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Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Dunkle Wasser in Florenz

Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Dunkle Wasser in Florenz

Titel: Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Dunkle Wasser in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Vichi
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Männer warten muss.«
    »Rosa, was fällt dir denn ein?«
    »Sag mir nicht, dass du erst um neun kommen willst …«
    »Entschuldigung, aber mir ist nicht danach, auswärts zu essen.«
    »Falls du Angst hast, es würde zu teuer, dann zahl eben ich, nur keine Bange.«
    »Darum geht es nicht.«
    »Ach, es gibt eben keine Männer mehr wie früher, heilige Madonna!«
    »Rosa, bitte nicht.« Casini seufzte und kaute auf der Zigarette herum. Rosa versuchte es jetzt mit ihrer Kleinmädchenstimme.
    »Ach, jetzt komm schon, großer Bär, willst du etwa deine kleine Rosa zu Hause sitzen lassen, die dich immer so schön massiert? Deine liebe kleine Rosa, die so gerne in ein schickes Restaurant ausgehen möchte? Kannst du wirklich so grausam sein, du hässlicher großer Bär?«
    »In Ordnung, du hast gewonnen. Um halb neun stehe ich vor deiner Tür. Und lass dir nicht wieder eine Stunde Zeit mit dem Runterkommen. Ich hasse es, wenn ich länger als eine Stunde auf Frauen warten muss …«
    »Ich werde absolut pünktlich sein, ciao ciao«, flötete Rosa und legte auf. Während der Kommissar den Hörer auf die Gabel sinken ließ, dachte er im Geiste schon an die hohe Restaurantrechnung. Er schaute resigniert zu Piras hinüber, der sich von seinem Stuhl erhob.
    »Ich gehe in den Funkraum, Commissario. Dann können Sie in aller Ruhe rauchen.«
    »Stört es dich wirklich so sehr?«
    »Ich hoffe, dass es eines Tages auch Sie stört, Dottore«, sagte der Sarde und humpelte davon.
    Casini verließ das Präsidium zu Fuß und ging zur Trattoria, um bei Totò in der Küche einen Happen zu essen. Da er wusste, dass er am Abend ins Restaurant gehen würde, verzichtete er auf Panerais Steak, das noch im Kühlschrank lag. Er entschied sich für etwas Leichtes und wehrte mehrfach Totòs Vorschläge ab, der ihn am liebsten gemästet hätte. Es gelang ihm sogar, auf den Grappa zu verzichten, den ihm der Koch vor die Nase gestellt hatte, und schließlich entfloh er diesem Ort der Versuchungen.
    Er wollte sich ein wenig die Beine vertreten, und daher kehrte er nicht gleich ins Büro zurück, sondern ging ins Stadtzentrum. Nach einem weiteren Kaffee in San Lorenzo lief er ziellos durch die Straßen. Um diese Zeit herrschte hier reges Treiben. Als er so zwischen den Leuten hindurchlief, schnappte er den Satz eines Mannes auf, der für seinen etwa zehnjährigen Sohn bestimmt war, den er an der Hand hielt. Der Mann war teuer gekleidet, er hatte einen Hut auf dem Kopf und eine dicke goldene Uhr am Handgelenk, seine Schuhe waren blitzblank poliert. Er redete sanft auf sein Kind ein, versuchte, es zu erziehen, und sein Sohn hörte ihm mit halb geöffnetem Mund aufmerksam zu.
    »Du darfst dich nicht um Sachen kümmern, die dich nichts angehen. Vergiss die anderen, du darfst nur an dich selbst denken. Verstehst du, was ich meine?«
    »Ja, Papa.«
    »Die anderen wollen dich bloß betrügen; wenn du zu gutherzig bist, nutzen sie das aus, wenn du ihnen den kleinen Finger reichst, nehmen sie gleich die ganze Hand. Keiner macht etwas umsonst, denk immer daran. Du musst dich um dich kümmern. Nimm auf niemanden Rücksicht, und geh einfach zielstrebig deinen Weg. Verstehst du, was ich sagen will?«
    »Ja, Papa … Kaufst du mir kleine Marzipanfrüchte?« Sie bogen in eine Querstraße ein und setzten ihre Lektion fürs Leben fort. Casini schüttelte grimmig lächelnd den Kopf. Wenn er den Worten dieses reichen Familienvaters lauschte, war das wie ein Blick durchs Schlüsselloch direkt in die Seele des italienischen Bürgertums. Diese kleine Episode bestätigte nur seine Meinung. Nichts war verdorbener als die italienische Bourgeoisie, sie hatte bereits unter dem Faschismus vor sich hin gefault, und nun verfaulte sie nach der Befreiung weiter. Das Ganze war schrecklich einfach. Die Reichen dachten nur daran, wie sie noch reicher werden konnten, und was in der Welt vorging, kümmerte sie nicht, solange sie sie ausbeuten und Geld anhäufen konnten. Sie scherten sich einen Dreck um Faschismus oder Demokratie, wollten nichts, als sich in Ruhe zu bereichern. Sie waren geizig, gemein und dumm – beliebte Eigenschaften der Reichen, weil sie ihnen halfen, immer reicher zu werden. Dass sie ihr Ziel erreichen konnten, hatten sie Menschen zu verdanken, die sie im Grunde verachteten. Sie waren verabscheuenswürdig, habgierig, banal, abgestumpft. In ihren feinen Villen zählten sie eifrig ihr Geld und glaubten, dass der Rest der Welt sie nichts anginge, der sich da draußen vor

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