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Dunkle Verlockung (German Edition)

Dunkle Verlockung (German Edition)

Titel: Dunkle Verlockung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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blind machte. »Wenn sie eine verwundbare Stelle hat, wird sie so kurz vor ihrem Eintritt in den Kader nicht wollen, dass sie bekannt wird.« Jessamy fiel nichts ein, was Michaela in dieser Hinsicht Sorgen bereiten könnte, aber sobald der Tag anbrach, würde sie ihre Akten daraufhin durchgehen. »Deine Theorie hat einen Schwachpunkt.«
    Sie nahm eine Bewegung wahr, und der zarte Hauch eines heißen, maskulinen Dufts ließ ihr den Atem stocken.
    »Kein Erzengel«, sagte sie, »und kein mächtiger Unsterblicher hätte einen einzelnen Vampir geschickt, um mich zu töten. Es wäre viel effektiver gewesen, mich von einer Gruppe von Engeln auf dem Nachhauseweg aufgreifen und in die Schlucht werfen zu lassen.«
    Galen verharrte vollkommen regungslos – als hätte sein Atem einfach ausgesetzt. Da erst bemerkte sie, dass sie ihn wieder ansah, ihn bewunderte. Dieser wunderschöne Mann, der sie zur Weißglut brachte, der sie küsste, um es im nächsten Augenblick wieder vergessen zu haben – während auf ihrer Haut noch immer der sinnliche Nachhall seiner Berührung brannte und sein Geschmack – so wild und so männlich – noch an ihren Lippen hing.
    »Jessamy?«
    Ergriffen von seinem ruhigen, intensiven Timbre, fragte sie: »Ja?«
    »Ich sage dir das jetzt, weil du eine faire Chance haben sollst.« Seine Stimme drang in Teile von ihr vor, die zu tief verborgen lagen, als dass er sie hätte erreichen dürfen. »Ich bin ein sehr guter Taktiker. Ich weiß, wann ich mich zurückziehen und meinen Gegner in Sicherheit wiegen muss … und wann ich zum finalen Siegesschlag ausholen muss.«

6
    Zitternd sog sie die Luft ein und erhob sich – unter dem Vorwand, nach dem Kuchen zu sehen. »Ich bin keine Schlacht, die es zu gewinnen gilt, Galen.«
    Einmal abgesehen von ihrem Ärger über ihr eingeschränktes Leben und von ihrer tief gehenden Reaktion auf Galen, war allein schon der Gedanke, sich auf sein Angebot einzulassen, der reine Irrsinn. Denn wenn Galen irgendwann seine Flügel entfaltete und in Raphaels Auftrag für ein Jahrzehnt oder Jahrhundert aus der Zufluchtsstätte flöge, würde es wehtun. Das hatte sie gewusst, als sie aus dem Schlafzimmer gekommen war, und sie war dennoch bereit gewesen, es zu riskieren. Aber sein Kuss … oh, dieser sündige, süchtig machende Kuss hatte ihre Balance empfindlich gestört.
    Wenn sie zuließ, dass sich zwischen ihnen etwas entwickelte, würde sein Abschied ihr nicht nur wehtun; sie würde daran zerbrechen. »Verschwende deine Bemühungen nicht an mich.« Ich werde eine Ewigkeit als das verbringen müssen, was ich bin: ein erdgebundener Engel. Zeige mir nicht ein flüchtiges Bild von etwas, das sein könnte, nur um es mir dann wieder wegzunehmen.
    Galen erwiderte nichts darauf, aber als sie den Kuchen für fertig erklärte, aß er ihn mit unverhohlener Anerkennung. Anschließend saß er schweigend da, während sie aus dem Buch vorlas, das er ihr in die Tasche gepackt hatte – woher hatte dieser kriegerische Barbar gewusst, dass sie ohne Bücher, ohne Worte nicht leben konnte? Später begann sie, ihm die komplexen Machtstrukturen des Kaders – und damit die der Welt – zu erklären.
    Es war eine ungewöhnliche, wunderschöne Nacht. Ein schemenhafter Traum.
    Gegen Jessamys Willen brach schließlich mit einem spektakulären Farbenspiel am Himmel der Tag an. Galen flog sie nach Hause und begleitete sie bis in ihre Küche. Während ihrer Abwesenheit war hier so gründlich sauber gemacht worden, dass sie beinahe geglaubt hätte, sich den Schwall aus tiefstem Rot nur eingebildet zu haben.
    »Möchtest du hierbleiben, Jessamy?«
    »Ja.« Die Nacht war vorüber, und mit ihr eine Illusion, die ihren Untergang bedeuten konnte. Dieses Zuhause war ihr Hafen, sie hatte Jahre hierfür investiert und würde nicht zulassen, dass jemand es ihr verdarb oder wegnahm.
    Galen nickte, wandte sich ab und wollte wieder in den Hof hinausgehen. »Es lässt sich verteidigen, wenn du mit deinem Wachposten zusammenarbeitest.«
    »Sicher.« Gemeinsam traten sie wieder in den Morgen hinaus, und Jessamy spürte die warmen Pflastersteine unter ihren Füßen. Ein kühler Windhauch streifte sie, als ein schwarzgeflügelter Engel in der Nähe landete. »Jason.«
    Galen wechselte einige leise Worte mit Jason, bevor er Jessamy wieder seine Aufmerksamkeit zuwandte. »Er wird heute auf dich aufpassen. Ich sage dir Bescheid, sobald du wieder gefahrlos in der Schule unterrichten kannst.« Mit diesen Worten breitete er die

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