Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkle Wasser

Dunkle Wasser

Titel: Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
Vom Netzwerk:
bin. Ich habe mir Sorgen gemacht, warum Heaven, Tom, Fanny, Keith und Unsere-Jane nicht mehr in die Schule kommen. Ich wollte deshalb mal nachschauen.«
    »Wann meine Kinder in die Schule gehen und wann nicht, geht dich überhaupt nichts an«, schrie mein Vater. »Mach, daß du fortkommst. Wir brauchen keine Leute, die bei uns herumschnüffeln.«
    Logan wandte sich zu mir. »Ich mach’ mich besser auf den Weg, bevor die Sonne untergeht. Paß auf dich auf. Übrigens habe ich gehört, daß Miß Deale nächste Woche zurück sein wird.« Er sah Vater lange und eindringlich an, und mein Herz hüpfte vor Freude – Logan glaubte mir!
    »Sag dieser Lehrerin, sie soll sich gefälligst um ihren eigenen Mist kümmern«, brüllte Vater und schritt drohend auf Logan zu. »Du hast dein Verslein aufgesagt, verschwind’ jetzt.«
    Ruhig sah sich Logan in der Hütte um und nahm den Anblick offensichtlicher Armut in sich auf. Ich wußte, daß er sich bemühte, Schock und Mitleid zu verbergen, aber ich konnte in seinem Gesicht lesen. Logans große, blaue Augen sahen mich an und sandten mir eine Botschaft, die ich jedoch nicht recht entziffern konnte. »Hoffentlich sehe ich dich in ein paar Tagen wieder, Heaven. Ich werde es Miß Deale ausrichten, daß du nicht krank bist. Sag mir noch, wo Tom, Fanny, Unsere-Jane und Keith sind.«
    »Sind bei Verwandten auf Besuch«, sagte Vater. Er hielt die Tür weit auf, stand daneben und gab Logan unmißverständlich zu verstehen, daß er sich trollen solle, sonst würde er ihn hinausschmeißen.
    Logan starrte Vater an. »Passen Sie gut auf Heaven auf, Mr.
    Casteel.«
    »Raus«, schrie Vater voller Wut und warf die Tür hinter ihm zu.
    »Warum ist dieser Junge gekommen?« fragte Vater mich, während ich mich wieder dem Ofen zuwandte und Großvater aus dem anderen Zimmer hereinstolperte. »Hast ihn gerufen, oder?«
    »Er ist gekommen, weil er sich um mich kümmert, und Miß Deale kümmert sich auch um mich, und die ganze Welt wird sich um dich kümmern, wenn sie erfährt, was du angestellt hast, Luke Casteel!«
    »Danke für die Warnung«, sagte er höhnisch. »Hab’ schon richtig Angst.«
    Danach war es noch schlimmer, und er beobachtete mich noch genauer.
    Ich hoffte und betete, daß Logan Fanny traf und sie ihm alles erzählen würde und daß Logan etwas unternehmen würde, bevor es zu spät war. Zugleich aber hegte ich den Verdacht, daß Vater dem Reverend geraten hatte, Fanny im Haus zu behalten, bis er mich losgeworden war.
    Ich hatte in der Zeitung über adoptierte Kinder gelesen, die für zehntausend Dollar verkauft worden waren. Vater war also zudem noch so dumm gewesen und hatte nicht mehr verlangt.
    Aber die fünfmal fünfhundert Dollar waren mehr Geld, als er je in seinem Leben besessen hatte. Es war ein Vermögen für einen Hillbilly, der nicht bis Tausend zählen konnte.
    »Vater«, sagte ich am zehnten Tag, nachdem Tom fort war,
    »wie kannst du nur dein ganzes Leben lang jeden Sonntag in die Kirche gehen und dann so etwas tun?«
    »Halt den Mund«, fuhr er mich an, und seine Augen waren so hart wie Kieselsteine.
    »Ich will aber nicht den Mund halten!« brauste ich auf. »Ich will meine Brüder und Schwestern zurückhaben! Du mußt dich nicht um uns kümmern. Tom und ich haben schon Mittel und Wege gefunden, uns allein durchzubringen.«
    »Halt den Mund!«
    Oh, ich hasse dich, tobte eine wilde Stimme in mir, auch wenn mich mein Instinkt warnte, daß ich hart bestraft werden würde, wenn ich nicht schwieg.
    »Andere verkaufen auch ihre Kinder«, sagte er plötzlich. Ich war überrascht, daß er redete – und noch dazu mit mir –, als wollte er sich rechtfertigen. Ich hatte angenommen, daß er zu so etwas gar nicht imstande war. »Bin nicht der erste, der’s tut, und werd’ auch nicht der letzte sein. Spricht keiner drüber, aber es passiert die ganze Zeit. Arme Leute wie wir haben mehr Kinder als die reichen, die sich’s leisten könnten. Wir können sie uns nicht leisten, aber wir haben meistens keine Ahnung, wie man sie verhüten kann… Und wenn’s in kalten Winternächten nichts Besseres zu tun gibt, als mit der Frau ins Bett zu gehen und sich mit ihr zu vergnügen… dann machen wir unsere Goldminen, unsere Kinder, die hübschen Kleinen.
    Warum also nicht Profit aus der Natur schlagen?«
    Ich konnte mich nicht erinnern, daß er jemals so viel zu mir gesprochen hatte. Er war jetzt wirklich wieder gesund, sah nicht mehr eingefallen und fahl aus, und seine Wangen hatten eine

Weitere Kostenlose Bücher