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Dunkle Visionen

Dunkle Visionen

Titel: Dunkle Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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rutschte auf den Beifahrersitz.
    Jimmy schaute Madison unglücklich an und zuckte die Schultern, dann ging er mit ihr ebenfalls zu seinem Auto und hielt ihr die hintere Tür auf. Während der Fahrt stellte Kyle Jimmy in schroffem Ton Fragen, die dieser höflich beantwortete.
    Eine ihrer Angestellten hatte Tamara Leigh Harding um zehn Uhr dreißig tot aufgefunden. Das Tätowierstudio war völlig auf den Kopf gestellt worden. Fingerabdrücke gab es mehr als genug, aber die Leute von der Spurensicherung waren sich mittlerweile fast hundertprozentig sicher, dass der Täter Handschuhe getragen hatte.
    Die Mordwaffe war noch nicht gefunden worden, obwohl man sowohl den Tatort als auch die Umgebung bereits gründlich abgesucht hatte. Der Gerichtsmediziner ging davon aus, dass der Mörder Rechtshänder war, er war hinter Tammy getreten, hatte sie mit einem Arm festgehalten und ihr dann mit einem sauberen Schnitt die Kehle durchtrennt. Es war durchaus möglich, dass der Täter keine Blutspritzer abbekommen hatte, weil das Blut nach vorn gespritzt war, während der Täter durch den Körper des Opfers abgeschirmt war. Möbel waren verrückt worden und sämtliche Schubladen aufgerissen, aber es sah nicht nach einem Raubüberfall aus. Tammys Handtasche lag auf ihrem Schreibtisch, doch ihr Portemonnaie mit annähernd hundert Dollar darin war unangetastet geblieben. In der Kasse waren annähernd fünfhundert Dollar in bar.
    Der Tatort war mit einem gelben Plastikband abgesperrt. Sie schoben sich durch die gaffende Menge, die sich vor dem Laden angesammelt hatte, auf die Absperrung zu, wobei Kyle Madison eine Hand auf den Rücken legte, um sie zu veranlassen, schneller zu gehen. Jimmy zückte seinen Polizeiausweis, woraufhin sie der Streifenpolizist durchließ.
    Madison spürte, wie ihr ein kleiner Schauder über den Rücken lief, als sie sich der Hintertür näherten. Sie blieb stehen und schaute sich in dem Gefühl, beobachtet zu werden, hastig um. Ihr blieb keine Zeit, diesem Gefühl nachzuspüren, weil Kyle, der so weit wie möglich verhindern wollte, dass man sie sah, sie erneut vorwärts drängte. Er schubste sie regelrecht in die Tür.
    Die Tote lag auf dem Fußboden. Polizeifotografen nahmen sie noch immer aus den verschiedensten Blickwinkeln auf.
    Um sie herum hatte sich eine Blutlache gebildet, die aussah wie angetrocknete Kirschmarmelade. Madison musste sich zusammenreißen, während sie auf die Leiche hinunterschaute. Augen und Mund des Opfers standen weit offen, als ob es total überrascht worden wäre. Die Bluse war am Rücken aufgerissen, und da war die Rose.
    Die Umrisse waren grob und unbeholfen skizziert wie von einem Kind. Stängel, Blätter, die Blüte – und Dornen.
    Eine Fliege kam angeflogen und ließ sich auf der Unterlippe der toten Frau nieder.
    Madison befürchtete, sich übergeben zu müssen. Sie atmete durch den Mund.
    Kyle stand schräg hinter ihr, die Arme über der Brust verschränkt. Sie wusste, dass er sie beobachtete. Er hatte nicht vor, ihr in irgendeiner Hinsicht eine Hilfe zu sein. Er war wütend; es passte ihm nicht, dass sie hier war.
    Sie hörte monotones Stimmengewirr um sich herum, während sie versuchte, gegen ihre Übelkeit anzukämpfen. Jimmy und Kyle redeten mit den Polizisten, die zuerst am Tatort eingetroffen waren. Dann wandte sich Jimmy zu ihr um.
    „Madison?“
    Sie zögerte, schaute auf die Tote und schloss die Augen.
    Dann machte sie sie wieder auf und blickte zur Hintertür. Sie schien im Schatten zu liegen. Aber da war jemand. Sie hörte, wie die Tote dem Mann erklärte, dass sie noch nicht geöffnet hätte. Der Mann sprach wieder, seine Stimme war heiser.
    Die tote Frau lächelte. Kokett. Sie flirtete; sie war erregt …
    Noch erregter wurde sie, als der Mörder hinter sie trat. Dann, kurz, ganz kurz, sah sie das Aufblitzen von Stahl.
    Schmeckte … schmeckte heißes Blut in ihrer Kehle. Oh Gott, sie schmeckte es, sie schmeckte ihr eigenes Blut, bevor sie es sah …
    Das war das Ende.
    „Madison?“
    Ihr wurde klar, dass sie schwankte. Dass sie fast in Ohnmacht gefallen wäre. Kyle hatte sie nicht gehalten, sondern Jimmy. Er stützte sie. Einer der anderen Polizisten brachte ihr ein Glas Wasser. Sie dankte ihm.
    Kyle war überhaupt nicht mehr da, wie sie jetzt überrascht bemerkte.
    „Was hast du gesehen?“ fragte Jimmy.
    „Nichts. Einen Mann im Schatten. Sie flirtete mit ihm. Sie lud ihn ein hereinzukommen, gleich nachdem sie gesagt hatte, dass sie noch geschlossen

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