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Dunkle Wasser

Dunkle Wasser

Titel: Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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geweigert, es zu tun. Sie wußte über den Tumor Bescheid. Sie hat uns gesagt, daß sie lieber sterben würde, als sich eine Brust amputieren zu lassen. Wenn sich Frauen so gegen die Operation wehren, dann setzen wir sie nicht unter Druck. Wir machen Alternativ-Vorschläge. Sie hat sich aber auch gegen eine Chemotherapie ausgesprochen, weil es zu Haarverlust kommen würde. Sie will es mit Bestrahlungen versuchen… Falls dies keinen Erfolg haben sollte, ist sie bereit, ›ihrem Herrn entgegenzutreten‹.« Der Arzt hielt inne. Ein Ausdruck huschte über sein Gesicht, den ich nicht deuten konnte. »Ich muß Ihnen ehrlich sagen, daß der Tumor eine Größe erreicht hat, bei der eine Bestrahlung nicht mehr sinnvoll ist… da es aber nun mal das einzige ist, zu dem Ihre Frau bereit ist, bleibt uns nichts anderes übrig.«
    Bebend erhob sich Cal. »In meinem ganzen Leben habe ich meine Frau zu nichts überreden können. Und ich bin sicher, daß es mir diesmal auch nicht gelingen wird – aber ich werde es versuchen.«
    Er tat sein Bestes. Ich war mit ihm im Zimmer, als er auf der Bettkante saß und sie anflehte: »Bitte, Kitty, laß dich operieren. Ich will, daß du lebst.« Sie zog sich wieder in sich selbst zurück. Nur wenn sie zu mir sah, leuchtete etwas in ihren blassen Augen. Ob es Haß oder etwas anderes war, konnte ich nicht genau erkennen.
    »Geh du schon nach Hause«, befahl mir Cal und setzte sich auf den einzigen Stuhl, der im Zimmer stand. »Auch wenn ich einen Monat dazu brauche, ich werde sie überzeugen.«
    Es war drei Uhr nachmittags. Meine Absätze klapperten laut auf dem Bürgersteig. Ich trug blaue Ohrringe, die mir Cal erst vor einer Woche geschenkt hatte. Er schenkte mir alles Erdenkliche, von dem er meinte, daß ich es vielleicht haben wollte. Er hatte mir sogar Kittys Schmuckkästchen gegeben, aber ich brachte es nicht übers Herz, etwas von ihr zu tragen.
    Ich fühlte mich an diesem schönen Nachmittag so jung und frisch wie schon lange nicht mehr – seitdem Kitty mir eingetrichtert hatte, ich sei ein Hillbilly-Miststück. Was immer Kitty zustoßen würde, es war, in gewisser Weise, ihre eigene Entscheidung gewesen. Schließlich hätte sie ihre Brust retten und mit nur einer winzigen Narbe, die kein Mann je bemerkt hätte, davonkommen können, wenn sie früher gehandelt hätte.
    Bei jedem Schritt betete ich, daß Cal Kitty zu der Operation überreden konnte. Ich betete auch, daß sie erkannte, was für ein wertvoller Mensch er war. Wenn sie das täte, würde er mich gehen lassen, dessen war ich mir ganz sicher. Er liebte Kitty, hatte sie immer geliebt. Dabei hatte sie ihn so miserabel behandelt, als könne sie gar keinen Mann lieben, nachdem Vater ihr so Schlimmes angetan hatte.
    Vater! Immer fiel alles auf Vater zurück!
    Schritte verfolgten mich. Ich sah mich nicht um. »Hey«, rief eine bekannte Stimme. »Ich habe gestern auf dich gewartet.«
    Warum wurden meine Schritte immer schneller, wo ich doch die ganze Zeit gehofft hatte, daß er mir begegnete? »Heaven, lauf nicht weg. Du kannst sowieso nicht schnell und weit genug rennen, um mir zu entkommen.«
    Ich wirbelte herum und sah Logan auf mich zugehen. Er war wirklich so geworden, wie ich mir immer einen Mann gewünscht hatte – jetzt hatte ich kein Anrecht mehr auf ihn, es war zu spät, viel zu spät.
    »Geh weg!« fuhr ich ihn an. »Du brauchst mich nicht mehr!«
    »Jetzt warte doch mal einen Augenblick«, knurrte er, indem er mich einholte, am Arm packte und mich zwang, neben ihm zu gehen. »Warum benimmst du dich so? Was habe ich getan?
    Einen Tag liebst du mich, am anderen stößt du mich von dir.
    Was wird hier gespielt?«
    Mein Herz klopfte, daß es schmerzte. Ja, ich liebte ihn; hatte ihn immer geliebt; würde ihn immer lieben. Aber etwas trieb mich dazu, etwas anderes zu sagen: »Logan, es tut mir leid, aber ich kann nicht vergessen, wie du mich an dem letzten Sonntag, bevor Vater mich an die Dennisons verkaufte, völlig ignoriert hast. Ich brauchte deine Hilfe, aber du hast durch mich hindurch gesehen, als wäre ich gar nicht vorhanden. Du warst der einzige Mensch, an den ich mich wenden konnte, nachdem Miß Deale fort war. Du warst mein weißer Ritter, mein Erretter – und du hast nichts, überhaupt nichts unternommen! Wie kann ich dir jetzt noch vertrauen?«
    Seine Augen hatten einen schmerzlichen Ausdruck angenommen, und das Blut schoß ihm ins Gesicht. »Wie kann man nur so dumm sein, Heaven! Du glaubst, du bist der einzige

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