Dunkle Träume (Wächterschwingen) (German Edition)
auf Jamie, außerdem ist er der Einzige, der dich sofort zurückholen kann. Und er unterstützt mich mit seiner außerordentlichen Fähigkeit, in die Köpfe anderer eindringen zu können.«
»Das klingt gut, das entlastet dich.«
Noir nickte. »Ja, es ist praktisch, einen Goyle zu haben, der ebe n falls herausfinden kann, ob jemand lügt, sofern es nicht subtil g e schehen muss.«
Jenna fand Nicks Fähigkeit auch faszinierend. Er konnte in and e ren Köpfen sogar verschollene Informationen finden, wenn diese Leute an Amnesie litten oder ihnen durch einen Schadenzauber E r innerungen genommen worden waren.
»Wie geht es Dominic und Akilah?«, fragte Jenna. »Ich habe sie seit der Untersuchung nicht mehr gesehen.« Da die beiden reinrassige Gargoyles waren, versteinerten sie bei Tag. Soweit Jenna wusste, w a ren die zwei ein Pärchen und teilten sich eine Wohnung.
»Es geht ihnen gut. Sie helfen mir, Beziehungen zu anderen Klans zu knüpfen, die nicht so einen engstirnigen Oberen haben wie Grimsley einer ist, und suchen nach weiteren Goyles oder verstoß e nen Gargoyles. Magnus hat da noch einige interessante Signaturen auf seinen Satellitenbildern.«
Grimsley war der Anführer des Londoner Gargoyle-Klans, bei dem Vincent und auch Dominic und Akilah früher gelebt hatten, doch warum das Gargoyle-Pärchen jetzt hier lebte, wusste Jenna nicht. Noir war ihr ausgewichen, als Jenna sie darauf angesprochen hatte, also wollte sie nicht nachfragen. Es gab wohl einen triftigen Grund.
»So.« Resolut klappte Noir Kyrians Akte zu. »Genug vom Thema abgelenkt. Ich schicke dir Kyrian mit, oder ich rege mich so auf, dass du nicht wegfahren kannst, weil es mir so schlecht geht.«
Seufzend verschränkte Jenna die Arme vor der Brust. »Na gut, du Erpresserin«. Dafür erntete sie von Noir ein so breites Lächeln, dass sie ihr nicht böse sein konnte.
Kapitel 6 – Kyrians Gedanken
S
obald Kyr die Augen schloss, stürmten Bilder auf ihn ein: vom Dunklen Land, seiner Schwester oder den langen, qua l vollen Jahren, als die Dunkelelfen ihn im Auftrag des Königs zum Killer ausgebildet hatten. Dank seines Gargoyle-Erbes war er größer und weniger zierlich als sie, daher schöpften die M a gier bei seinem Anblick keinen Verdacht.
Da Hexen und Zauberer in der Menschenwelt weitgehend unter sich blieben, ihr eigenes Internet hatten und nach außen hin nicht auffallen wollten, taten sich auch die Dunkelelfen schwer, sie aufz u spüren. Doch Kyrian hatte mittlerweile einen Riecher für alles Mag i sche entwickelt, daher war er des Königs bester Mann.
Heute begann seine Einschlafphase anders, vielleicht, weil er nur noch an sie denken konnte, seit er ihr Foto gesehen hatte: Jenna Fairchild. Morgen würde er an ihrer Seite durch England reisen.
Als er sich dazu entschlossen hatte, sich operieren zu lassen, war er sich darüber im Klaren gewesen, sich ihr und den Magiern voll und ganz auszuliefern. Kyr war während des Eingriffs nicht bei Bewuss t sein gewesen. Hätten sie herausgefunden, wer er war, würde er jetzt nicht mehr in seinem Bett liegen. Schon vor Jahren, als er sich in der Menschenwelt eingelebt hatte, ließ er sich sein Stammeszeichen überstechen, um nicht gleich erkannt zu werden. Bei jedem männl i chen Dunkelelfen, dessen Vorfahren aus einer alten Kriegerkaste stammten, bildete sich im Laufe des Lebens ein Muster aus Linien und Bögen, das sich von der Leistengegend bis über den restlichen Körper ziehen konnte. Es zeigte seine Abstammung, Rasse und Stärke. Leider verriet es jedem Außenstehenden, wer sie waren. D a her hatte Kyr einen Tätowierer aufgesucht, um das Stammeszeichen abzuändern. Glücklicherweise war es dank seiner Mischgene nicht besonders auffällig und konzentrierte sich nur auf seine Körpermitte. Die Hexe schien keinen Verdacht geschöpft zu haben, als sie ihn nach der Operation nackt gesehen hatte.
Kyr stöhnte in sein Kissen, während er an das Gefühl dachte, das in seinem Unterleib herangewachsen war, als Jenna ihm über die Hörner gefahren war. Das war sehr erregend gewesen. Diese kleine Hexe musste ihn verzaubert haben oder warum bekam er sie nicht mehr aus dem Kopf?
Immer tiefer glitt er in seine Traumwelt. Er hatte die Hexe vom ersten Moment an attraktiv gefunden, obwohl ihm die Dunkelelfen sein Leben lang eingetrichtert hatten, alle anderen magiebegabten Wesen zu hassen. Doch irgendetwas besaß Jenna, das ihn zu ihr hi n zog. Ob es an ihrer vermeintlichen Elfenseite lag?
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