Dunkle Träume (Wächterschwingen) (German Edition)
spielte.
Plötzlich drehte er den Kopf und schenkte ihr einen kurzen, aber so durchdringenden Blick, dass es ihr trotz Fahrtwind in ihrem Sommerkleid zu heiß wurde.
War das Blau seiner Augen eine Nuance dunkler geworden?
Er betrachtete ihre Knie, die unter dem Saum hervorspitzten, b e vor er sich wieder auf die Straße konzentrierte. Sein Mundwinkel zuckte, sein Gesicht entspannte sich. Ach, wenn sie doch nur G e danken lesen könnte wie ihre Freundin. Wobei das bei ihm leider nicht funktionierte, dazu war er wohl zu wenig Mensch.
Jenna rutschte tiefer in den gemütlichen Sitz und genoss die Sicht auf die herrliche Landschaft. Grüne Wiesen, sanfte Hügel, Felder, Kühe. Nur Natur. Tief atmete sie durch und fühlte sich seit langem frei.
Kapitel 9 – Provokation
N
ick wollte Jamie nicht daran hindern, ins Desiderio zu gehen, denn ein wenig Vergnügen stand ihm schließlich zu. Vielleicht würde es dem Kleinen gu t tun. In diese Dämonenbar kehrte er selbst öfter ein, um sich ein bisschen Spaß zu gönnen und sich zugleich mit der nötigen Energie aufzul a den, die er für sein Dämonendasein brauchte. Also folgte er Jamie durch ein Portal nach Florenz, wo sich in den Kellergewölben eines verlass e nen Gebäudes das Etablissement befand, in dem sich alle möglichen Kreaturen vergnügten – bis auf Vampire, die hatten wegen einer a l ten Fehde Hausverbot.
Wie immer, wenn er den Türsteher passiert hatte, schlug ihm feuchtwarme Luft entgegen, die mit süßlichem Rauch getränkt war. Dafür sorgten zahlreiche Räucherstäbchen. Leise Musik spielte im Hintergrund – tiefe Schwingungen ähnlich dem Zusammenspiel mehrerer Didgeridoos, die Nicks Brustkorb zum Vibrieren brachten.
Das italienische Flair der Stadt hatte auch auf das Desiderio abg e färbt. Marmorne Säulen und Bögen stützten die hohen Wände; die Mauern besaßen Natursteinoptik und waren mit künstlichem Efeu verziert. Den Mittelpunkt des Raumes bildete ein großer Brunnen mit scharlachroten Wein-Fontänen. Satyrn und Nymphen badeten mit Vorliebe darin.
Weiter hinten befanden sich zahlreiche Nischen, in die sich die B e sucher zurückziehen konnten, um sich lustvollem Treiben hinzug e ben. Einige der schwarzen Samtvorhänge waren zugezogen und g e dämpfte Stöhnlaute drangen an Nicks Ohren.
Jamie steuerte sofort auf das letzte freie Separee zu und setzte sich auf ein Sofa. Nick nahm an der Bar platz, denn von dort hatte er einen wunderbaren Blick in die Nische. Er bestellte sich einen Sex in the Dungeon und schlürfte an dem dunkelroten Drink, ohne jemals die Augen von dem Kleinen abzuwenden.
Als ein nackter Mann vorbeilief und Jamie grinsend begrüßte, zog sich Nicks Magen zusammen. Alessandro, auch Al genannt, war schon längere Zeit im Desiderio beschäftigt. Der Lustsklave mit dem kurzen braunen Haar, bestimmt nicht älter als zwanzig, war das E i gentum des Klubbesitzers Malestus und noch dünner als Jamie. Dadurch wirkte er viel jünger. Nick wusste, dass sich Jamie vorzug s weise mit Al vergnügte, was ihm immer weniger gefiel. Zähnekni r schend beobachtete er, wie sich die beiden erst unterhielten und dann zu knutschen anfingen. Al saß auf Jamies Schoß, rutschte bald tiefer, streichelte seine Brust und öffnete schließlich die Hose. Jamie warf den Kopf zurück, als Al seine Erektion in den Mund nahm. Hastig stellte Nick das Glas zurück auf den Tresen, bevor er es noch zerdrückte. Sein Magen knurrte. Nein, das war nicht sein Magen, sondern der Laut drang aus seiner Kehle, wie er erschrocken fes t stellte. Jamie starrte ihn ununterbrochen an, was es noch unerträgl i cher machte. Sein Verhalten verletzte ihn. Er war unglaublich w ü tend. Doch als er bemerkte, dass sich Jamie kein bisschen auf den Jungen zu seinen Füßen konzentrierte, wusste er: Der Kleine forde r te ihn heraus, wollte ihn verführen. Denn er wollte sterben.
Jetzt reichte es ihm. Er leerte sein Glas, ging um den Brunnen he r um und betrat Jamies Separee. Nick versuchte die Stimme so ruhig klingen zu lassen, wie er es in seinem Zorn vermochte, und schickte Al weg. Der sah Jamie fragend an.
»Ist schon okay«, sagte dieser, woraufhin der Sklave verschwand.
Sofort schloss Nick den schweren Vorhang. Im Separee wurde es dunkler. Nur ein elektrischer Kerzenleuchter an der Wand spendete schummriges Licht. Jamie beobachtete Nick von der Couch aus. Er saß immer noch mit geöffneten Beinen da; seine Erektion glänzte von Alessandros Speichel. Nick
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