Dunkle Träume (Wächterschwingen) (German Edition)
konnte kaum wegsehen. Er hockte sich neben ihn und griff ihm in die Haare. »Hör auf damit!«
»Ah, endlich mal eine Regung. Hat ja ewig gedauert, bis du hier warst«, sagte Jamie kühl und klang mehr wie der Zash als der Mann, den Nicolas kannte. Er wusste, der Kleine spielte mit ihm. Und er hatte gewonnen. Nick gab auf. Er bog Jamies Kopf zurück und küs s te ihn hart auf den Mund. Dabei griff er mit der anderen Hand an das pralle Geschlecht. Es zuckte, und Jamie stöhnte an seine Lippen.
»Ich sehe es in deinem Blick, wie du dich nach mir verzehrst.«
»Und du nutzt das schamlos aus«, knurrte Nick.
Jamie sah ihn flehend an. »Schlaf mit mir, nimm mich, lass mich vergessen. Bitte.«
Wie gern wollte er das tun, nur wäre das Jamies Untergang. »Kann nicht, es würde dich zu sehr schwächen, du brauchst deine letzten Kräfte für …«
»Erwähne nicht seinen Namen«, unterbrach er ihn. »Ich bin hier, um für einen Moment auszublenden, dass er mein Leben b e herrscht.«
Nick konnte ihn vergessen lassen, auf andere Weise. Es wäre nicht erfüllend für ihn selbst, aber vielleicht für den Kleinen. Nick massie r te den heißen Schaft, bis Jamies Körper bebte und es warm über seine Hand lief. Nun war er derjenige, der Jamie keine Sekunde aus den Augen ließ, jede seiner Regungen betrachtete, das erst ang e spannte Gesicht, dann die Erlösung. Ein Lächeln huschte über Jamies Lippen.
»Nick«, wisperte er, »bitte küss mich noch mal.«
Und das tat er.
Kapitel 10 – Weissagungen
K
yrian atmete auf und inhalierte die salzige Meerluft, als sie an der Nordseeküste die Hafenstadt Bridlin g ton erreichten. Mit Jenna im Auto zu sitzen, zerrte an seiner Selbstbeher r schung. Sie war allein mit ihm und vertraute ihm, weil er einer von Noirs Goyles war. Er könnte sich sofort mit ihr ins Dun k le Land translozieren. Aber er musste sich gedulden. Falls sie nur eine gewöhnliche Hexe war, wollte er sie dem König nicht au s liefern.
Wünschte er etwa, sie wäre nicht diejenige, die er suchte? Wo er schon so lange darauf wartete, endlich seine Schwester zu befreien und selbst frei zu sein? Und würde König Lothaire ihnen tatsächlich die Freiheit schenken?
Außerdem wusste er nicht, wie stark Jenna war, bisher hatte er noch nichts von ihren magischen Künsten gesehen. Das sollte er zuerst herausfinden.
Sie wies ihn an, die Hafenstraße entlangzufahren und zog eine Karte aus der Handtasche. Es war keine gewöhnliche Straßenkarte, sondern eine der Magiergilde. Sämtliche Kultstätten und andere für Hexen und Magier bedeutsamen Orte waren darauf verzeichnet, w o von es in Bridlington nicht besonders viele gab. Kyrian besaß solch einen Plan von London. Bisher hatte er ihn noch nicht Lothaire überreicht. Die Karte wollte er als Bonus behalten.
Systematisch begannen sie im Ortskern von Bridlington und arbe i teten sich nach außen vor. Zuerst fragten sie in den Hotels und Pe n sionen, in denen Jennas Vater übernachtet hatte, doch dort erinnerte sich niemand an ihn. Er hatte wohl einen Vergessenszauber ang e wandt und seinen korrekten Namen verschwiegen.
Im Schnelldurchlauf suchten sie anschließend alle medizinischen Einrichtungen auf und machten eine Führung im historischen Bayle Museum mit. Sogar einen Bunker sahen sie sich an. Jenna zeigte j e dem Angestellten ein Foto von William Fairchild und fragte, ob sie sich an ihn erinnern konnten. Alle verneinten.
Kyrian prägte sich das Bild gut ein. Vor der Operation hatte er Mr. Fairchild nur mit Gesichtsschutz zu sehen bekommen. Der Mann hatte kaum Ähnlichkeit mit seiner Tochter, wirkte eher stämmig, mit einem rundlichen Gesicht und rotblondem Haar.
Kyr hielt sich im Hintergrund und sprach nur das Nötigste. Doch er studierte die kleine Hexe, ihre Art, sich zu bewegen, zu sprechen und auf andere Menschen einzugehen. Sie besaß ein Wesen, das alle sofort gefangen nahm. Die Leute lachten mit ihr und erzählten ihr alles, was sie wissen wollte. Das passte ihm irgendwie nicht.
Gegen Nachmittag und drei Sehenswürdigkeiten später saßen sie in einem Café am Hafen und beobachteten Möwen, die auf dem he l len Sandstrand nach Fressen suchten. Es war ein klarer Somme r tag und von der Promenade hatten sie einen hervorragenden Blick auf die Kreidefelsen im Hintergrund.
Jenna sah müde aus, ihre Füße taten ihr offensichtlich weh, denn sie zog ihre Sandaletten aus. Kyrian riskierte einen Blick auf ihre kleinen Zehen, auf denen perlmuttfarbener
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