Dunkle Träume (Wächterschwingen) (German Edition)
kalt, genau wie deine Schwestern.«
Lothaire lachte. »Kein letzter Kuss von einer hübschen Frau, bevor du stirbst, Verräter? Ich würde dir einen gewähren. Vielleicht beißt sie dir ja die Zunge ab.«
»Ich möchte einen Kuss von deiner Tochter«, grollte er.
»Ts, das würde dir so passen«, sagte Lothaire, »damit sie dir von ihrer Lichtkraft etwas abgibt.«
Amalena warf ihr einen raschen Blick zu, wobei ein wenig klare Flüssigkeit aus ihrem Mundwinkel trat.
Jenna verstand und konnte vor Aufregung kaum sprechen. »Kküsse sie, Kyrian, und denk dabei an mich!«
Rasch hob er den Kopf, soweit das der Gurt um seinen Hals zuließ. »Das ist nicht dein Ernst!«
»Bitte!« Sie nickte heftig, die Finger um das Gitter verkrampft. »Erfülle mir diesen Wunsch.«
Lothaire grinste in ihre Richtung. »Den Wunsch meiner Tochter wirst du hoffentlich nicht ausschlagen. Ich glaube, sie ekelt sich vor dir.«
Kyrians Mund, an dem noch Taimuls Blut klebte, sah wirklich nicht einladend aus, doch Jenna hätte ihn geküsst, wenn sie damit sein Leben retten könnte.
»Nur einen kurzen Kuss«, grollte Kyr, aber da hatte er die Rechnung ohne Amalena gemacht. Sie packte seinen Kopf und presste die Lippen fest auf seinen Mund. Dabei fielen ihre langen Haare über ihre Schultern und verdeckten die Sicht auf Kyrians halben Oberkörper.
Während der Kuss nie zu enden schien, amüsierte sich Lothaire prächtig. »Na, dein Gespiele scheint sich ja hinreichend mit meiner Nixe zu vergnügen, Tochter. Sollen wir ihn gemeinsam dafür bestrafen?«
Jenna knirschte mit den Zähnen. Was brauchte das Miststück so lange?
Als die Najade den Kopf hob, wusste Jenna es: Amalena hatte gewartet, bis sich Kyrians Schulterwunde geschlossen hatte. Das Wasser hatte ihn geheilt. Obwohl Kyrian ansonsten gegen Najadenmagie immun zu sein schien, zumindest was den Sexappeal dieser Wesen betraf, zeigte wenigstens das Wasser heilende Wirkung. Dankend nickte Jenna ihr zu und nahm gedanklich das »Miststück« zurück.
Lothaires Lächeln erlosch abrupt. »Was …?« Weiter kam er nicht, denn Kyr riss sich von den Gurten los, als bestünden sie aus Papier, und stürzte auf ihn zu. Dante hatte sie gar nicht richtig befestigt. Daher hatte er Kyrian zuvor auf die Wunde geschlagen und diese seltsame Geschichte erzählt.
Im selben Moment wie Kyrian aufsprang, zog Dante Lothaires Schwert aus der Scheide, sodass er unbewaffnet war, und rief Kyr zu: »Bring ihn nicht um!«
»Keine Sorge«, knurrte er, als er Lothaire zu Boden riss, »einen schnellen Tod hat er nicht verdient.«
Der König wand sich unter ihm, hatte aber nicht die geringste Chance, freizukommen. Kyrian hatte ihn regelrecht auf die Fliesen genagelt.
Jenna atmete auf. Offensichtlich hatte er seine alte Form zurück.
Pyra und sein Vater standen mit gezogenen Waffen über ihnen, doch Dante hielt sie zurück.
»Was soll das, Sohn?« Lothaires Augen blitzten. »Was wird hier gespielt?«
Dante sah aus, als würde er gleich einen Rückzieher machen, aber dann schaute er an Jenna vorbei auf Myra, und sein Gesicht nahm einen entschlossenen Ausdruck an. »Es wird Zeit, dass Ihr abdankt, Vater. Eure Herrschaft bringt nur Leid und Tod.«
»Ach, so ist das«, zischte er. »Du willst den Thron!«
»Nein, darauf bin ich nicht erpicht. Doch ich lasse es nicht länger zu, dass Ihr unschuldige Geschöpfe versklavt, Eure Experimente mit ihnen macht und nur Krieg im Sinn habt.«
»Bist du angepisst, weil ich deine Sklavin auspeitschen ließ?«, rief Lothaire.
Kyrian brüllte auf und ließ die Hand auf Lothaires Kopf sausen, sodass seine Krallen dessen Wange aufrissen.
»Wachen!«, brüllte Lothaire mit schmerzverzerrtem Gesicht, aber er versuchte sich nicht mehr freizukämpfen, denn Dante drückte ihm das Schwert an die Kehle, während er Kyrian seine Messer überreichte.
Lothaire schrie vor Zorn. »Köpft diese Verräter! Verschont auch meinen Sohn nicht!«
Pyra regte sich nicht, doch sein Vater trat einen Schritt näher.
Jenna verfolgte alles gebannt von ihrer Zelle aus, Myra dicht an ihrer Seite. Amalena stand etwas abseits, sah ebenfalls zu und schien abzuwarten, wobei sie an ihren Haaren spielte.
»Halt, Vater!«, sagte Pyra und stellte sich neben Dante. »Was wird hier gespielt?«
»Es ist an der Zeit, endlich unsere Geschichte zu ändern«, sagte ihr Bruder zu dem wilden Krieger. »Dieses Land sollte von einem gerechteren Mann regiert werden.«
»Von dir?«, fragte Pyra.
Erneut schüttelte
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