurer Seite!«
Die Häftlinge hatten bis jetzt keinen Laut von sich gegeben. Wie eingeschüchtert sie sein mussten. Kyrian konnte sich genau vorstellen, was Lothaire und seine Handlanger ihnen angetan hatten.
»Lasst sie heraus!«, befahl Dante und überreichte Kyrian Lothaires diamantenbesetztes Schwert. »Jeder Kämpfer mehr erhöht unsere Chancen.«
Kyr bewunderte seine Ruhe. Der Krieg hatte den Königssohn tatsächlich verändert, von dem weichen Knaben schien zumindest äußerlich nichts mehr übrig zu sein.
Pyra machte sich mit Myra und Jenna daran, die Zellen zu öffnen, wobei Kyrian sie nicht aus den Augen ließ. Zuerst musste er sehen, wer sich hinter den Gittern verbarg. Da gab es verängstigte Menschenfrauen, eine schwarzhaarige Dämonin mit einem Baby auf dem Arm, deren Augen grün aufleuchteten, und sogar eine Handvoll weiblicher Dunkelelfen. Insgesamt schienen es über dreißig Frauen zu sein.
»Mutter konnte von hier fliehen. Hatte sie nicht einen geheimen Ausgang erwähnt?«, rief Myra Kyrian über ihre Schulter zu.
Sie hatte recht!
Pyra drückte Jenna den Schlüssel in die Hand und sagte: »Ich werde das Verlies danach durchsuchen«, woraufhin er davoneilte.
Kyrian blieb dicht bei Jenna und seiner Schwester, denn einige Gefangene sahen nicht sehr einladend aus, wie zum Beispiel ein blonder Vampir mit blutunterlaufenen Augen, der den Tumult mit gefletschten Fängen beobachtete. Er schien der einzige männliche Insasse zu sein.
Jenna zögerte, seine Zelle zu öffnen. Da er nur eine Pyjamahose trug, sah sie jeden seiner angespannten Muskeln und Sehnen.
Die Dämonin mit dem Baby trat neben sie und sagte abfällig: »Er ist okay, er wird euch nichts tun. Er hat gestern erst gefrühstückt.«
Kyrian beobachtete den Vampir genau, als er sich zur Dämonin stellte und auf das Baby starrte.
»Halte Abstand«, knurrte Kyrian.
»Das ist mein Kind«, erwiderte der Vampir genauso ungehalten, doch sein Gesicht wurde weich, als die Dämonin ihm tatsächlich das Baby in den Arm drückte.
»Nimm deinen blutsaugenden Balg.«
Der Kleine trieb sofort die Mini-Fänge in das Handgelenk des Vampirs und nuckelte, während er verzückt dabei zusah.
Bei den Höhlentrollen, was hatte Lothaire hier verbrochen? Ein Vampir mit einem Baby. Von einer Dämonin! Der König hatte das Erbgut zweier Todfeinde miteinander gekreuzt. Kyrian wollte gar nicht wissen, wie.
Er verschwendete keine weiteren Gedanken mehr an die beiden, denn Pyra kam zurück. »Ich
Weitere Kostenlose Bücher