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Dunkle Wasser

Dunkle Wasser

Titel: Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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bremste neben mir.
    Kitty lehnte sich aus dem Fahrzeug. »Komm, mein Kind, sei nicht trotzig. Du kommst mit zwei Dollars in der Tasche nicht sehr weit – außerdem sind die für den Herrn gedacht gewesen.
    Steig ein. Ich fühl’ mich schon besser. Mein Kopf ist wieder frisch, aber die ganze Nacht und am Morgen hatte ich solche Schmerzen, daß ich beinahe einen Anfall bekommen hab!«
    Wollte sie damit etwa sagen, daß sie nicht bei Sinnen gewesen war, als sie Chuckles umgebracht hatte?
    Widerstrebend stieg ich ins Auto. Wohin hätte ich auch schon mit zwei Dollars in der Tasche gehen können?
    Auf dem ganzen Nachhauseweg überlegte ich mir, was ich unternehmen könnte. Es hatte sie überkommen, Chuckles zu töten. Nur geisteskranke Menschen waren zu solchen sadistischen Dingen fähig. Und wie sollte ich eine plausible Entschuldigung für Mr. Taylor finden, daß Chuckles gestorben war?
    »Du kannst es ihm nicht erzählen«, sagte Cal, als Kitty sich schlafen gelegt hatte, weil sie wieder einen »Brummschädel«
    hatte. »Du mußt ihm sagen, daß Chuckles bei der Geburt gestorben ist…«
    »Du nimmst sie in Schutz!« rief ich empört.
    »Ich glaube dir, aber ich will, daß du die High School beendest. Aber wenn du die Sache meldest, dann wirst du kaum dazu imstande sein. Sie wird uns bekämpfen. Wir müssen Beweise bringen, daß sie geisteskrank ist, und du weißt ebensogut wie ich, daß Kitty ihre schlimmsten Seiten nur uns zeigt. Ihre ›Mädels‹ finden sie wunderbar, großzügig und aufopferungsvoll. Wir müssen Kitty überzeugen, daß sie zum Psychiater gehen muß, um ihrer selbst willen. Und, Heaven, wir müssen unser Spiel bis dahin durchhalten. In der Zwischenzeit lege ich ein paar Dollars zurück, damit du mal genügend Geld hast, dieser Hölle zu entkommen.«
    Ich ging zur Tür. »Ich werde mir selber helfen, auf meine Art und wann und wie es mir paßt.«
    Er sah mich eine Sekunde lang wie ein kleiner verunsicherter Junge an, der seinen Weg noch nicht gefunden hatte, bevor er die andere Tür leise schloß.
    17. KAPITEL

    VERBOTENE LIEBE

    Nach Chuckles’ Tod nahm unser Leben in Candlewick eine unerwartete Wendung. Mr. Taylor akzeptierte gutgläubig meine Entschuldigung, daß Chuckles bei der Geburt ihrer Jungen gestorben sei. Am nächsten Tag schon war ein anderes Hamsterweibchen im Käfig, ebenfalls schwanger. Es sah ein wenig anders aus als Chuckles, bekam aber den gleichen Namen. Es war deprimierend zu sehen, daß ein Leben mehr oder weniger keinen Unterschied machte.
    Diesen Hamster werde ich nicht ins Herz schließen, sagte ich mir.
    Nach dem Vorfall mit Chuckles verfiel Kitty in ein langes Schweigen, als schämte sie sich ihrer Tat; stundenlang saß sie auf ihrem Bett, starrte ins Leere, frisierte und bürstete ihre Haare, toupierte sie, bis sie ihr wie eine Drahtbürste senkrecht vom Kopf abstanden; dann frisierte sie die Haare wieder glatt.
    Diese Prozedur wiederholte sie endlos. Daß sie zum Schluß überhaupt noch Haare hatte, grenzte an ein Wunder. Ihre Persönlichkeit hatte sich nun auf drastische Weise verändert –
    sie war nicht mehr laut und streitsüchtig, sondern eher grüblerisch und fast zu schweigsam. Sie erinnerte mich jetzt an Sarah. Nach einiger Zeit achtete sie auch nicht mehr auf ihre Haare, sie hörte auf, die Fingernägel zu maniküren und sich zu schminken. Sie vernachlässigte überhaupt ihr Äußeres.
    Ich beobachtete, wie sie ihre feinste Unterwäsche gedankenlos wegwarf. Sie weinte häufig und wälzte oft stundenlang düstere Gedanken. Ich fand jedoch, daß es ihr recht geschah, was sie jetzt durchmachte.
    Eine Woche lang dachte Kitty sich immer wieder neue Ausreden aus, um nicht in ihren Salon gehen zu müssen. Sie lag nur noch auf dem Bett und starrte ins Nichts. Je mehr Kitty sich in sich selber zurückzog, um so schärfere Konturen erhielt Cals Persönlichkeit; er war gar nicht mehr so launisch und trat nun viel selbstsicherer auf. Während Kitty ihr Leben entglitt, schien er das seine mit beiden Händen packen zu wollen.
    Die seltsamen Veränderungen im Haus waren geradezu unheimlich, und ich konnte nicht aufhören, darüber nachzudenken. Waren es Schuld, Scham und Erniedrigung, die Kitty den Lebensmut nahmen?
    Die Temperaturen kletterten auf 35° C. Immer noch glich Kitty einem Zombie. Am letzten Montag im Juni trat ich in Kittys Schlafzimmer, um herauszufinden, ob sie schon fertig war, um im Schönheitssalon, ihrem Reich, wieder nach dem Rechten zu sehen. Entsetzt

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