Dunkle Träume (Wächterschwingen) (German Edition)
daran!«, rief Kyr. »Ihr habt dem Dunkelelfenvolk vor zweitausend Jahren, als es den Krieg verlor, befohlen, ihr Land nicht mehr zu verlassen. Habt sie dorthin ve r bannt, und sie konnten in Ruhe ihren Hass pflegen und finstere G e danken schmieden. Das hat sie noch bösartiger werden lassen.«
Jenna erinnerte sich aus dem Schulunterricht an die Mythenwel t kriege, in denen sich alle magiebegabten Wesen gegenübergestanden hatten, um ihre Macht auszuloten. Die Magier und Lichtelfen hatten damals die Dunkelelfen in die Knie gezwungen und sie in ihr Reich zurückbefohlen. Hexen und Zauberer lebten seitdem weiterhin in der Menschenwelt, während sich die Lichtelfen nach Gwandoria z u rückgezogen hatten, ein Reich, in dem immer Frühling herrschen sollte.
»Dieses düstere Land stärkt die Dunkelheit in ihren Herzen. Daher gieren sie nach Lichtelfen.« Kyrian starrte Jenna intensiv an. »Sie gi e ren nach dem Licht in ihren Herzen.«
Ihr stockte der Atem. War Kyrian deshalb so auf sie fixiert? Er b e gehrte sie nur wegen ihrer Lichtseite? Er hatte gesagt, dass sie ihm etwas von ihrer guten Energie abgab. Waren Dunkelelfen süchtig danach?
Kyr blickte über die Köpfe der Anwesenden und grollte: »Doch es ist ihnen gelungen, zurückzukehren, während ihr nicht ins Dunkle Land könnt, um sie zu schwächen. Das hat die Dunkelelfen stark und stolz gemacht.«
Warum erzählte Kyrian ihnen das? Er verriet damit sein Volk. Nein, er sprach nicht von seinem Volk. Er musste es hassen. Wenn sie an die grausamen Bilder dachte, die Dante ihr geschickt hatte … Die Dunkelelfen hatten Kyr sein Leben lang malträtiert, er musste sie verachten. Sie hörte den Hass aus seiner Stimme. Kyr hatte all das nur für Myra getan.
»Sie schmieden Pläne, vernichten jeden, der sich nicht auf ihre Se i te stellt, und rekrutieren alle anderen.«
Vincent schnaubte. »Und da habt ihr Angst, wir würden die Wel t herrschaft an uns reißen wollen?«
»Wer hat dir das erzählt?«, fragte Jenna ihn leise.
»Noir.«
Beinahe musste sie schmunzeln. Noir, die Dämonen-und-alles-was-sonst-noch-böse-ist-Vernichterin. Ob sie der »guten alten Zeit« ein wenig hinterhertrauerte? Ein bisschen vielleicht, doch Jenna glaubte, dass ihre Freundin mit ihrem neuen Leben glücklich war.
»Denkst du auch so wie die Dunkelelfen?«, fragte Magnus.
Kyrian sah den Magier eindringlich an und sagte mit einem Blick auf Jenna: »Ich würde jedem Dunkelelfen eigenhändig den Kopf a b schlagen, um Jennas Leben zu retten.«
Sein intensiver Blick ging ihr durch und durch. Seine Worte s o wieso.
Tief atmete ihr Vater ein und stellte die Sprechanlage ab. »Wir müssen einen letzten Test machen.«
»Was für einen Test?« Sie las in Dads angespanntem Gesicht, dass ihr das nicht gefallen würde.
»Vincent«, sagte Magnus. »Wir brauchen deine Hilfe.«
»Was soll ich tun?«
»Du musst Jenna festhalten.«
»Warum?« Was hatten sie vor? Ihr Herz raste. Es musste etwas sein, das sie aufregte.
Vincents Stirn legte sich in Falten, doch er erwiderte nichts.
Magnus klopfte ihm auf die Schulter. »Vertrau uns einfach.« Dann stellte er die Sprechanlage wieder an.
Kyrian hatte sehr wohl bemerkt, dass etwas im Gange war. »W a rum haltet ihr Jenna fest?«
Als Dad zu sprechen begann, jagte ihr seine emotionslose Stimme eine Gänsehaut ein. »Dadurch, dass du ihre Identität aufgedeckt hast, ist sie eine Gefahr für uns alle. Du weißt nicht, was du getan hast. Deinetwegen muss meine Tochter nun sterben.«
»Was?« Jenna verstand nicht, wovon er redete, und versuchte, sich aus Vincents Griff zu befreien, doch der hielt sie eisern fest. »Meine Identität? Weil meine Mutter eine Lichtelfe war?«
Kyrian knurrte mit gefletschten Fängen und zog an den Fesseln.
»Dad?« Ihr Herz klopfte ihr bis in den Hals.
»Falls die Dunkelelfen Jenna bekommen, sei es, weil Dante sie ve r rät oder Kyrian es bereits getan hat, sind wir alle in großer Gefahr«, erklärte ihr Vater. »Besonders die Lichtelfen. Ohne diese starken Verbündeten sind wir alle dem Untergang geweiht.«
»Ich habe ihnen nichts von Jenna erzählt!«, rief Kyrian. »Aber Da n te weiß durch ihre Verbindung Bescheid.«
»Dante würde mich nie verraten, er hat mich sogar gewarnt.« A b wechselnd blickte sie von Dad zu Magnus und hinüber zu Mr. Fricks und den Goyles. Die Anspannung im Raum war fühlbar und auch Akilah wirkte alarmiert, doch niemand machte Anstalten, ihr zu he l fen. »Wovon sprichst du, Dad? Welche
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