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Dunkle Wasser

Dunkle Wasser

Titel: Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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wankte und schwankte ich auf den Beinen.
    »Wann wirst du denn sechzehn?«
    »Am zweiundzwanzigsten Februar.«
    »Hast du schon deine Blutungen?«
    »Ja, seit meinem dreizehnten Lebensjahr.«
    »Mein Gott, hätt’ ich nie gedacht. In deinem Alter hatte ich schon dicke Titten. Jungens wurden heiß, wenn sie mich ansahen. Kann nicht jeder soviel Glück haben, oder?«
    Ich nickte lediglich und wünschte mir, daß Kitty mich endlich allein lassen würde, damit ich mein erstes Bad in einer Keramikbadewanne genießen konnte. Offensichtlich aber hatte Kitty weder die Absicht hinauszugehen noch mich eine Minute alleine im Badezimmer zu lassen.
    Mir wurde klar, daß sie bleiben würde und seufzend bewegte ich mich auf die rosafarbene Toilette zu.
    »Nein! Zuerst den Sitz mit Papier abdecken.« Und nun mußte sogar diese elementare körperliche Funktion warten, bis Kitty Seidenpapier über den Sitz gebreitet hatte. Schließlich wandte sie mir den Rücken zu. Aber was nutzte mir das, wenn sie ja doch alles hören konnte, und außerdem gab es überall Spiegel, auch wenn sie von Dampf beschlagen waren!
    Kitty kniete sich neben die Badewanne und sagte mir, während sie das Wasser in der Wanne prüfte: »Du mußt unbedingt im heißen Wasser sitzen. Muß dich ordentlich mit
    ‘ner Bürste abschrubben und deine Haare mit Kernseife waschen, um diese ganzen Nissen in deinen Haaren rauszubekommen.«
    Ich wollte etwas sagen und Kitty erklären, daß ich viel öfter badete als normalerweise die Leute in den Bergen und mir einmal in der Woche die Haare wusch (ich hatte sie ja erst heute morgen gewaschen), aber mir fehlte die Energie, etwas zu meiner Rechtfertigung zu sagen. Ein Aufruhr der widersprüchlichsten Gefühle hatte mich handlungsunfähig gemacht.
    Eigenartig, wie schlecht ich mich fühlte. Schreie blieben mir im Hals stecken, die Tränen gefroren mir in den Augen. Ich wollte drauflos schlagen und jemandem weh tun, damit ich nicht verletzt wurde. Aber ich tat nichts und wartete darauf, daß sich die Badewanne mit Wasser füllte.
    Und sie füllte sich mit Wasser, mit siedend heißem Wasser.
    Alles, was vorher rosa gewesen war, schien nun flammendrot
    – und in diesem Höllenrot sah ich, wie Kitty ihren grellrosa gestrickten Hosenanzug abstreifte. Darunter trug sie einen knappen, pinkfarbenen Büstenhalter und einen Schlüpfer, der kaum das Nötigste bedeckte.
    Ich wich vorsichtig aus und sah Kitty dabei zu, wie sie aus einer braunen Flasche etwas in das Badewasser goß. Es stank nach Desinfektionsmittel.
    Ich kannte den Geruch noch aus meiner Schule, wo die Putzfrauen nach dem Unterricht mit dieser Flüssigkeit die Aufenthaltsräume säuberten. Noch nie hatte ich gehört, daß man Desinfektionsmittel als Badezusatz verwendete.
    Irgendwie hatte ich ein Handtuch erwischt. Es war so groß und flauschig, daß ich meinte, ich könnte mich dahinter gut verbergen. Nicht, daß wir in der Hütte uns viel um Schamgefühle gekümmert hätten, aber ich genierte mich vor Kitty wegen meiner Magerkeit.
    »Laß das Handtuch! Sollst mein sauberes Handtuch nicht berühren. Alle rosa Handtücher gehören mir, nur ich benutz’
    die, verstanden?«
    »Ja, Ma’m.«
    »Ja, Mutter«, verbesserte sie mich. »Nenn mich niemals anders als Mutter… Genau so sollst du es aussprechen.«
    Also sprach ich es so aus, dabei hielt ich immer noch das Handtuch umklammert und fürchtete mich vor dem kochend heißen Wasser.
    »Die schwarzen Samthandtücher gehören Cal, nicht dir, vergiß das nicht. Wenn bei meinen die Farbe fast ausgewaschen ist, dann kannst du sie haben. In der Zwischenzeit kannst du meine alten Handtücher aus meinem Salon benutzen.«
    Ich nickte, meine Augen waren von dem Dampf, der aus der Badewanne stieg, beinahe blind.
    »Jetzt hab’ ich alles vorbereitet.« Sie strahlte mich ermunternd an. »Rutsch auf der Plastikschürze zur Wanne, bis du nahe genug bist, dann kannst du einsteigen.«
    »Das Wasser ist zu heiß.«
    »Natürlich ist es heiß.«
    »Ich werde mich verbrennen.«
    »Wie, zum Teufel, stellst du dir vor, daß du sauber wirst, wenn der Dreck auf deiner Haut nicht mit heißem Wasser abgewaschen wird? Also? Hinein mit dir!«
    »Es ist zu heiß.«
    »Es… ist… nicht… zu… heiß!«
    »Doch. Es ist siedend heiß. Ich bin keine so heißen Bäder gewöhnt, höchstens lauwarme.«
    Kitty näherte sich mir bedrohlich.
    Dichter Nebel verhüllte fast die langstielige Bürste in ihrer Hand. Sie hieb sich mit der Bürste auf die linke

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