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Dunkle Wasser

Dunkle Wasser

Titel: Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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bitte laß nicht zu, daß sie mich in meinen zu großen Kleidern auslachen, betete ich leise vor mich hin und suchte dabei die besten Stücke aus, die Kitty für mich gekauft hatte. Es mußte in dieser Nacht etwas in Kittys Schlafzimmer passiert sein, denn sie war am Morgen noch mürrischer als sonst. In der Küche sah sie mich mit ihren blassen Augen von oben bis unten an. »Hast es bisher gut bei mir gehabt; heut fängt das wirkliche Leben an. Ich will, daß du ab heute früh aufstehst und das Frühstück vorbereitest und nicht stundenlang im Badezimmer mit deinen Haaren rumspielst.«
    »Aber, Mutter. Ich weiß gar nicht, wie der Herd funktioniert.«
    »Hab’ ich’s dir nicht gestern und vorgestern gezeigt?« Sie zeigte mir erneut, wie man alles bediente, von der Geschirrspülmaschine bis zum Mülleimer und dem Eisschrank.
    Dann führte sie mich wieder in den Keller hinunter, wo eine rosafarbene Waschmaschine mit Trockner in einem kleinen Alkoven stand, wo auch Regale für Kittys Tiersammlung angebracht waren. Zudem befanden sich dort kleine Schränke für Schachteln und Plastikflaschen mit Seife, Waschmittel, Weichmacher, Entfärbungsmittel, Reinigungsmittel, Spülmittel, Pflegemittel, Fensterputzmittel, Toilettenreiniger, Messing- und Kupferputzmittel, Silberputzmittel – es nahm einfach kein Ende. Ich wunderte mich, wie den beiden überhaupt noch Geld für Essen übrigblieb.
    Nahrung zu beschaffen war dort oben in den Bergen unser Hauptziel gewesen; wir hätten uns gar nicht vorstellen können, daß es solche Putzmittel gab. Kernseife konnte man für alles brauchen, vom Haarewaschen bis zum Wäschewaschen auf dem Waschbrett. Kein Wunder, daß Kitty mich für eine Barbarin hielt.
    »Und dort drüben«, sagte Kitty und zeigte auf einen Platz voller technischer Geräte, »hat Cal seine Heimwerkstatt. Er bastelt hier gern in seiner Freizeit herum. Bring seine Sachen ja nicht durcheinander. Einige davon sind gefährlich. Wie zum Beispiel die elektrische Säge und das ganze Tischlerwerkzeug.
    Für Mädchen wie dich, die so Sachen nicht kennen, ist’s besser, die Finger davon zu lassen. Vergiß das nicht, verstanden?«
    »Ja.«
    »Ja, was?«
    »Ja, Mutter.«
    »Nun zur Sache. Meinst du, du kannst unsere Wäsche waschen und trocknen, ohne sie zu zerreißen oder zu verbrennen?«
    »Ja, Mutter.«
    »Hoffentlich.«
    In der Küche hatte Cal schon heißes Wasser für den Kaffee aufgesetzt. Er saß da und studierte die Morgenzeitung. Als wir eintraten, legte er sie zur Seite und lächelte uns an. »Guten Morgen, Heaven. Du siehst so frisch und hübsch aus an deinem ersten Tag in der neuen Schule.«
    Kitty wirbelte herum. »Hab’s dir doch gesagt, daß sie bald wieder in Ordnung sein wird«, fauchte sie, setzte sich hin und schnappte sich einen Teil der Zeitung. »Muß mal sehen, was für Prominenz in die Stadt kommt…« murmelte sie vor sich hin.
    Ich stand mitten in der Küche und wußte nicht so recht, was ich tun sollte. Kitty blickte auf und sah mich aus kalten, harten und rücksichtslosen Augen an. »Okay, Mädchen, koch jetzt.«
    Kochen. Ich verbrannte die dünnen Speckscheiben, die ich noch niemals zuvor gebraten hatte. Unser Speck wurde immer in dicken Scheiben geschnitten und war nicht so hübsch verpackt.
    Kitty Augen wurden schmal, während sie mir ohne Kommentar bei der Arbeit zusah.
    Ich verbrannte auch den Toast, weil ich den Toaster beim Abwischen der Fingerabdrücke aus Versehen zu hoch gestellt hatte. Kitty hatte mir vorher nahegelegt, daß ich an allen verchromten Apparaturen immer Flecken und Fingerabdrücke sofort entfernen müßte.
    Ich ließ die Spiegeleier zu lange in der Pfanne, und das Eigelb wurde hart. Cal aß kaum von seinen gummiartigen Eiern. Der Kaffee war dann der Gipfel. Wie ein Blitz huschte Kitty über den spiegelglatten Küchenboden und gab mir eine schallende Ohrfeige!
    »Jeder Idiot kann ein Brot in den Toaster stecken!« kreischte sie. »Und jeder Oberidiot kann Speck braten! Ich hab’s geahnt, hab’s einfach geahnt!« Sie zerrte mich an den Tisch und drückte mich auf den Stuhl. »Heut mach’ ich alles, aber ab morgen bist du dran – und wenn du dann wieder das gleiche anstellst wie heut, dann koch’ ich dich im Wasser! Cal, geh du zur Arbeit und kauf dir irgendwo ein Frühstück. Ich muß mir noch eine Stunde freinehmen, um das Kind in der Schule anzumelden.«
    Cal gab Kitty nicht etwa einen langen, leidenschaftlichen Kuß, sondern nur ein Pflichtküßchen auf die

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