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Dunkle Wasser

Dunkle Wasser

Titel: Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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tust.« Wieder drückte er meine Hand, wischte meine Tränen mit der anderen Hand weg und gab mir einen flüchtigen Kuß. »Wir können wohl nichts dagegen tun, oder? Nicht wenn Leute wie Reverend Wise und seine Frau nichts Schlimmes daran finden, Kinder zu kaufen.
    Ist schon mal vorgekommen, das weißt du genausogut wie ich.
    Und es wird immer wieder vorkommen, das weißt du auch.«
    Ich warf mich in seine Arme und drückte mich fest an ihn.
    Diesmal würde ich nicht weinen, diesmal ließ ich es nicht zu, daß es so weh tat. Es war ja wohl das Beste. Niemand war herzloser, lebensuntüchtiger und gemeiner als Vater. Daher würde es uns allen jetzt bessergehen, ganz gewiß. Ein schönes Zuhause und besseres Essen. Es war gut zu wissen, daß jeder von uns drei Mahlzeiten am Tag haben würde, so wie alle anderen Menschen auch in diesem freien Land, das man die Vereinigten Staaten von Amerika nennt.
    Dann brach ich zusammen und fing zu weinen an.
    »Tom, lauf! Tu was!«
    Vater versperrte Tom den Weg, obwohl er nicht versucht hatte zu fliehen. Wir hatten nur eine Tür, und die Fenster waren zu hoch und zu klein.
    Vater bemerkte meine Tränen nicht und übersah das schmerzverzerrte Gesicht Toms. Er eilte auf den untersetzten Mann im schmutzigen, abgetragenen Overall zu und schüttelte seine Hand. Er hatte, soweit ich sehen konnte, ein grobschlächtiges Gesicht. Sein dichter, grauer Bart überwucherte alles außer seiner Knollennase und seinen kleinen, blinzelnden Augen. Durch seinen dichten Pfeffer- und Salz-Bart machte sein Kopf den Eindruck, als säße er direkt auf seinen Schultern. Darunter folgte eine breite muskelbepackte Brust und ein runder Bierbauch – beides wurde durch seinen Overall halb verdeckt.
    »Bin gekommen, ihn mir zu holen«, sagte er ohne Umschweife und sah Tom ungeniert an, ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen. Er war etwa einen Meter entfernt, zwischen ihm und uns stand Vater. »Wenn’s so ist, wie Sie’s sagen, nehm’ ich ihn.«
    »Schauen Sie ihn sich an«, sagte Vater, ohne zu lächeln. Mit dem Farmer sprach er in einem rein geschäftsmäßigen Ton.
    »Tom ist vierzehn Jahre alt und fast schon einen Meter achtzig groß. Schauen Sie sich diese Schultern, diese Hände und Füße an; daran erkennt man, was aus dem Jungen mal für’n Kerl wird. Fühlen Sie mal seine Muskeln, die hat er vom Holzhacken; er kann wie ein ausgewachsener Mann Heu aufladen.«
    Pervers, es war grausam und pervers, seinen Sohn wie einen Preisbullen anzubieten.
    Der rotgesichtige Farmer riß Tom an sich und hielt ihn fest, während er in seinen Mund sah und seine Zähne kontrollierte, seine Muskeln, Schenkel und Waden befingerte und sich erkundigte, ob er an Verstopfung leide. Er stellte noch weitere peinliche Fragen, die Vater beantwortete, weil Tom sich weigerte. Als ob Vater darüber Bescheid gewußt oder sich gar jemals darum gekümmert hätte, ob Tom unter Kopfschmerzen litt oder Erektionen am Morgen hatte.
    »Ist’n gesunder Junge, natürlich hat er sexuelle Gefühle. Ich hatt’ sie auch in seinem Alter; war begierig und bereit, es den Mädchen richtig zu zeigen.«
    Was hatte er vor, wollte er Tom als Zuchtstier verkaufen?
    Der bullige Farmer schilderte seine Situation: Er heiße Buck Henry und betreibe eine Milchwirtschaft. Er benötigte dringend Hilfe. Jemand, der jung war und kräftig zupacken konnte und sich gerne einen guten Lohn verdienen wollte.
    »Keinen, der schwach ist, unstet und faul oder keine Befehle annehmen kann.«
    Vater ärgerte sich über das, was der Farmer gesagt hatte.
    »Tom ist sein Lebtag noch nicht faul gewesen.« Stolz schaute er auf Tom, der finster dreinblickte und sich neben mich stellen wollte.
    »Guter, starker Junge«, bemerkte Buck Henry zustimmend.
    Er überreichte Vater die fünfhundert Dollar in bar, unterschrieb die Papiere, die Vater schon fertig hatte, und nahm seine Quittung entgegen. Dann packte er Tom am Arm und drängte ihn zur Tür hinaus. Tom stemmte die Füße gegen den Boden, aber Vater war dicht hinter ihm und stieß ihm gegen das Schienbein. Großvater schaukelte und schnitzte unentwegt.
    An der Tür konnte sich Tom aus dem Griff des Farmers winden. »Will nicht gehen!« brüllte er.
    Schnell stellte sich Vater hinter mich; ich versuchte, ihm zu entkommen, aber zu spät. Seine großen Hände lagen mit gespreizten Fingern auf meinen Schultern; er brauchte sie nur etwas zu bewegen und schon lagen sie im Würgegriff um meinen Hals.
    Tom durchfuhr es kalt, als

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