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Dunkle Wasser

Dunkle Wasser

Titel: Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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alt und einsam in einer großen Stadt. Ich machte mich damals nach dem Wintersemester auf den Weg nach Florida. Zufällig traf ich Kitty in der ersten Nacht in einer Bar, hier in Atlanta. Sie erschien mir als die schönste Frau, die ich je in meinem Leben gesehen hatte.« Er lachte hart und bitter. »Ich war jung und naiv, Heaven. Ich war schon einmal im Sommer aus meiner Heimat in New England hierhergekommen. Mein Studium an der Yale-Universität wollte ich in zwei Jahren abschließen.
    Allein fühlte ich mich in Atlanta verloren. Kitty ging es ebenso, und wir entdeckten, daß wir viele Gemeinsamkeiten hatten. Nach einiger Zeit heirateten wir. Sie machte ein Geschäft für mich auf. Kannst du dir vorstellen, daß ich Geschichtsprofessor werden wollte? Statt dessen habe ich Kitty geheiratet. Seitdem habe ich keine Universität mehr betreten und bin auch nie mehr zu Hause gewesen. Ich schreibe meinen Eltern auch nicht. Kitty will nicht, daß ich mit meinen Eltern Kontakt aufnehme. Sie schämt sich, daß sie die High School nicht abgeschlossen hat. Sie hat Angst, meine Eltern könnten es herausfinden. Außerdem schulde ich ihr fünfundzwanzigtausend Dollar.«
    »Wie hat sie so viel Geld verdient?« erkundigte ich mich und vergaß beinahe meine Arbeit.
    »Hat Kitty dir schon erzählt, daß sie mit dreizehn zum ersten Mal geheiratet hat? Nun gut, es folgten noch drei weitere Ehemänner. Jeder von ihnen hat gut für sie gesorgt, wohl um einer Ehe zu entrinnen, die ihnen nach einer Weile unerträglich geworden ist. Gerechterweise muß man sagen, daß sie den besten Schönheitssalon in Atlanta führt.«
    »Oh«, sagte ich lediglich und hielt den Kopf tief gesenkt. Nie hätte ich ein Geständnis dieser Art erwartet. Es war trotzdem schön, daß jemand zu mir wie mit einer Erwachsenen sprach.
    Ich war unsicher, ob ich ihm eine bestimmte Frage stellen durfte, aber ich tat es. »Liebst du Kitty nicht?«
    »Doch, ich liebe sie«, gestand er barsch. »Wie könnte ich sie nicht lieben, da ich weiß, warum sie so geworden ist? Aber eines möchte ich dir sagen, solange ich die Gelegenheit dazu habe; es gibt Zeiten, da kann Kitty sehr gewalttätig sein. Ich weiß, sie hat dich in der ersten Nacht hier gezwungen, dich in heißes Badewasser zu setzen, aber ich habe nichts gesagt, da du keine bleibenden Schäden davongetragen hast. Wenn ich etwas gesagt hätte, dann wäre sie bestimmt bei der nächstbesten Gelegenheit noch schlimmer zu dir gewesen.
    Achte darauf, daß du alles tust, was sie verlangt. Schmeichle ihr und sage ihr, daß sie jünger als ich aussieht… und folge ihr, folge ihr und sei demütig.«
    »Das verstehe ich nicht!« rief ich. »Warum braucht sie mich dann, außer um ihre Sklavin zu sein?«
    Er hob überrascht die Augen. »Heaven, hast du es immer noch nicht erraten? Du bist für sie das Kind, das sie von deinem Vater erwartet hat und das sie abtreiben mußte. Jetzt kann sie keine anderen Kinder mehr kriegen. Sie liebt dich, weil du ein Teil von ihm bist, und aus dem gleichen Grund haßt sie dich. Über dich hofft sie eines Tages an ihn heranzukommen.«
    »Um ihn durch mich zu verletzen?«
    »Etwas in der Art.«
    Ich lachte bitter. »Arme Kitty. Vater haßt von allen seinen fünf Kindern ausgerechnet mich. Sie hätte Fanny oder Tom nehmen sollen, das sind die Kinder, die Vater liebt.«
    Er drehte sich zu mir und nahm mich zärtlich in seine Arme, so wie ich es mir immer von Vater gewünscht hatte. Ich schluchzte und klammerte mich an den Mann, der doch fast ein Fremder für mich war. Mein Hunger nach Liebe war so groß.
    Ich schämte mich danach und weinte fast. Er räusperte sich und ließ mich los. »Heaven, Kitty darf unter keinen Umständen erfahren, was du mir gerade erzählt hast. Solange du für deinen Vater kostbar bist, so lange bist du es auch für sie. Verstehst du?«
    Er mochte mich. Ich sah es seinen Augen an, und in der Gewißheit, daß ich ihm etwas anvertrauen konnte, erzählte ich ihm von dem Koffer und dessen Inhalt. Er hörte mir so zu, wie es Miß Deale getan hätte, voller Mitgefühl und Verständnis.
    »Eines Tages werde ich dorthin gehen, Cal, nach Boston, um die Familie meiner Mutter zu finden. Und ich werde die Puppe mitbringen, damit sie gleich erkennen, wer ich bin. Aber ich kann erst gehen, wenn ich…«
    »Ich weiß schon«, sagte er mit einem Lächeln, und seine Augen glänzten. »Du mußt Tom, Keith und Unsere-Jane mitnehmen. Warum nennst du eigentlich deine kleine Schwester

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