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Dunkle Wasser

Dunkle Wasser

Titel: Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Handfläche.
    Die Drohung war unmißverständlich.
    »Noch was. Wenn ich dir sag’, mach das, dann tust du’s auch
    – und keine Widerrede. Wir haben gutes Geld für dich bezahlt, und jetzt bist du unser Eigentum, und wir können tun und lassen mit dir, was wir wollen. Hab’ dich aufgenommen, weil ich mal so blöd gewesen bin, deinen Vater zu lieben, und er hat mir das Herz gebrochen. Hat mich geschwängert und mir vorgemacht, er würd’ mich lieben, alles Lüge. Hab’ ihm gedroht, würd’ mich töten, wenn er mich nicht heiratet… Er hat mir daraufhin nur ins Gesicht gelacht. ›Tu’s doch‹, hat er gesagt, und dann hat er mich sitzenlassen. Ist nach Atlanta, hat dort deine Mutter getroffen und sie geheiratet… Sie! Und ich stand allein da mit ‘nem Baby, also hab’ ich’s abgetrieben, und nu’ kann ich keine Kinder mehr kriegen. Aber jetzt hab’ ich ihr Baby… Auch wenn du kein Baby mehr bist, bist doch sein Kind. Komm mir bloß nicht auf den dummen Gedanken, daß du mich herumkommandieren kannst, weil ich mal ‘ne Schwäche für deinen Vater hatte. Es gibt Gesetze in diesem Land, nach denen man dich ins Gefängnis bringen könnt’, wenn’s herauskäm, daß dein eigener Vater dich hat verkaufen müssen, weil du so ein schlechtes Mädchen bist.«
    »Aber… aber… ich bin doch nicht schlecht. Vater mußte mich ja gar nicht verkaufen.«
    »Steh hier nicht rum, und gib keine frechen Antworten! In die Badewanne mit dir!«
    Vorsichtig näherte ich mich der Badewanne, indem ich Kittys Anweisungen befolgte und auf der Plastikschürze hinrutschte.
    Ich unternahm alles mögliche, damit das Wasser in der Zwischenzeit abkühlen konnte. Auf einem Bein balancierend, schloß ich die Augen und hielt das andere vorsichtig über das dampfende Wasser. Es war, als schlenkerte ich mit einem Fuß über einem Höllenschlund. Mit einem leisen Aufschrei zog ich den Fuß ruckartig zurück. Ich sah mit flehenden Augen zu Kitty hin, die mir das rosafarbene Handtuch vom Leib riß und es auf den Wäschekorb schleuderte.
    »Mutter, es ist wirklich zu heiß.«
    »Es ist nicht zu heiß. Ich bade immer in heißem Wasser.
    Wenn ich es aushalte, dann du auch.«
    »Kitty…«
    »Mutter… Also sag es noch mal.«
    »Mutter, warum muß das Wasser so heiß sein?«
    Vielleicht gefiel Kitty mein demütiger Ton, jedenfalls war sie plötzlich wie ausgewechselt, als hätte ein Zauberer an einem Schalter gedreht.
    »Schätzchen«, gurrte sie, »ist doch zu deinem eigenen Wohl, wirklich. Die Hitze tötet alle Bakterien ab. Ich würd’ doch nie etwas machen, was dir weh tut.« Ihre wasserhellen Augen wurden mild und ihre Stimme auch; mit mütterlicher Güte versuchte sie mir meine Bedenken auszureden. Kitty war eine gute Frau, die eine Tochter brauchte, die sie lieben konnte.
    Und ich sollte eine Mutter haben, die mich liebte.
    »Schau her«, sagte Kitty und prüfte das Wasser, indem sie ihren Arm bis zum Ellenbogen hineinsteckte, »gar nicht so heiß, wie du denkst. Also, sei ein liebes Mädchen und steig in die Badewanne und laß deine Mutter dich abbürsten, damit du so sauber wirst wie noch nie in deinem Leben.«
    »Badest du wirklich in so heißem Wasser?«
    »Lüg’ dich doch nicht an, Schätzchen. Ich bade dauernd in so heißem Wasser.« Kitty schob mich näher an die Badewanne heran. »Wenn der Schock vorüber ist, dann tut es wirklich gut; es entspannt einen, und man wird schläfrig. Schau, ich werd’
    dir sogar etwas von dem hübschen rosa Schaumbad hineingeben. Wird dir gefallen. Du wirst aus dem Bad steigen und nach Rosen riechen – und wie eine aussehen.«
    Kitty mußte etwas Wasser ablassen, bevor sie das Schaumbad hineinträufelte; sie ließ wieder heißes Wasser ein, um die rosa Kristallkörnchen zum Schäumen zu bringen
    –
    unglücklicherweise floß damit auch Wasser ab, das während meiner Verzögerungstaktik vielleicht etwas abgekühlt war.
    Hier erfüllte sich einer meiner Wunschträume – ein wohlriechendes Schaumbad in einer rosafarbenen Badewanne mit Spiegeln überall – und ich konnte nichts von alledem genießen.
    Ich war überzeugt, das Bad würde mich verbrühen.
    »Keine Angst, Liebes, brauchst wirklich keine Angst zu haben. Würd’ ich dir je was anschaffen, das dir Schmerzen bereiten tät? Glaubst du das wirklich? War auch mal so ‘n junges Ding wie du, und ich hab’ nie das bekommen, was ich dir alles bieten werd’. Eines Tages wirst du auf die Knie fallen und deinem Herrn danken, daß er dich vor

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