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Dunkle Wasser

Dunkle Wasser

Titel: Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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aber mußt du mich deshalb angreifen? Ich bin hier stehen geblieben, damit ich da bin, wenn du mich brauchst. Wenn du mich brauchst, Heaven! Schlag mich nicht! Ich habe dich immer nur bewundert, respektiert und geliebt. Ich konnte es nie glauben, daß dein Vater seine Kinder verkauft hat. Aber jetzt tue ich es.
    Verzeih mir, daß ich es dir erst heute wirklich glaube.«
    Ich stieß ihn von mir. »Willst du damit sagen, daß du die ganze Zeit nie mit Fanny über mich geredet hast?«
    »Ich habe sehr oft versucht, mit Fanny über dich zu reden…
    Aber du kennst ja Fanny. Sie dreht und wendet alles so lange, bis sie selber daran glaubt, daß ich es von ihr und nicht von dir hören will. Fanny interessiert sich nur für sich.« Blut schoß ihm ins Gesicht, und er starrte auf seine Füße. »Ich bin zu dem Schluß gekommen, daß es besser ist, Fanny allein zu lassen.«
    »Sie ist immer noch hinter dir her, nicht wahr?« fragte ich ihn verbittert. Ich konnte mir vorstellen, daß Fanny sich auf ihre aggressive Art an ihn herangemacht hatte… Und ich fragte mich, ob er, wie alle anderen auch, bei ihr schwach geworden war.
    »Ja«, sagte er und hob die Augen. »Man muß schon großen Widerstand leisten, um sich Fanny vom Leib zu halten… Die beste Methode ist, überhaupt nicht in ihre Nähe zu kommen.«
    »Nicht in die Nähe der Versuchung.«
    »Bitte, hör auf! Ich tue mein Bestes, um Mädchen wie Fanny aus meinem Leben herauszuhalten. Seit dem Tag, an dem du fortgegangen bist, warte ich auf ein Mädchen namens Heaven, das mich wirklich lieben wird. Jemand, der gut und unschuldig ist; jemand, der lieben und geben kann. Jemanden, den ich respektiere. Wie kann ich ein Mädchen wie Fanny respektieren?«
    Mein Gott, hilf mir – wie würde er jemanden wie mich respektieren können? Jetzt?
    Wir ließen das Haus des Reverend Wise hinter uns, ohne uns noch einmal umzuschauen. Offensichtlich hatte sich Fanny mit ihrem neuen Leben gut abgefunden.
    »Logan, Fanny schämt sich ihrer alten Familie«, sagte ich mit tränenerstickter Stimme. »Ich dachte, sie würde sich freuen, mich zu sehen. Es gab Zeiten, da haben wir uns nur gestritten.
    Aber wir sind schließlich Blutsverwandte, und ich liebe sie trotz alledem.«
    Wieder wollte er mich in seine Arme nehmen und mich küssen. Ich wehrte ihn ab und wandte mein Gesicht zur Seite.
    »Weißt du zufällig, wo mein Großvater ist?« fragte ich kleinlaut.
    »Natürlich weiß ich das. Von Zeit zu Zeit besuche ich ihn.
    Dann spreche ich mit ihm über dich, und ich helfe ihm dabei, seine Schnitzereien zu verkaufen. Er ist wirklich gut, weißt du, er ist ein Künstler mit seinem Schnitzmesser. Er erwartet dich.
    Seine Augen haben geleuchtet, als ich ihm sagte, daß du kommst. Er sagte mir, er würde ein Bad nehmen, sich die Haare waschen und sich sauber kleiden.«
    Wieder schnürte es mir den Hals zusammen… Großvater badete, ohne dazu gedrängt zu werden, wusch sich die Haare und zog sich frische Sachen an?
    »Hast du was von Miß Deale gehört oder sie gesehen?«
    »Sie ist nicht mehr hier«, antwortete er und hielt meine Hand.
    »Sie hat Winnerrow vor dir verlassen, das weißt du doch noch, nicht wahr? Manchmal besuche ich unsere Schule und denke an alte Zeiten. Ich sitze auf der Schaukel und erinnere mich an früher. Und außerdem – das habe ich dir ja schon erzählt –
    gehe ich manchmal durch die leeren Zimmer eurer Hütte.«
    »Warum tust du das?« fragte ich verlegen.
    »Ich gehe hin, um besser zu verstehen. Und ich glaube, jetzt tue ich das auch. Sich vorzustellen, daß jemand, der so intelligent und schön ist wie du, in dieser Hütte aufgewachsen ist – und Tom auch –, erfüllt mich mit Bewunderung und Hochachtung. Ich weiß nicht, ob ich an deiner Stelle so viel Mut und Energie bewiesen hätte, und wenn ich mir Tom anschaue…«
    »Du hast Tom getroffen? Wann?« erkundigte ich mich begierig.
    »Natürlich habe ich ihn getroffen!« Als er mein Gesicht sah, lächelte er mitfühlend. »Wein nicht. Es geht ihm gut. Er ist ein prima Bursche geworden, Heaven. Aber du wirst es ja selber sehen.«
    Wir näherten uns Martins Road, einer ärmeren Gegend Winnerrows, ungefähr zwölf Häuserblocks von Fanny und ihrer Prachtvilla entfernt. »Mrs. Sally Trench leitet das Pflegeheim. Dein Großvater ist bei ihr untergebracht. Ich habe gehört, dein Vater schickt monatlich Geld, um die Kosten für das Heim zu zahlen.«
    »Es ist mir egal, was mein Vater macht.« Trotzdem überraschte es

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