Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkle Wasser

Dunkle Wasser

Titel: Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
Vom Netzwerk:
hatte.
    Die Erinnerung an die Vergangenheit verzögerte meine Hausarbeit, deshalb mußte ich schnell noch im unteren Geschoß nachsehen, ob dort noch alles sauber war – das Wohnzimmer und das Eßzimmer –, bevor ich oben weitermachte. Ich hoffte, irgendwo Bücher in den Schränken zu entdecken, aber ich fand kein einziges. Nicht einmal eine Bibel. Es waren allerdings viele Liebesromane vorhanden, die Kitty in der Lade versteckt hielt, und Zeitschriften für schönes Wohnen, die sie säuberlich auf dem Kaffeetischchen gestapelt hatte.
    In dem kleinen Zimmer, das Kitty in eine Heimtöpferwerkstatt umgewandelt hatte und das nun meines werden würde, waren überall an den Wänden Regale angebracht, auf denen winzige Tiere und Menschengestalten aufgereiht waren, alle gerade so groß, daß sie in den kleinen Brennofen paßten. An einer Wand hingen lauter verschlossene Schränkchen. Ich sah sie lange an und fragte mich, was sie wohl enthielten.
    Als ich wieder unten war, räumte ich vorsichtig die Geschirrspülmaschine ein, füllte die Fächer mit Geschirrspülmittel, trat dann ängstlich einen Schritt zurück und wartete darauf, daß das Ganze in die Luft ging. Aber das komische Ding funktionierte immer noch, obwohl ich es schon eine Woche lang bedient hatte. Mir wurde seltsam heiter zumute, als beherrschte ich – nun da ich auf die richtigen Knöpfe drücken konnte – schon das Stadtleben.
    Bodenschrubben war nichts neues für mich, nur daß dieser Boden eingewachst werden mußte und ich dazu die Anleitung auf der Flasche lesen mußte. Ich begoß die vielen Pflanzen und entdeckte, daß einige künstliche aus Seide darunter waren.
    Gott im Himmel, bewahre mich davor, daß Kitty erfährt, daß ich einige dieser Pflanzen begossen hatte, weil ich sie für echt hielt.
    Es wurde Mittag. Ich hatte noch nicht einmal ein Viertel von dem erledigt, was auf den Listen stand. Es brauchte viel Zeit, bis ich herausgefunden hatte, wie die verschiedenen Maschinen funktionierten und bis die Schnüre wieder so wie vorher zusammengewickelt, die Zusatzgeräte angebracht und wieder heruntergeschraubt und schließlich ordentlich verstaut waren. Mein Gott, zu Hause wurde das alles mit einem alten Besen erledigt.
    Ich hatte mich gerade in die Schnur des Staubsaugers verheddert, als die Garagentür zugeknallt wurde und Cal durch den Hintereingang eintrat und mich seltsam eindringlich ansah.
    »He, Mädchen«, sagte er, nachdem er mich eine Weile betrachtet hatte und seine Augen einen leicht unglücklichen Ausdruck angenommen hatten, »brauchst nicht wie eine Sklavin zu schuften. Sie ist ja nicht da. Laß dir Zeit.«
    »Aber ich habe die Fenster noch nicht geputzt und die Nippes gewaschen, und es fehlt noch…«
    »Setz dich hin. Verschnauf erst einmal. Laß mich das Mittagessen machen, und dann gehen wir deine Möbel einkaufen… Also sag mir, was du gerne zu Mittag essen willst.«
    »Mir ist alles recht«, sagte ich schuldbewußt. »Aber ich sollte lieber zuerst mit der Hausarbeit…«
    Er lächelte mich mitleidig an, und seine Augen hatten immer noch den eigenartigen Blick. »Sie kommt heute nicht vor zehn, elf Uhr nach Hause. Es wird dir guttun, dich mal zur Abwechslung zu unterhalten. Davon hast du ja noch nicht allzuviel gehabt. Aber das Leben in den Bergen ist nicht nur hart und mühsam, Heaven. Die Berge können einem auch Schönheit, eine aufrechte Lebensweise, Frieden und sogar wunderbare Musik bieten…«
    Natürlich wußte ich das.
    Es war nicht alles schlecht gewesen. Wir hatten auch unser Vergnügen gehabt, wir hatten herumgetollt und gelacht, wir waren im Fluß geschwommen und hatten selbsterfundene Spiele und Fangen gespielt. Die Zeiten waren nur schlecht gewesen, wenn Vater zu Hause war. Oder wenn der Hunger überhand nahm.
    Ich schüttelte wieder den Kopf, um die Erinnerungen zu verscheuchen, die mich traurig machten. Ich konnte es nicht fassen, daß er mich ins Kino einladen wollte, wo er doch…
    »Aber du hast doch zehn Fernsehapparate hier, zwei bis drei in jedem Zimmer.«
    Wieder lächelte er. »Sie funktionieren nicht alle. Eigentlich dienen sie nur als Sockel für Kittys Kunstwerke.« Er grinste ironisch, gerade so, als ob er den künstlerischen Anstrengungen seiner Frau nicht die gebührende Bewunderung entgegenbrachte. »Außerdem ist vor dem Fernseher zu sitzen nicht mit dem Kino zu vergleichen; man hat eine große Leinwand vor sich, der Ton ist besser, und man sitzt mit Leuten zusammen, mit denen man das Vergnügen

Weitere Kostenlose Bücher