Dunkle Träume (Wächterschwingen) (German Edition)
miserable Hexe bin«, flüsterte sie und sah hastig zu ihm auf. Tränen schwammen im Blau ihrer Augen. »Ich bin ja gar keine Hexe.«
Du bist perfekt, wollte er sagen, und nicht nur, weil er stolz auf i h re Tat war, aber da rief sie: »Ich habe meinen Vater getötet!« We i nend wandte sie sich an Dante, der eben Myra aus seiner Umarmung ließ. »Das tut mir so leid.«
»Du hast richtig gehandelt«, sagte er. »Er hätte Myra umgebracht, ich hab die Mordlust in seinen Augen gesehen. Ich wünschte nur, ich hätte ihn für das, was er Myra und den andern angetan hat, lange leiden lassen können.«
Ein krachender Laut an der Tür ließ alle herumfahren. Sofort drängte Kyrian die Gefangenen, schneller zu machen. »Die Tür ist gleich zerstört!«
Fast alle waren bereits im Loch verschwunden. Myra hockte sich an die Kante und hob nacheinander die Zwillinge hinunter, wo sie ihr von Pyra abgenommen wurden. Dann ließ sie sich nach einem letzten Blick auf Dante von dem Krieger helfen und war verschwu n den.
Außer Kyrian befanden sich jetzt nur noch Dante, Jenna, die D ä monin mit dem Baby und der Vampir im Raum.
»Geh endlich, Lill!«, befahl Rakesh der schwarzhaarigen Unterwel t lerin. »Bringt euch in Sicherheit.«
Lill sah ihn durchdringend an. »Und was ist mit dir?«
»Ich will meine Rache«, knurrte er.
Sie zögerte kurz, stieß einen Fluch aus und küsste Rakesh flüchtig, bevor sie im dunklen Tunnel verschwand.
»Jetzt du«, sagte Kyrian zu Jenna.
Sie ließ sich ebenfalls in Pyras Arme fallen, dann ließ Kyrian seine Schwingen verschwinden und sprang hinterher.
»Vampir!«, rief er hinauf ins grelle Licht. »Komm endlich!«
»Damit du dir die stärksten Krieger zuerst schnappen kannst?«, kam es zurück. »Niemals!«
»Wie du willst«, murmelte er und erschrak, weil Jenna immer noch nicht weg war. Dante stand neben ihr, das gezogene Schwert in der Hand.
Sie besaßen nicht viel Bewegungsfreiheit, wenn sie hier unten kämpfen mussten, dafür konnten sie einer Wache nach der anderen den Kopf abschlagen, sobald sie in den Tunnel sprang.
»Was machst du noch hier?«, fuhr er Jenna härter als beabsichtigt an. »Folge den anderen!« Kyrian deutete an Dante vorbei in den dunklen Gang, der anscheinend vor Urzeiten in den Fels gehauen worden war. Die Schritte und Stimmen der Flüchtlinge drangen an seine Ohren, und schwach erkannte er noch das Licht der Laterne, der einzigen Lichtquelle hier unten. Für Jenna würde es bald zu du n kel sein.
»Werden wir uns wiedersehen?«, fragte sie mit erstickter Stimme.
Kyrian wusste es nicht und er wollte ihr auch keine Hoffnungen machen. Doch er wusste, was er jetzt brauchte, und das holte er sich. Er zog Jenna an sich und küsste sie.
Zitternd schmiegte sie sich an ihn, wobei sie den Kuss leide n schaftlich erwiderte und ihre Hände über seinen Rücken wandern ließ.
Für einen Augenblick schien die Zeit stillzustehen und Kyrian wünschte, er könnte sie wirklich anhalten, um den Moment nie e n den zu lassen.
Als über ihnen ein dumpfer Knall ertönte, kehrte er in die Realität zurück und ließ Jenna los. Die Wachen hatten die Tür zerstört!
»Jetzt geh!«
Jenna regte sich nicht. »Ist das der Abschiedskuss, den du mir nicht gewähren wolltest?«
Darauf konnte er ebenfalls nichts erwidern, denn er würde hier kämpfen und sterben, falls nötig, damit Jenna und seine Schwester am Leben blieben.
Während sie »sturer Goyle« murmelte, wandte sich Kyrian ene r gisch an Dante: »Versprich mir, sie sofort nach Hause zu bringen, falls ich nicht zurückkomme oder die Situation zu gefährlich wird.«
Dante nickte. »Ich verspreche es.«
»Vielleicht solltet du und Myra bei den Magiern Asyl beantragen.«
»Ich werde mein Land und mein Volk nicht im Stich lassen. Vor Vaters Anhängern fürchte ich mich nicht. Ich würde liebend gern an eurer Seite bleiben. Doch sollte Myra gehen wollen …« Seufzend ließ er den Kopf hängen. »… werde ich sie zu den Menschen bringen.«
»Ihr müsst los!«, drängte nun auch Pyra, als sie den Vampir au f schreien hörten und das Klirren von Klingen in ihren Ohren hallte. Pyra klopfte Dante auf die Schulter. »Das Land braucht einen neuen Regenten, und ein toter Prinz hilft niemandem.«
Dante drückte kurz den Arm seines Freundes und sagte: »Kommt nur alle heil nach.« Dann nahm er Jenna am Ellbogen und zog sie mit sich.
*
J enna tastete sich mit einer Hand an der rauen Felswand entlang, während Dante sie durch
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