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Dunkle Wasser

Dunkle Wasser

Titel: Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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hätte er ihr einen Strich durch die Rechnung machen können und seinen Willen durchgesetzt.
    Aber irgendwie tat er mir trotzdem leid.
    Mir war nun klar, wer hier die Hosen anhatte.
    Ich hörte seine leise Stimme über mir: »Kitty, dräng mich nicht so an die Bettkante«, warnte er sie, drehte sich an die Seite und legte seinen Arm unter den Kopf.
    »Ich lieb’ dich, mein Schatz. Je schneller das Mädchen ihre Lektion gelernt hat, um so eher können wir das Bett wieder für uns allein haben.«
    »Jesus«, war das letzte, was er noch sagte.
    Es war furchtbar, zwischen Mann und Frau zu liegen, zumal ich wußte, daß meine Gegenwart Cal verstimmte. Sicherlich würde er mich jetzt nie mögen, und ich war ja auf seinen guten Willen angewiesen. Wie sonst würde ich Kitty und ihr seltsames Verhalten und ihre sprunghaften Launen ertragen können? Vielleicht war das Kittys Methode, ihn davon abzuhalten, mich jemals gern zu haben. Wie gemein, so etwas zu tun.
    Mutter, Mutter, schluchzte ich und sehnte mich verzweifelt nach meiner lang verstorbenen Mutter, die in den Bergen begraben lag, wo die Wölfe den Mond anheulten und der Wind in den Blättern rauschte. Wenn ich doch wieder zu Hause sein könnte. Ich sehnte mich nach der Zeit, als Großmutter noch lebte und Sarah Brötchen ausstanzte, Großvater schnitzte und Tom, Fanny, Keith und Unsere-Jane durch die Felder liefen.
    Ich ahnte schon, in Winnerrow lag das Paradies – hier erwartete mich die Hölle.
    Nein, nicht unbedingt. Nicht, wenn es mir gelang, Kittys Wohlwollen und Vertrauen zu erringen.
    Nicht, wenn ich Kitty davon überzeugen konnte, daß ich gar nichts Böses und Gefährliches anstellen würde, wenn ich unten allein im Sofabett lag. Ich verdrängte die Tatsache, daß meine wunde Haut brannte und fiel in einen tiefen, gnädigen Schlaf.
    13. KAPITEL

    INS NETZ GERATEN

    In meiner Phantasie hörte ich den Hahn krähen, als lebte ich noch hoch oben in der Hütte in den finsteren Bergen.
    Ich erwachte mit schmerzenden, steifen Gliedern; jede Bewegung tat weh. Erinnerungen an die vergangene Nacht und an ein heißes Bad kamen mir wie ein Alptraum vor, aber meine brennende Haut war Beweis genug, daß ich gestern wirklich in ein siedend heißes Bad gestiegen war.
    Fünf Uhr morgens, signalisierte mir meine innere Uhr. Ich dachte an Tom; um die Zeit war er draußen, um Holz zu hacken und zu jagen. Es war selten, daß ich aufwachte und Tom noch schlief – dort in den finsteren Bergen, nach denen ich mich so sehnte. Ich wußte nicht mehr so genau, wo ich war, und tastete mit der Hand, um die weiche, zarte Haut von Unserer-Jane zu spüren, und berührte statt dessen einen haarigen Männerarm. Erschrocken richtete ich mich im Bett auf. Der Anblick Kittys und ihres Mannes, die beide in tiefem Schlaf in dem breiten Bett lagen, war mir peinlich. Schwaches Morgenlicht flutete durch die Vorhänge.
    Vorsichtig kroch ich über Cal. Das Risiko, ihn aufzuwecken, erschien mir weniger gefährlich. Ich schlüpfte aus dem Bett und bewunderte die Dinge, die ich um mich sah, während einiges mich doch störte; zum Beispiel, wie Kitty ihre Kleider achtlos auf den Boden hatte fallen lassen. So etwas war nicht einmal in unserer Hütte üblich gewesen. Und die vornehmen Damen, über die ich in den Zeitschriften gelesen hatte, schmissen sicher auch nicht ihre Wäsche einfach auf den Boden. Dabei hatte Kitty so ein Theater gemacht, daß alles sauber und ordentlich sein sollte! Andererseits, dachte ich mir, mußte sie nicht auf Schaben und anderes Ungeziefer achten, wie das in unserer Hütte der Fall war. Trotzdem, es war nicht recht von ihr. Ich hob ihre Kleider auf und legte sie ordentlich in den Wäscheschrank und bestaunte bei dieser Gelegenheit ihre Garderobe.
    Leise trat ich aus dem Schlafzimmer und schloß die Tür vorsichtig hinter mir. Erleichtert atmete ich auf. Ich konnte nicht immer zwischen Mann und Frau schlafen… Es war einfach peinlich.
    Wie still es im Haus war. Ich ging zum Badezimmer und betrachtete mich in dem Wandspiegel. Mein armes Gesicht! Es war rot geschwollen; wenn ich es berührte, tat es an manchen Stellen weh und an anderen war die Haut trocken und gereizt.
    Ein Ausschlag von kleinen roten Pusteln brannte wie Feuer.
    Eine Stelle war sogar blutig, als hätte ich in der Nacht daran gekratzt. Tränen der Hilflosigkeit kullerten mir die Wangen herab… Würde ich jemals wieder hübsch werden?
    Was hatte mir Großmutter immer gesagt? »Nimm, was du kriegst, und mach’

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