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Dunkle Visionen

Dunkle Visionen

Titel: Dunkle Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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uns Spaß, uns ein bisschen dekadent aufzuführen – erwachsen, wie wir dachten. Ich glaube, das Tätowierstudio war irgendwo in Virginia. In der Nähe von Manassas, wenn ich mich nicht irre. Aber genau erinnere ich mich nicht mehr. Es ist ja schon ewig her. Jugendliche machen eben so Sachen. Einmal habe ich mir sogar die Haare abgeschnitten und blau gefärbt.“ Sie seufzte auf und schüttelte den Kopf. „Und was diese Rose anbelangt …“
    „Ja?“
    Sie schaute ihm fest in die Augen. „Ich vermute, dass ich mich schuldig fühlte.“
    „Schuldig? Wie das?“
    „Ich war immer wild entschlossen, nie wie meine Mutter zu werden. Es beunruhigt mich selbst heute noch gelegentlich … weil ich ihr wie aus dem Gesicht geschnitten bin, und ich … ich will einfach nicht das Leben führen, das sie geführt hat, obwohl es scheint, dass ich auf dem besten Weg dazu bin, oder nicht?“ Sie wollte nicht, dass er antwortete, deshalb sprach sie schnell weiter. „Ich liebte Lainie. Sie war eine schreckliche Ehefrau, und sie war auf ihre Weise furchtbar egozentrisch, aber sie war eine wunderbare Mutter. Ich erinnere mich daran, dass sie einmal schon ihr Kostüm anhatte und fix und fertig geschminkt war für ihre Rolle, da brüllte sie der Regisseur an, dass sie noch ihr ganzes Kleid ruinieren werde, wenn sie mich weiterhin auf meinem Schoß sitzen ließe. Sie umarmte mich nur noch fester und sagte ihm, dass ihr ihre Kinder tausendmal wichtiger wären als irgendein Kleid und jede Rolle. Sie liebte uns. Aber egal … auf jeden Fall hatte Lainie diese Rose.“
    Kyle atmete erleichtert auf. „Deine Mutter hatte ein Rosentattoo?“
    Madison nickte ernst, dann lächelte sie wieder. „Erinnerst du dich noch daran, dass dein Vater sie immer seine Rose nannte? Er behauptete, dass Lainie wie die herrlichste Rose der Welt wäre, so schön und süß duftend – und so voller Dornen. Sie hat sich das Tattoo für deinen Vater stechen lassen. Sie sagte, dass sie sich eine Rose mit Dornen ausgesucht hätte, weil ihn das immer daran erinnern sollte, dass sie ihre eigenen Waffen hätte. Sie behauptete, ihre Stacheln zu brauchen. Du hast ihre Tätowierung nie gesehen, weil meine Mutter vor dir so gut wie nie nackt herumgelaufen ist, aber sich vor ihren Töchtern nackt zu zeigen kam ihr ganz natürlich vor. An dem Abend, an dem ich mir mein Tattoo habe stechen lassen, hatte ich schon ein, zwei Gläser Sekt getrunken, und du weißt ja, dass ich nichts vertrage. Ich war vielleicht ein bisschen sentimental und dachte an meine Mutter, obwohl sie zu jener Zeit schon lange tot war. Meine Freundin Cathy Tarlington hat sich für einen Fächerfisch entschieden, weil ihr Freund ein begeisterter Angler war. Und Jill Anderson für einen Reiher – sie kämpft noch immer dafür, dass man die Everglades so weit wie möglich in ihrem Urzustand belässt. Und ich ließ mir … eine Rose stechen.“
    Kyle schaute sie einen Moment lang nachdenklich an, dann nickte er.
    „Mit meinem Tattoo hat es also nichts auch nur annähernd Gefährliches auf sich.“
    „Vermutlich nicht. Es ist nur so ein merkwürdiger Zufall.“
    „Du hättest es womöglich nie zu Gesicht bekommen.“
    Er begegnete ihrem Blick. „Ich glaube, du irrst. Ich hätte es in jedem Fall gesehen. Das, was letzte Nacht passiert ist, war längst überfällig, das weißt du genauso gut wie ich.“
    „So lange kann es noch gar nicht überfällig sein. Du warst ja eine Ewigkeit weg.“
    „Sieh es, wie du willst, auf jeden Fall habe ich mir seit meinem ersten Abend hier vorgestellt, wie es mit dir sein würde. Und du?“
    „Ich habe mir überhaupt nichts vorgestellt“, schwindelte sie. „Nein?“
    „Nein.“
    „Du bist eine Lügnerin.“
    „Bin ich nicht.“
    „Du hast behauptet, so neugierig gewesen zu sein, dass du es nicht mehr ausgehalten hast. Keine Minute länger.“
    „Das habe ich nie gesagt.“
    „Aber etwas verdammt Ähnliches.“
    „Also gut, ich habe mir vielleicht nichts vorgestellt, aber …“
    „Ich verstehe. Aber deine Freundinnen haben dich mit der Nase darauf gestoßen, dass ich im Bett möglicherweise der große Renner sein könnte?“
    Sie hob in eleganter Verachtung eine fein gezeichnete Augenbraue. „Was für eine Wortwahl.“
    „Wie würdest du es denn ausdrücken?“
    „Überhaupt nicht.“
    Sie schickte sich an aufzustehen und nahm die Decke, in die sie sich eingewickelt hatte, mit. Er zerrte daran. Sie ließ sie los und wirbelte zu ihm herum.
    „He, ich meine

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