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Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman

Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman

Titel: Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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schlimmer kommen können …«
    »Mein Großvater hat immer gesagt, es sei manchmal besser, nichts zu besitzen. Jetzt weiß ich, was er gemeint hat.«
    »Wo warst du denn gestern, Ennio? Ich suche dich schon seit zwei Tagen.«
    »Ich war geschäftlich unterwegs«, sagte Botta und lächelte nur mit den Augen. Casini fragte ihn gar nicht erst, was für Geschäfte das waren.
    »Wann bist du zurückgekommen?«
    »Donnerstagnacht. Ich habe Ihren Zettel gefunden, aber es hat so geschüttet, und da war mir nicht danach, rauszugehen und ein Telefon zu suchen … Was wollten Sie denn von mir?«
    »Ich denke, das hat sich jetzt erledigt.«
    »Sie haben mich neugierig gemacht, Commissario.«
    »Ich erzähle es dir ein anderes Mal. Weißt du, wo du unterkommst, bis du den Schlamm aus deinem Zimmer geräumt hast?«
    »Darüber habe ich noch nicht nachgedacht.«
    »Wenn du willst, kannst du bei mir übernachten. Du wirst es nicht glauben, aber ich habe ein Gästezimmer«, sagte Casini.
    »Wenn ich nichts anderes finde, werde ich Sie bestimmt belästigen.«
    »Ich weiß nicht, wann ich nach Hause komme. Geh hinein, wann du willst, du brauchst ja keine Schlüssel. Es ist das Zimmer am Ende des Flurs.«
    »Danke, Commissario.«
    »Ciao, Ennio, ich versuche jetzt, ins Präsidium zu kommen.«
    »Einen schönen Tag, Commissario.« Botta verschwand mit dem Eimer in der Hand in der Haustür. Casini kehrte auf die Piazza Tasso zurück, wo jetzt immer mehr Menschen durch den Matsch stapften. Er stieg in seinen Käfer und steckte ohne rechte Überzeugung den Schlüssel ins Schloss. Der würde nicht anspringen, unmöglich. Als er trotzdem versuchte, ihn zu starten, sprang zu seiner großen Überraschung der Motor an, fauchend wie immer. Durch den Wagen ging ein Ruck, die Kolben setzten immer wieder aus, und als die Batterie schon leichte Ermüdungserscheinungen zeigte, knallte es einige Male, und der Motor lief sanft knatternd an. Die Leute starrten zu ihm hinüber, als würden sie einem Wunder beiwohnen.
    »Also diese Deutschen«, brummte Casini kopfschüttelnd. Der Volkswagen war erstmals in dem Jahr gebaut worden, in dem der König und Mussolini die Rassengesetze unterschrieben hatten, und hatte den Nationalsozialismus überlebt. Wieder ein Beweis, dass auch aus Schlechtem etwas Gutes entstehen kann.
    Casini kontrollierte den Benzinstand, der Zeiger stand knapp über der Hälfte. Zum Ausparken schob er einfach mit dem Kühler die Wagen weg, die ihm den Weg versperrten. Schließlich konnte er vom Bürgersteig hinunterfahren. Die Räder rutschten auf dem Schlamm, was das Lenken erschwerte. Casini verließ die Piazza Tasso und suchte sich einen Parkplatz oben in der Via Villani. Er wollte ins Stadtzentrum, und da er nicht wusste, was er dort vorfinden würde, ging er lieber zu Fuß. Die Straße war bereits völlig zugeparkt mit Wagen, die man vor der Flut in Sicherheit gebracht hatte, aber schließlich fand er doch noch eine Lücke, wo er seinen Käfer abstellen konnte.
    Auf dem Rückweg zur Piazza Tasso bog er in die Via Leone ein und sah auf die Uhr. Neun Uhr zwanzig. Das Wasser war weiter gesunken. Dutzende mit Besen bewaffnete Leute schoben die Schlammmassen aus den Haustüren, und in den überschwemmten Läden bewegten sich lautlose Schatten.
    Er bog nach rechts ab und erreichte die Piazza del Carmine, die von Autowracks und entwurzeltem Gestrüpp übersät war. Obwohl die Sonne schien, wirkte alles trist und wie tot. Er hörte Hubschrauber über der Stadt, aber er konnte sie nicht ausmachen. Das riesige Tor einer Kirche hatte dem Druck des Wassers nicht standgehalten, und ein kleiner Kombi war auf die Kirchenstufen gespült worden. Überall lagen Tierkadaver herum: Hunde, Katzen, aber auch Hühner und Kaninchen, die der Fluss vom Land mitgebracht hatte.
    Casini ging schräg über den Platz und wechselte lange Blicke mit den Leuten, die ihm entgegenkamen. Im Borgo San Frediano stand der Schlamm ein wenig höher. Der Kommissar kam an einer mit schwarzem Heizöl bedeckten toten Kuh vorbei, die auf der Seite lag, zwei ihrer Beine ragten in die Luft. Ein Stück weiter musste er über einen dicken querliegenden Baumstamm klettern und wäre beinahe kopfüber im Dreck gelandet.
    Ein Heer von Besen kehrte den Schlamm aus Hausfluren, und die Abfälle und Trümmer aus den Läden wurden auf dem Bürgersteig aufgehäuft. Es sah aus wie im Italien kurz nach Kriegsende oder vielleicht sogar schlimmer. Eine kleine Frau mit einem unter dem Kinn

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