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Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Dunkle Wasser in Florenz

Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Dunkle Wasser in Florenz

Titel: Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Dunkle Wasser in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Vichi
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leuchtete. Nachdem er kurz verwirrt dagestanden hatte, machte sich Casini auf den Weg Richtung Stadtzentrum. Er stapfte durch den Schlamm und fühlte sich dabei leicht wie eine Feder. Flüchtig beobachtete er die Männer der Bürgerwache, die mit Knüppeln bewaffnet ihre Runden drehten.
    Was hatte Amelia noch mal gesagt? Sie werden eine schöne dunkelhaarige Signorina kennenlernen, aber es wird nicht lange halten … Ein schlimmes Ereignis wird Sie auseinanderbringen … Das waren in etwa ihre Worte gewesen. Ein Gutes hatte die Sache ja. Um sich zu trennen, musste man erst einmal zusammenkommen. Aber war Eleonora wirklich die dunkelhaarige Signorina aus den Tarotkarten?
    Als er auf dem Lungarno ankam, warf er einen Blick auf die jungen Leute, die im gleißend hellen Scheinwerferlicht vor der Nationalbibliothek arbeiteten. Er fühlte sich so jung und schön wie sie, ein junger Mann von sechsundfünfzig, und musste sich bremsen, damit er nicht vor sich hin pfiff. Mit großen Schritten überquerte er die Brücke und ging dann die Via dei Benci entlang, wo er auf schattenhafte Gestalten traf, die sich schweigend zwischen Schutthaufen bewegten. Weiter hinten war ein weißer Lichtschein zu sehen, und man hörte Motorenlärm: Auch in Santa Croce wurde hart und unermüdlich im Scheinwerferlicht von Militärfahrzeugen gearbeitet.
    Doch all die Zerstörung, die Casini umgab, konnte ihm die Laune nicht verderben. Er lief zwischen den Autowracks hindurch, als wären sie Blumen auf einer Wiese. Egoistisch wie alle Verliebten dankte er Gott für die Überschwemmung, weil er durch sie Eleonora wiederbegegnet war. Die ganze Stadt hatte sich opfern müssen, damit sie und er sich finden konnten … Mamma mia , was für ein Idiot er doch war. Besser, er zügelte seine Begeisterung. Vielleicht hatte sich die junge Frau ja nur aus Langeweile mit einem alten Polizeikommissar unterhalten, nachdem sie einen Tag lang Schlamm weggekehrt hatte. Casini beschloss, das später zu überdenken und zunächst eine Nacht darüber zu schlafen.
    Sobald er im Wagen saß, fragte er im Präsidium nach, aber dort gab es keine großen Neuigkeiten. Sie erhielten Hilfsgesuche, vor allem vom Land. Es hatte mehrmals falschen Alarm wegen der entkommenen Häftlinge gegeben, und zahlreiche Plünderungen waren gemeldet worden.
    Um nach Hause zu kommen, musste Casini wegen der Autowracks und der Abfallberge zahlreiche Umwege fahren. Auf dem Küchentisch fand er ein paar Päckchen mit etwas zu essen, Mineralwasser und einen Zettel von Botta vor: Ich habe einen Schlafplatz bei einer sehr netten Signora gefunden, den ich nicht ablehnen konnte. Wenn Sie mich brauchen, tagsüber werde ich meinen privaten Pool säubern, wenn ich nicht da bin, hinterlassen Sie eine Nachricht in der Bar del Chiodo. Falls es sehr eilig ist, suchen Sie mich bei der freundlichen Signora … Es folgte die Adresse.
    Im Bad standen drei volle Eimer mit Wasser und eine Flasche Mineralwasser, neben der ein weiterer Zettel lag: Zum Zähneputzen benutzen Sie die hier. Die Toilettenschüssel war beinahe sauber. Ennio musste einiges an Wasser hineingeschüttet haben. Er schickte ihm in Gedanken einen Gruß. Wenn alle Ex-Häftlinge wären wie er …
    Casini putzte sich die Zähne, danach ging er sofort ins Bett und schichtete mehrere Decken über sich. Er schaltete die Taschenlampe aus, und während er so im Dunklen lag, dachte er an die junge Frau, an alles, was sie einander gesagt hatten. Er versuchte, jeden Satz zu deuten, einen verborgenen Sinn in ei nem Tonfall oder einem Augenaufschlag zu entdecken … Und der lange Blick, den sie ihm zugeworfen hatte? Und als sie die Lippen geschürzt hatte? Ein ziemlich qualvolles Spiel, doch es gelang ihm nicht, damit aufzuhören. Obwohl er müde war, dauerte es lange, bis er eingeschlafen war.
    In der Morgendämmerung war er schon auf, bereit, sich einem neuen Tag zu stellen. Rosa hatte recht, er stank wie ein Ochse. Er musste sich auf alle Fälle waschen. Also setzte er zwei große Töpfe voll mit Wasser auf, goss sie, als es kochend heiß war, in die Wanne und fügte kaltes Wasser hinzu. Er bemühte sich nach Kräften, sich den Schmutz der letzten drei Tage abzuwaschen, und dachte auch daran, sich die Haare zu waschen. Dann rasierte er sich und klopfte sich Aftershave auf die Wangen. Er fühlte sich wie neugeboren. Er zog sich einen Anzug an, den er für besonders elegant hielt, und mit Gummistiefeln an den Füßen stellte er sich wieder vor den Spiegel. Na

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