Dunkle Visionen
beiseite zu ziehen. „Hör zu, Kaila, wenn es da jemanden gibt, mit dem du dich fast eingelassen hättest, bitte sag es mir. Vielleicht kann ich dir ja helfen.“
„Ach, Blödsinn“, versuchte Kaila abzuwiegeln. „Es … es gab niemanden.“
„Okay, ich will nicht behaupten, dass du lügst“, sagte Madison schnell, weil sie sah, dass Kyle und Dan auf sie zukamen. „Aber wenn du das Bedürfnis hast zu reden oder wenn du Hilfe brauchst, ruf mich an. Oder Jassy. Oder Dad!“
„Oh, ja, Dad! Ganz bestimmt. Er behandelt Jassy, als ob sie immer noch sechzehn wäre.“
„Und sie ignoriert es. Von mir aus, dann ruf Dad eben nicht an. Ruf mich oder Jassy an.“
„Natürlich, Madison.“
„Versprochen?“
„Ja. Klar. Versprochen.“
Dann gesellten sich Dan und Kyle zu ihnen. Carrie Anne hatte sich bereits auf dem Rücksitz eingerollt und schlief wie ein Murmeltier. Madison und Kyle wünschten Dan und Kaila eine gute Nacht, und anschließend setzte Madison sich hinters Steuer, weil sie nicht wusste, wie viele Guinness Kyle getrunken hatte.
Doch als sie zum Abschied noch winkten, während sie rückwärts aus der Einfahrt herausstieß, sah sie mit einem Seitenblick auf Kyle, dass er stocknüchtern war.
„Was ist los?“ fragte sie lächelnd.
„Nichts.“
„Doch, irgendetwas ist.“
Er zuckte die Schultern. „Dein Schwager hat mich gebeten, etwas für ihn herauszufinden.“
„Herauszufinden? Was denn?“
Er warf ihr einen Blick zu. „Du weißt nichts?“
Sie schüttelte den Kopf.
„Sie hat dir nichts erzählt … dass sie sich mit irgendjemandem trifft?“
Madison brach der kalte Schweiß aus. „Kaila hat keine Affäre.“
„Bist du dir sicher?“
„Ich … ja“, schwindelte sie. „Warum?“
Er wandte den Kopf und schaute auf den Rücksitz, um sich zu versichern, dass Carrie Anne noch immer tief und fest schlief, dann schaute er Madison wieder an. „Weil irgendjemand ihr ein essbares Höschen geschickt hat.“
„Ein
was
?“ fragte Madison fassungslos. „Das kann ja wohl nicht wahr sein.“
„Doch.“
„Aber wie … wie kann Dan das wissen?“
Er zuckte die Schultern. „Offensichtlich dachte Kaila, dass er es ihr geschickt hat. Und hat es für ihn angezogen.“
„Also, dann …“ Madison nahm den Fuß vom Gas, weil eine rote Ampel in Sicht war. „Ich meine, wenn sie es für Dan angezogen hat, hat sie ja offensichtlich keine Affäre. Irgendein Scherzkeks muss es ihr geschickt haben.“
„Egal wie, wir werden es herausfinden“, erklärte Kyle ungerührt.
Madison runzelte die Stirn. „Kyle, warum willst du etwas tun, das Kailas Ehe gefährden könnte?“ fragte sie beunruhigt.
„Mir scheint, du vergisst da etwas.“
„Was denn?“
„Deine Schwester ist rothaarig. Wenn irgendein Witzbold ihr dieses Dingsda geschickt hat, will ich zum Teufel nochmal wissen, wer es ist.“
„Aber Kyle, es könnte …“
„Verdammt, Madison, sie kann versuchen, ihre Ehe zu kitten, wenn wir aufgehört haben, uns Sorgen um ihr Leben zu machen“, sagte er entschieden.
Madison verfiel für einige Zeit in Schweigen. „Gib mir erst noch die Chance, mit ihr zu reden, okay?“
„Also schön.“
„Gut.“
„Morgen“, sagte Kyle. „Bei der Eröffnung. Sie wird auch da sein.“
„Ja.“
„Madison?“
„Ja?“
„Aber wenn sie nichts sagt, werde ich alles tun, was in meiner Macht steht, um herauszufinden, wie sie es angestellt hat, ein derart pikantes Geschenk zu bekommen.“
Madison bog in die Auffahrt zu ihrem Haus ein. Kyle hob Carrie Anne behutsam vom Rücksitz und trug sie zum Haus, während Madison die Tür aufschloss und die Zahlenkombination für die Alarmanlage einstellte.
Kyle brachte Carrie Anne in ihr Zimmer, wo Madison sich weiter um sie kümmerte. Er verließ den Raum, noch bevor sie ihrer Tochter das Nachthemd über den Kopf zog.
Madison ging davon aus, dass er in der Küche oder im Wohnzimmer auf sie wartete, doch er wartete nicht. Sie zögerte, dann ging sie zum Gästezimmer und klopfte.
„Ja?“
Sie öffnete die Tür einen Spalt. Er saß am Computer. „Entschuldige. Ich wollte dir nur gute Nacht sagen.“
„Gute Nacht, Madison.“
Sie nickte und schloss die Tür.
So viel zu seiner Obsession.
Sie ging ins Bett in der Gewissheit, dass sie entweder wach liegen oder, schlimmer noch, dass sie einschlafen – und träumen – würde.
Letzteres war der Fall. In ihrem Traum saß sie am Steuer. Diesmal wusste sie genau, dass sie es selbst war und nicht
Weitere Kostenlose Bücher