Dunkle Träume (Wächterschwingen) (German Edition)
schon immer vermutet, dass du mir etwas ve r schweigst, aber dass du mir meine Mutter vorenthältst …«
»Es war doch nur zu deinem Schutz!«, rief ihr Vater und atmete tief durch. »Ida … Isla hatte befürchtet, dass dein Bruder und du eine Verbindung herstellen könntet, deshalb habe ich dich abg e schottet. Jetzt hat man ja gesehen, warum sie das wollte. Es hätte dich fast das Leben gekostet!«
»Weil sie eine Lichtelfe war«, flüsterte Jenna. Viele Zusammenhä n ge wurden ihr nun klar. »Dann war sie eine Sklavin?«
Dad nickte. »Sie gehörte dem Dunklen König, bis sie fliehen kon n te.«
»Und Myra?«, warf Kyr ein. »Was ist mit ihr?«
Jenna sah ihm an, wie sehr er sich sorgte. »Ihr geht es gut. Dante beschützt sie. Er hat gesagt, wir sollen nicht ins Dunkle Land ko m men.« Sie erzählte ihm nicht, dass Myra ein Baby von Dante bekam und es schlimm enden könnte, sollte König Lothaire davon erfahren. Sie wollte Kyrian jetzt nicht unnötig aufregen. Zuerst musste sie den anderen beweisen, dass er ihnen nicht schaden würde.
Vincent trat zu ihnen. Während er Kyrian nicht aus den Augen ließ, fragte er in die Runde: »Wieso wussten wir nichts von Isla?«
Magnus räusperte sich. »Es waren nur die Mitglieder des Magierr a tes eingeweiht. Sprechen wir später darüber. Ich brauche Namen!«
Kyrian tat, als hätte er Magnus nicht gehört, sondern blickte unu n terbrochen zu Jenna. »Mein Dasein war nur darauf ausgerichtet, de i ne Mutter und jeden, den sie kannte und der ihr half, zu finden. N e benbei musste ich zahlreiche andere Magier ausliefern. Um Myra auszulösen. Das war mein einziges Ziel. Und ich war erfolgreich, habe in der kurzen Zeit, in der ich für Noir gearbeitet habe, einige wichtige Persönlichkeiten der Magierwelt aufgespürt. Politiker, B e rühmtheiten, Geschäftsleute: Montgomery Taylor, Peter Burns, A n nika Raider …«
Während Kyrian die Namen aufzählte, lief Magnus zu einem der Rechner und tippte hektisch auf der Computertastatur herum.
»Doch als ich dich sah und wir diese Reise machten …« Kyrian holte tief Luft, als müsste er all seine Kräfte mobilisieren, um weite r zusprechen. »Das hat mich verändert. Du hast mich verändert, Je n na. Ich wusste nicht mehr, was ich tun sollte: dich ausliefern oder Myra opfern und somit auch mein Leben. Ich werde für immer K ö nig Lothaires Sklave sein, wenn ich ihm nicht die Menschen bringe, die er am meisten verabscheut.«
Plötzlich herrschte Totenstille. Nur das Klappern der Tastatur war zu hören. Jenna vermochte nicht den Blick von Kyrian abzuwenden. Ihr großer, starker Krieger hatte ihr eben ein Geständnis gemacht. Bedeutete das, er empfand etwas für sie, das über Freundschaft hi n ausging? Doch die Wahrheit schockierte sie, obwohl sie es eigen t lich wissen müsste. Kyrian war nicht nur ein Krieger – er war ein Gefa n gener des Dunklen Landes, einer Welt, die sie niemals kenne n lernen wollte.
»Sie leben!«, rief Magnus in die Stille, sodass Jenna zusammenzuc k te.
Er drehte den Monitor herum, damit alle auf den Bildschirm sehen konnten, und deutete auf die Gesichter, die darauf aufleuchteten. »Das sind genau die Leute, die einen anonymen Tipp bekamen, kurz bevor es zu den Anschlägen kam. Ihnen ist nichts passiert. Alle fün f zehn Personen haben mittlerweile andere Identitäten bekommen.«
Jenna krallte die Finger in den Fensterrahmen und starrte Kyr an. »Du hast sie gewarnt, nicht wahr?« Bitte, lass es so sein!
Kyrian ließ den Kopf sinken.
»Kyr!«
Sein Kopf bewegte sich kaum merklich, aber Jenna hatte das N i cken gesehen. Gott sei Dank! »Warum?«
Lange herrschte Schweigen im Raum, bis Kyrian leise sagte: »Das, was ich bei Noir und in Vincents Klan gefunden habe … dieses G e fühl, irgendwo wirklich dazuzugehören …« Abrupt sah er sie an, seine Iriden blitzten. »Das hat mich verweichlicht.«
Jenna lächelte. Sie erkannte den gebrochenen Stolz in seinen A u gen, doch da gab es noch etwas anderes. Kyrian war nicht mehr der Mann aus dem Dunklen Land, sondern er hatte sich tatsächlich ve r ändert.
»Seht ihr? Er ist einer von euch. Einer von den Guten!«, rief sie e r leichtert.
»Das kann alles nur gespielt sein«, sagte Dad. »Obwohl die Du n kelelfen in einer anderen Dimension leben, dringen sie immer mehr in unsere Welt vor. Sie infiltrieren uns schon seit Jahrzehnten. Ihnen ist nicht zu trauen, ansonsten werden sie uns eines Tages unterj o chen.«
»Ihr seid nicht ganz unschuldig
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