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Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Dunkle Wasser in Florenz

Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Dunkle Wasser in Florenz

Titel: Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Dunkle Wasser in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Vichi
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wegkehrten. Allmählich wurden sie vertrauter miteinander, und Casini nutzte die Gelegenheit, um wie zufällig eine forschende Bemerkung fallen zu lassen.
    »In diesem Zustand würde Sie wahrscheinlich nicht mal Ihr Freund wiedererkennen.«
    »Warum sagen Sie nicht direkt, was Sie meinen?«, sagte sie, ohne ihn anzusehen.
    »Ich verstehe nicht …«
    »Möchten Sie wissen, ob ich einen Freund habe? Warum fragen Sie mich dann nicht offen danach?«
    »Nicht doch … Ich … Das war nur ein Scherz …«, stammelte Casini und wurde rot.
    »Ich habe drei Freunde«, sagte die junge Frau und verzog ihr Gesicht geradezu anbetungswürdig.
    »Aha, gut …«
    »Einer allein ist mir zu langweilig«, fügte sie hinzu. Casini entfernte sich ein wenig. Scheinbar gleichgültig kehrte er weiter den Schlamm weg und pfiff einen Schlager von Adriano Celentano, um ihr zu zeigen, dass ihn das nicht weiter kümmerte. Nach ein paar Minuten kam Eleonora zu ihm.
    »Das stimmt doch nicht«, sagte sie lächelnd.
    »Was meinen Sie?«
    »Ich habe gar keinen Freund.«
    »Ach wirklich?«
    »Bis vor ein paar Tagen hatte ich einen, aber den habe ich abgelegt.«
    »Jetzt können Sie mir auch gleich sagen, warum«, meinte Casini genauso gleichgültig.
    »Ich weiß nicht … Ich hatte ihn satt.«
    »Waren Sie schon lange ein Paar?« Nun wollte er alles wissen.
    »Seit einer Ewigkeit, fast ein Jahr«, meinte sie todernst. Casini lächelte gequält. Für ihn war ein Jahr wie ein Augenblick.
    Sie arbeiteten, bis das letzte Tageslicht verschwunden war. Als man nichts mehr sehen konnte, sammelten sich die Opfer der Flutkatastrophe und die Studenten hinter der Porta San Niccolò, wo Don Baldesi aus den Holzabfällen ein großes Feuer entzündete. Alle setzten sich im Kreis darum und aßen, während sie mit einem Transistorradio die Nachrichten hörten. Wieder gab es einen Aufruf wegen der aus dem Gefängnis Le Murate entflohenen Häftlinge. Noch fünfzig von ihnen waren auf freiem Fuß, und man forderte die Bevölkerung auf, verdächtige Personen zu melden.
    Die Flammen warfen einen rötlichen Schein auf die Gesichter. Es war schrecklich kalt, viele hatten sich in eine Decke gewickelt. Es herrschte eine ruhige, beinahe fröhliche Stimmung. Die schöne Verkäuferin saß nun zwischen zwei Studenten, die pausenlos auf sie einredeten, einer machte sich mehr zum Affen als der andere. Casini hatte sich auf die gegenüberliegende Seite der Runde gesetzt, um sie von vorn betrachten zu können, und hin und wieder trafen sich ihre Blicke. Als jemand eine Zigarette herausholte, zündete er sich auch eine an.
    Nach einer Weile erhoben sich einige Männer und drehten mit Stöcken bewaffnet die Runde, um Plünderer abzuschrecken. Ein junger Mann mit langen Locken holte eine Gitarre hervor und begann einen todtraurigen Song auf Englisch zu singen.
    »Warum singst du nicht was von Gianni Morandi?«, fragte eine Frau. Der Lockenschopf ignorierte sie und fuhr mit seinem Gewinsel fort. Don Baldesi döste, das Kinn war ihm auf die Brust gesunken, doch ab und zu schreckte er hoch und blickte sich verwirrt um. Casini sah in die Flammen, spielte den Nachdenklichen, doch dabei beobachtete er die junge Frau verstohlen. Für eine wie sie hätte er die Hand ins Feuer gelegt wie Muzio Scevola. Wenn sein Blick ihrem begegnete, sah er sofort weg. Und wenn er einfach weiter zu ihr hinsah? Was würde dann geschehen? Er schaute wieder hoch und hoffte darauf, dass auch sie ihn ansehen würde. Darauf musste er nicht lange warten. Eine unglaublich lange Zeit verharrten sie so, blickten einander in die Augen, bis er schließlich wegschaute. Er stand auf, weil er es im Sitzen nicht mehr aushielt.
    »Ich geh ein Stück, um die Languste zu verdauen«, sagte er. Darauf lachten alle. Die Hände in den Taschen, entfernte er sich auf der Via del Belvedere. Der Mond warf seinen sanften Schein über die Reihe Olivenbäume längs der Stadtmauer.
    Casinis Füße waren kalt und schmerzten. Die steile Steigung brachte ihn ins Keuchen, aber er hatte keine Lust, langsamer zu gehen. Ganz ruhig, alter Kerl. Du bist doch kein grüner Junge mehr, dass du dir dummes Zeug zusammenreimst. Hör auf zu spinnen, und geh nach Hause.
    Außer Atem und mit zitternden Beinen kam er oben am Forte Belvedere an. Dort blieb er stehen, betrachtete die dunkle Silhouette der Porta San Giorgio und wartete, dass sein Herzschlag sich wieder beruhigte. Was zum Teufel war hier los? Nichts, gar nichts war los. Er hatte nur das Vergnügen

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