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Dunkle Wasser

Dunkle Wasser

Titel: Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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es bei Ihnen passieren sollte. Ich möchte der Klasse das Wunder einer Geburt nahebringen.«
    Also wurde ich wider besseres Wissen überredet. In Kittys tipptopp sauberem, weiß-rosa Haus mit all den glänzenden Keramik-Geschöpfen wurde der kleine weiß-braune Hamster im Keller untergebracht, dort wo Kitty eigentlich nie hinkam, seit sie eine Sklavin hatte, die all ihre Wäsche wusch und trocknete.
    Trotzdem war Kitty völlig unberechenbar. In atemberaubender Geschwindigkeit wechselte sie ihre Launen, die immer aufwendiger und gefährlicher wurden. Mit viel Mühe richtete ich für den großen Käfig einen Platz im Keller ein und achtete darauf, daß es dort nicht zog. Unter einem hohen, sonnigen Fenster schien mir der geeignete Ort zu sein.
    Ich fand eine alte Stellwand, von der der Lack schon abgeblättert war und stellte sie auf. Jetzt war Chuckles nicht nur vor Zugluft, sondern auch vor Kittys grausamen, wasserhellen Augen geschützt, falls sie doch in den Keller kommen sollte. Andererseits gab es überhaupt keinen Grund für sie, dorthin zu gehen, wo Chuckles und ich uns gemütlich eingerichtet hatten. Meine Angst um die Hamsterdame war daher nicht besonders groß.
    »Also, laß es dir hier unten gutgehen, Chuckles«, sagte ich zu dem kleinen Tier, das auf seinen Hinterbeinchen stand und anmutig an einem Apfelstück nagte, das ich ihm gegeben hatte.
    »Benutz die Tretmühle nicht zu oft. In deinem Zustand ist das nicht ratsam.«
    Das blöde Rad quietschte nämlich. Auch nachdem ich es herausgenommen und geölt hatte, machte es noch einen relativ großen Lärm. Chuckles sauste inzwischen in ihrem Käfig auf und ab, weil sie unbedingt ihr Laufrad zurückhaben wollte.
    Kaum hatte ich es wieder in den Käfig gestellt, sprang Chuckles sofort hinein und fing zu treten an – das Rad quietschte immer noch, aber nicht ganz so laut.
    Oben im Gang preßte ich mein Ohr gegen die geschlossene Tür. Im Keller war es still. Ich öffnete die Tür; immer noch nichts zu hören. Erst nachdem ich sieben Stufen hinabgestiegen war, hörte ich ein ganz leises Geräusch – aber das machte nichts. Kitty würde nie allein in den Keller gehen, und sie tat es auch nicht, wenn Cal in seiner Werkstatt war. Ich war mit der Wäsche fertig, warum also sollte sie im Keller etwas nachsehen wollen?
    Chuckles bewegte unermüdlich ihr Laufrad.
    Es war wieder einer dieser befremdlichen Abende, an denen Kitty ausnahmsweise keine Überstunden machte. Ihre blassen Augen blickten verwirrt. »Hab’ schon wieder so ‘ne Migräne«, klagte sie. »Werd’ früh ins Bett gehen«, verkündete sie nach einem frühen Abendessen. »Will die Geschirrspülmaschine nicht hören, verstanden? Das ganze Haus vibriert dann. Ich werde ein paar Tabletten schlucken und schlafen, schlafen, schlafen!« – Wunderbar!
    Der Samstag begann wie alle anderen Samstage. Kitty wachte übelgelaunt auf, sie war müde, ihre Augen waren rot und geschwollen, und sie klagte darüber, daß sie sich benommen fühlte. »Weiß gar nicht, ob ich heut in meinen Kurs gehen kann«, brummelte sie vor sich hin, während ich pflichtbewußt die Würstchen in der Pfanne briet. »Dauernd bin ich müde.
    Das Leben macht keinen Spaß mehr.
    Weiß selbst nicht warum.«
    »Nimm dir doch frei«, schlug Cal vor. Er schlug die Zeitung auf und überflog die Schlagzeilen. »Leg dich doch wieder ins Bett und schlaf dich mal richtig aus.«
    »Aber ich kann doch meinen Kurs nicht versäumen. Meine Schüler erwarten mich…«
    »Kitty, geh doch zum Arzt.«
    »Du weißt, ich hass’ die Ärzte!«
    »Schon, aber wenn du dauernd Kopfweh hast, dann ist das doch ein Zeichen, daß dir etwas fehlt, oder vielleicht brauchst du nur eine Brille.«
    »Du weißt doch, ich trage keine Brille. Ich will nicht wie ‘ne alte Frau aussehen.«
    »Du kannst ja Kontaktlinsen tragen«, sagte er abschätzig und blickte dann zu mir herüber. »Heute arbeite ich den ganzen Tag, wahrscheinlich bis sechs Uhr. Ich habe gerade zwei neue Leute eingestellt, die ich einweisen muß.« Er wollte mir damit zu verstehen geben, daß ich heute kein besonderes Unterhaltungsprogramm zu erwarten hatte.
    Kitty rieb sich wieder die Augen. »Hab’ überhaupt keinen Appetit mehr…« Sie erhob sich, dann wandte sie sich zu mir, um mir zu sagen, daß sie wieder ins Bett gehen und so lange schlafen wollte, bis ihre Kopfschmerzen vorbei seien. »Ruf für mich an und entschuldige mich.«
    Den Morgen verbrachte ich mit Scheuern und Putzen; die ganze Zeit

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