Dunkle Träume (Wächterschwingen) (German Edition)
den Gefangenen, die sich in den Raum quetschten, und stieß im Hauptgang auf Myra und Jenna. Sie hatten ein paar Mütter und Kinder um sich geschart und versuchten, sie zu beruhigen. Myra hatte inzwischen beide Zwillinge auf dem Arm, während Jenna mit ihrer Heilkraft kleinere Wehwehchen versorgte.
»Mach dich mal nützlich, Vampir!«, rief Kyrian dem Blutsauger zu, der immer noch sein Baby hielt. »Hilf den Kindern und Frauen in den Tunnel.« Sie konnten jede Unterstützung gebrauchen, und der Mann sah aus, als würde er nicht gleich in Panik ausbrechen.
»Mein Name ist Rakesh«, erwiderte er, die Brauen zusammengezogen. »Und ich werde mich nicht vor einem Kampf scheuen.«
Der Kerl wollte doch nicht etwa warten, bis die Tür fiel?
Bevor Kyrian ihn ein zweites Mal auffordern musste, hatte er sein Kind der Dämonin in den Arm gedrückt, die nun glücklich aussah, es zurückzuhaben. Kyrian beobachtete, wie sie das Baby verstohlen auf den Scheitel küsste.
Sollte einer Dämonenweiber und Vampire verstehen. Beides Geschöpfe, die Kyrian nicht besonders mochte. Eigentlich konnten sich auch die beiden Rassen untereinander nicht leiden, aber jetzt hatten sie alle einen gemeinsamen Feind und das schweißte zusammen.
Lothaire wurde gerade von Dante freigelassen, wie Kyrian über die Köpfe der anderen erkannte. Als Dante die Zellentür öffnete, rammte Lothaire von innen dagegen, sodass sie gegen den Kopf seines Sohnes prallte und er auf den Boden geschleudert wurde. Benommen blieb er liegen.
Die Menge schrie auf und zerdrückte Kyrian beinahe. Er kam nicht an den Leuten vorbei. Er konnte nur hilflos zusehen, wie Lothaire auf den Wagen mit den Folterwerkzeugen zusprintete und ein langes Messer an sich riss.
Kyrian reagierte sofort, schleuderte eins seiner Messer über die Köpfe der drängelnden Gefangenen, traf den König jedoch nur an der Schläfe, weil jemand Kyrian angerempelt hatte. Verflucht!
Unbeeindruckt von dem Mordversuch schnappte sich Lothaire die nächste Person, die in seiner Nähe stand – und das war Myra mit den Kindern auf dem Arm.
Verflucht! Kyrian hatte zwar noch ein Messer, aber er könnte Myra treffen. Die Frauen ließen ihm keine Bewegungsfreiheit und er schaffte es kaum, sich durch die Menge zu kämpfen. Er konnte nur machtlos zuschauen.
Schnell drehte Myra dem König den Rücken zu, um die Kleinen zu schützen, während Lothaire die Klinge an ihren Hals drückte.
»Bleibt, wo ihr seid, oder sie stirbt!«, brüllte er.
Dante, der sich schwankend aufgerappelt hatte, erstarrte auf der Stelle, doch die anderen Gefangenen drängten nun noch panischer in den Nebenraum.
»Dich werde ich auch gleich zu deiner Mutter schicken, verräterisches Halbblut«, knurrte Lothaire seinen Sohn an.
Kyrian konnte im Leben nicht viel erschrecken, aber als Jenna vor Myra trat, seelenruhig sagte: »Lass mich bitte die Kinder nehmen«, und ihre Arme ausstreckte, beraubte ihn das für einem Moment sämtlicher Kräfte. Was tat sie da? Kyrian sah sie bereits tot in ihrem Blut liegen.
Lothaire lachte dreckig und machte einen abfälligen Kommentar über die Güte der Lichtelfen – doch plötzlich, als Jenna sein Handgelenk ergriff, ließ er die Klinge los und fiel rückwärts zu Boden.
»Was …« Erschrocken starrte Jenna auf ihre Hand, während Dante bei ihnen ankam und den reglosen Körper seines Vaters mit dem Fuß anstupste. Als keine Reaktion erfolgte, beugte er sich, das Schwert an Lothaires Kehle, zu ihm hinunter, um den Puls zu fühlen. Dantes Augen wurden groß. »Er ist tot!«
Mittlerweile war Kyrian ebenfalls bei Jenna angelangt und rüttelte an ihren Schultern. »Bist du von Sinnen?!«
»Ich … habe ihn getötet«, wisperte sie, wobei sie immer noch auf ihre Hand blickte.
»Myra, alles in Ordnung?«, fragten Dante und Kyrian gleichzeitig.
»Mir geht es gut«, antwortete sie mit zitternder Stimme und ließ sich in Dantes Umarmung sinken, die verschreckten Kinder in ihrer Mitte.
Bebend schmiegte sich Jenna an Kyrian. »I-ich habe nur gedacht: Dieses herzlose Monster!, und mir gewünscht, ihn aufzuhalten, mit einem Stromstoß oder egal wie. Ich wusste nicht, dass ich meine Kräfte auch zum Töten benutzen kann und sein Herz gleich aufhört zu schlagen. Ich wollte ihn nur stoppen, nicht umbringen.«
»Anders hättest du ihn nie aufhalten können«, sagte er nun sanfter und drückte sie erleichtert an sich. Sie hatte seine Schwester gerettet. Dafür war er ihr unendlich dankbar.
»Weil ich eine
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