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Dunkle Wasser

Dunkle Wasser

Titel: Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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verlassen dalag. Es bestand nur aus einem schmalen Hügel, der sich langsam zu senken begann, und einem billigen Grabstein in Form eines Kreuzes.
    ENGEL
    innigst geliebte Frau
    von Thomas Luke Casteel
    Ich ließ Logans warme Hand los und fiel auf die Knie. Mit gesenktem Kopf sagte ich mein Gebet auf, bat, daß ich sie eines Tages, eines wunderschönen, gesegneten Tages, im Paradies sehen dürfe.
    Auf dem Weg zum Friedhof hatte ich eine rote Rose aus dem Garten des Reverend Wayland Wise gepflückt, und nun steckte ich sie in das billige Marmeladenglas, das ich einmal vor Jahren am Fußende des Grabes in die Erde gedrückt hatte. Es gab kein Wasser in der Nähe, um die Rose frisch zu halten. Die rote Rose mußte bald verwelken und sterben. So wie meine Mutter verblüht und gestorben war, bevor ich sie kennengelernt hatte. Der Wind pfiff durch die Luft und peitschte die Tannenzweige hin und her. Ich kniete am Grab und versuchte, den Mut zu finden, Logan alles zu gestehen.
    »Laß uns von hier fortgehen«, bat er beklommen und blickte zur Spätnachmittagssonne, die schnell hinter den Bergen versank.
    Ahnte er etwas? War es das gleiche, was ich empfand?
    Die vielen kleinen Geräusche der Abenddämmerung schwirrten durch die Luft und hallten durch die Täler und sangen mit dem Wind, der durch die Schluchten brauste und im hohen Gras, das schon seit Jahren nicht mehr gemäht worden war, raschelte.
    »Sieht nach Regen aus…«
    Ich brachte es immer noch nicht übers Herz, es ihm zu sagen.
    »Heaven, was machen wir hier? Sind wir hierher gekommen, damit du kniest und betest und wir darüber ganz vergessen, daß wir leben und uns lieben?«
    »Du hast mir nicht richtig zugehört, Logan. Du hast weder richtig hingesehen noch mich verstanden. Dies ist das Grab meiner richtigen Mutter, die mit vierzehn Jahren gestorben ist, als ich zur Welt gekommen bin.«
    »Das hast du mir schon mal erzählt«, sagte er leise, kniete sich neben mich und legte seinen Arm um meine Schulter.
    »Tut es immer noch so weh? Du hast sie ja nicht gekannt.«
    »Doch, ich kenne sie. Manchmal wache ich auf und empfinde das gleiche, das sie gefühlt haben muß. Sie ist ich, und ich bin sie. Ich liebe die Berge, und ich hasse sie. Sie geben dir viel, aber sie nehmen dir auch viel weg. Es ist einsam hier oben, aber es ist auch schön. Gott hat dieses Land gesegnet und die Leute darin verdammt, sich klein und unbedeutend vorzukommen. Ich möchte fort von hier, und ich möchte bleiben.«
    »Dann treffe ich die Entscheidung für dich. Wir kehren zurück ins Tal und werden in zwei Jahren heiraten.«
    »Du mußt mich nicht heiraten, das weißt du.«
    »Ich liebe dich. Ich habe dich immer geliebt. Es gab niemanden in meinem Leben außer dir. Ist das nicht Grund genug?«
    Tränen rannen über mein Gesicht, sie fielen wie Regentropfen auf die rote Rose. Ich hob die Augen und sah, wie sich Sturmwolken schnell zusammenballten. Ein Schauer durchfuhr mich, und ich begann zu sprechen. Er zog mich an sich. »Heaven, bitte sage nichts, das meine Gefühle für dich zerstören könnte. Wenn du vorhast, mir etwas zu sagen, was nur weh tun wird, sag es besser nicht, bitte!«
    Trotzdem fing ich an, ihm alles zu erzählen, wie ich es schon seit langem geplant hatte, hier an diesem Ort, wo sie es hören konnte.
    »Ich weiß, du hast eine bestimmte Idealvorstellung von mir.«
    »Du bist alles, was ich mir wünsche«, warf er schnell ein.
    »Ich liebe dich, Logan«, sagte ich sehr leise und mit gesenktem Kopf. »Ich habe dich seit dem ersten Tag, an dem wir uns gesehen haben, geliebt, und trotzdem habe ich einen anderen…«
    »Ich will es nicht hören!« brauste er auf.
    Er sprang auf und ich auch. Wir standen uns Aug’ in Aug’
    gegenüber. Meine langen Haare flatterten im Wind, daß sie seine Lippen berührten. »Du weißt es also, nicht wahr?«
    »Was Maisie herumerzählt? Nein, so etwas Abstoßendes kann ich nicht glauben! Ich höre nicht auf Klatsch! Du gehörst mir, und ich liebe dich… Also versuche erst gar nicht, mich davon zu überzeugen, daß es einen Grund gibt, dich nicht zu lieben!«
    »Es gibt aber einen Grund!« schrie ich verzweifelt.
    »Candlewick war nicht der glückliche Ort, wie ich es dir in meinen Briefen weismachen wollte. Ich habe dir so viele Lügen erzählt… und Cal war – «
    Er wandte sich abrupt um und lief davon.
    Er rannte den Pfad zurück nach Winnerrow und rief über seine Schulter hinweg: »Nein! Nein! Ich will nichts mehr hören – sag es

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