Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkle Wasser

Dunkle Wasser

Titel: Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
Vom Netzwerk:
auf dem Tisch lagen. Ich hatte vergessen, den letzten zu lesen, und als ich ihn später suchte, fand ich ihn nicht mehr.
    Cal schien mich gern zu haben; ich würde ihn später danach fragen, was Kitty auf den letzten Zettel geschrieben haben mochte. Falls ich etwas nicht machen sollte, würde ich es bestimmt tun, und Kitty würde es schnell herausbekommen.
    Eine Zeitlang saß ich in der Küche, alles um mich herum glänzend sauber, während mein Herz sich nach der alten, morschen Hütte sehnte, nach ihrer Düsterkeit und ihrem Schmutz und nach den wohlbekannten Gerüchen und der Schönheit der Natur. Hier gab es keine freundlichen Katzen, die sich an meinen Beinen rieben, keine Hunde, die heftig mit dem Schwanz wedelten, um zu zeigen, wie furchterregend sie waren. Hier standen nur Tiere aus Keramik herum, alle in unnatürlichen Farben, und dienten als Behälter für Küchengeräte. Überall an den Wänden hingen grinsende Katzenköpfe und rosafarbene Enten, die zu einem unsichtbaren See hinwatschelten. Mir wurde schwindlig von den bunten Farben, die sich grell von der weißen Umgebung abhoben.
    Als ich wieder auf die Uhr blickte, sprang ich entsetzt hoch.
    Wo war die Zeit geblieben? Ich hastete umher. Wie sollte ich nur mit allem fertig werden, bevor Kitty nach Hause kam? Nie würde ich Kitty zufriedenstellen können, nicht in tausend Jahren. Kitty hatte etwas Düsteres und Heimtückisches an sich, etwas Aalglattes und Abstoßendes lauerte heimlich hinter dem strahlenden Lächeln und den hellen Augen.
    Erinnerungen an mein vergangenes Leben verfolgten mich wie Geister: Logan, Tom, Keith, Unsere-Jane… und Fanny.
    Werdet ihr von euren neuen Eltern auch so behandelt?
    Ich saugte die Teppiche, wischte Staub und goß vorsichtig jede einzelne Pflanze und befühlte die Erde, ob sie feucht genug war. Ich kehrte zurück in die Küche, um das Abendessen vorzubereiten, wobei Kitty mich belehrt hatte, daß es Abendessen hieß, weil Cal darauf bestand, und nicht Abendbrot.
    Gegen sechs Uhr kam Cal nach Hause und sah so ausgeruht und frisch aus, daß ich mich fragte, ob er während des Tages überhaupt etwas getan hatte. Er grinste mich freundlich an:
    »Warum schaust du mich so an?«
    Wie sollte ich es ihm sagen, daß er der einzige war, dem ich instinktiv vertraute? Daß, wenn er nicht da wäre, ich keine Minute länger bliebe? Es war unmöglich, ihm das bei unserem ersten Zusammensein ohne Kitty zu sagen. »Ich weiß nicht«, flüsterte ich und versuchte zu lächeln. »Ich habe wahrscheinlich erwartet, daß du… daß du schmutziger aussiehst.«
    »Bevor ich nach Hause komme, dusche ich immer«, erklärte er mir und lächelte eigenartig dabei. »Es ist eine von Kittys Regeln… Kein schmutziger Ehemann kommt ins Haus. Ich habe immer eine Garnitur zum Umziehen dabei, die ich nach der Arbeit anziehe. Außerdem bin ich der Boß und habe sechs Angestellte, aber ich lege auch gerne mal selbst Hand an und prüfe nach, was einem alten Fernsehapparat fehlt.«
    Seine Gegenwart machte mich scheu. Ich zeigte auf eine stattliche Reihe von Kochbüchern. »Ich weiß nicht, welche Mahlzeit ich für dich und Kitty vorbereiten soll.«
    »Ich helfe dir«, erklärte er sich sofort bereit. »Als erstes mußt du zusehen, daß du Kohlehydrate vermeidest. Kitty liebt Spaghetti, aber es macht sie dick, und wenn sie ein Pfund zunimmt, wird sie dir die Schuld zuschieben.«
    Wir bereiteten zusammen einen Auflauf vor, der Cal und Kitty schmecken würde. Während er mir dabei half, den Salat zu schneiden, begann er zu erzählen: »Es ist schön, dich hier zu haben, Heaven. Sonst müßte ich das alles alleine machen wie sonst auch. Kitty kocht nicht gerne, obwohl sie es gut kann. Sie ist der Meinung, daß ich mir meinen Lebensunterhalt nicht verdienen kann; ich schulde ihr nämlich Tausende von Dollars und stecke bis zum Hals in Schulden. Sie verwaltet die Finanzen. Ich war noch ein Kind, als ich sie heiratete. Sie kam mir damals klug, schön und wunderbar vor – und sie schien mir unbedingt helfen zu wollen.«
    »Wie bist du ihr begegnet?« erkundigte ich mich und beobachtete ihn dabei, wie er die Salatblätter in gleich große Stücke zerkleinerte. Es war, als ob seine geschäftigen Hände seine Zunge lösten und er mehr zu sich als zu mir sprach, während er alles in kleine Stücke und Scheiben schnitt.
    »Manchmal stellt man sich selbst eine Falle, wenn man Begierde und Verlangen mit Liebe verwechselt. Vergiß das nie, Heaven. Ich war zwanzig Jahre

Weitere Kostenlose Bücher