Dunkle Träume (Wächterschwingen) (German Edition)
hatte?
»Wohin musst du denn genau?«, fragte Nicolas durch das geöffnete Fenster.
»Weißt du, wo Bridlington ist?«
Er kratzte sich am Kinn. »Tut mir leid, keine Ahnung.«
Sie überlegte, welche größere Stadt in der Nähe lag. »York? A n sonsten irgendwo an der Küste von Yorkshire, im Norden En g lands.«
»York kenne ich.«
Sofort steuerte er auf eine freie Betonwand in der Garage zu. Er sah wild aus mit seinen langen Zöpfchen und den Schwingen, die bei diesem Dämmerlicht wie ein Mantel wirkten. Nick hatte was von einem Cowboy.
Als Kyr die Viper startete, um ihm langsam hinterherzufahren, gingen ihr das Geräusch und die Vibrationen des Motors durch und durch. Sie bekam eine Gänsehaut und lehnte sich in den bequemen Schalensitz zurück.
Nicolas zeichnete einen kleinen Kreis an die Wand. Er leuchtete blau auf und Jenna erkannte durch das Guckloch grüne Hügel und Felder. Nicolas öffnete das Portal weiter, steckte den Kopf hindurch und schaute nach links und rechts. »Okay, die Luft ist rein.« Schnell zog er mit Jamies Hilfe das Dämonentor so weit auf, dass sie mit dem Auto hindurchpassten. »Ab mit euch und gute Reise!«
Jenna winkte ihnen, während Kyrian Gas gab und durch das Portal fuhr, bis sie auf einer Landstraße herauskamen. Kyr machte eine scharfe Kurve und brachte die Viper in die Spur. Als Jenna sich u m drehte, sah sie noch kurz das Tor auf einer riesigen Werbetafel am Straßenrand, bevor es sich schloss. Jetzt war sie viele Meilen von London und ihren Freunden entfernt. Allein mit dem unnahbaren Goyle. Starr blickte er auf die Straße und sagte kein Wort, wirkte kühler als zuvor. Seine Hand krampfte sich ums Lenkrad. Der Roadster passte zu ihm. Als ob er bewusst dieses Auto gewählt hatte, um andere auf Abstand zu halten. Es gab eine durchgehende Mitte l konsole, die so breit war, dass sie niemals miteinander in direkten Körperkontakt kamen.
»Wo sind wir hier eigentlich?«, fragte sie.
Er tippte auf dem Navigationsgerät herum, das sich ebenfalls in der Konsole befand. »In der Nähe von York.«
»Perfekt.« Das war von ihrem Zielort nicht allzu weit weg, etwa 60 Meilen. »Lass uns zuerst nach Bridlington fahren.«
Kyr gab den Namen der Stadt in das Navi ein, wobei Jenna seine schlanken Finger bewunderte. Er besaß keine Krallen, wie manch andere Goyles. Obwohl sie diesen Mann von Kopf bis Fuß durc h leuchtet hatte, blieb er undurchsichtig. Sie wollte zu gern wissen, was er dachte. Konzentrierte er sich voll auf seinen Job oder war ihm ihre Anwesenheit unangenehm?
Sie schielte auf seine Beine, die im relativ engen Cockpit gut Platz fanden. Jenna hatte ohnehin keine Probleme, ihre Füße auszustr e cken, doch Kyrian war größer. Größer noch als Ben, und der war nicht klein für einen Mann. Himmel, verglich sie jetzt ihren Ex mit Kyrian? Die beiden waren allein von der Art grundverschieden. Ben hätte mit ihr geplaudert, das Radio angeschaltet und zur Musik g e summt. Eigentlich war Bens Anwesenheit im Gegensatz zu Kyrians angenehm gewesen. Leider hatte er zu sehr geklammert und es war meistens nach seinem Kopf gegangen.
War sie vielleicht zu anspruchsvoll?
Gab es überhaupt den perfekten Mann?
Was wollte sie wirklich?
Erneut fühlte sie diese innere Zerrissenheit. Vielleicht sollte sie z u erst mit sich ins Reine kommen, bevor sie eine neue Beziehung b e gann. Daher sollte sie anfangen, Kyrian nur als ihren Fahrer und B o dyguard zu sehen.
Schweigend fuhren sie einige Meilen. Sich zu unterhalten wäre s o wieso nur in Geschrei ausgeartet, denn der Wind, der um das Stoffverdeck flatterte, erzeugte Lärm, der an Jennas Nerven zerrte. Das Auto war also doch nicht so perfekt wie der erste Eindruck.
»Kannst du das Verdeck öffnen?«, fragte sie nach geschätzten we i teren drei Meilen. Das Cockpit kam ihr mit einem Mal bedrückend vor und Kopfschmerzen kündigten sich durch ein sanftes Pochen in ihren Schläfen an. Kyr nickte und fuhr einen kleinen Rastplatz an. Zu dieser vormittäglichen Zeit waren ein paar Reisende unterwegs, die jedoch lediglich die öffentlichen Toiletten benutzten. Niemand saß an den Picknicktischen.
Nachdem Kyrian ausgestiegen war, hantierte er am Kofferraum und öffnete das Dach. Mit wenigen Griffen hatte er das Verdeck verstaut, und sie fuhren auf die Straße zurück. Es entstanden ve r hältnismäßig wenig Luftwirbel, und die Fahrt war viel angenehmer als zuvor. Lächelnd sah sie zu Kyr, an dessen schwarzem Haar der Wind
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