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Dunkle Wasser

Dunkle Wasser

Titel: Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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das abstoßend aussah, nun da ihr die Haare in feuchten, langen Strähnen herabhingen. Ein hassenswerter Mund, in dem eine rote Öffnung klaffte, aus der immer wieder die schmalzige Stimme tönte, wie ich mich anstellte.
    O mein Gott, mein Gott, mein Gott, flüsterte ich völlig stimmlos. Während ich wie wild geschrubbt wurde und meine schon wunde Haut wie Feuer brannte, wußte ich, wie einem Huhn im Kochtopf zumute ist.
    Ich begann hilflos und unkontrolliert zu schluchzen. Das Desinfektionsmittel brannte mir in den Augen. Blind tastend fand ich den kalten Wasserhahn, drehte ihn auf und spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht. Die Schmerzen ließen etwas nach.
    Seltsamerweise erhob Kitty keinerlei Protest. Sie war damit beschäftigt, die Spalte zwischen meinen Gesäßbacken eingehend zu untersuchen. Kniend ließ ich kaltes Wasser über mein Gesicht, meine Brust, meine Schultern und meinen Rücken laufen.
    »Jetzt wird der Schaum abgeduscht«, flötete Kitty und tätschelte mein wundes Hinterteil wie bei einem Baby. »Alle Bakterien weg. Sauberes Baby, schön sauber, lieb und süß, mein braves Baby. Dreh dich um, und laß Mutter dich abduschen.«
    Ich war noch immer in der Hölle. Ich drehte mich um und lag ausgestreckt im Wasser. Meine Beine hängte ich aus der Badewanne heraus, um mir etwas Kühlung zu verschaffen.
    »Ich werd’ gut aufpassen, daß nichts von dem Zeug in die Augen kommt. Mußt schön stillhalten. Es tötet alle Läuse ab, falls du welche gehabt hast. Jetzt bist du wie neugeboren, fast wenigstens. Das wolltest du doch, oder? Möchtest doch schöne Dinge von uns bekommen? Und du willst doch, daß Cal und ich dich liebhaben? Aber das können wir nur, wenn du artig bist, verstanden? Es ist deine Pflicht, auf deine Sauberkeit zu achten und das zu tun, was wir verlangen. Hör jetzt auf zu flennen. Erzähl Cal bloß nicht, daß es weh getan hat, sonst heult er auch gleich los. Er ist schwach und weichherzig. Wie alle Männer. Sind eher Babys als kleine Jungens. Darf man ihnen zwar nicht sagen, sonst werden sie wütend, ist aber trotzdem wahr. Angst haben sie vor den Frauen. Angst vor Mamilein, vor Frauchen, Töchterlein, Schwesterchen, Tantchen, Omi und vor der süßen, kleinen Freundin. Aber ihren Stolz haben sie. Sie fürchten sich, ‘ne Abfuhr zu kriegen
    – als wüßten wir Frauen nicht, wie das ist. Zuerst wollen sie dich haben, sind hinter dir her, aber haben sie dich mal, dann wünschen sie sich, sie hätten dich nicht, oder noch schlimmer
    – sie wünschen sich, daß sie dich nicht brauchen tun. Also sehen sie sich wieder um und hoffen, ‘ne Frau zu finden, die anders ist. Aber keine von uns ist anders. Also sei nett zu Cal, spiel ihm vor, daß du ihn für den Größten, Stärksten und Tollsten hältst. Tust mir ‘nen Gefallen damit, und ich werd’ dir dann auch einen Gefallen tun.«
    Immer intensiver massierte Kitty mir mein verfilztes Haar.
    »Hab’ dein Zuhause gesehen. Ich weiß schon, was sich hinter deinem hübschen, unschuldigen Gesicht verbirgt. Siehst wie deine Mutter aus. Hab’ sie gehaßt. Paß auf, daß ich dich nicht auch eines Tages hassen werd’.«
    Das Wasser war jetzt kalt und ein Labsal für meine schmerzende Haut. Kitty lächelte. Sie wedelte mit der Hand, um den Dampf auseinanderzutreiben.
    Inzwischen war ich aus der Badewanne heraus geklettert und stand auf einer einfachen, weißen Matte, die Kitty aus dem Wäscheschrank herausgeholt hatte. Alles an mir brannte, alles war rot, sogar das Weiße in meinen Augen, wie ich bemerkte, als ich in einen der langen Spiegel blickte. Aber ich lebte und war sauber. Ich war noch nie in meinem Leben so sauber gewesen – da hatte Kitty allerdings recht.
    »Na, siehst du, siehst du«, beruhigte mich Kitty und umarmte und küßte mich. »Ist nu’ alles vorbei, und du bist wie neu.
    Siehst wirklich neu aus. Blitzsauber und süß siehst du aus. So, Schätzchen, jetzt werde ich dich mit einer schönen rosa Creme einschmieren, damit deine arme Haut nicht mehr so brennt.
    Wollt’ dich nicht erschrecken. Wußt’ nicht, daß deine Haut so empfindlich ist. Aber du verstehst doch, daß ich was Drastisches tun mußte, um den ganzen jahrelangen Dreck herunter zu bekommen. Der Gestank von Nachttöpfen und Plumpsklosetts hatte sich ja tief in deine Haut eingegraben und in den Haaren verfangen. Auch wenn du’s nicht gerochen hast, ich schon. Bist jetzt sauberer als ein Neugeborenes.«
    Lächelnd nahm sie eine große, rosafarbene Flasche in die

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