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Dunkle Wasser

Dunkle Wasser

Titel: Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jane Beaufrand
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in verschiedenen Mustern trug: Hulamädchen, Palme, Mai Tai, Hulamädchen, Hulamädchen, Hulamädchen.
    »Was ist mit Samstag? Da arbeitet sie doch bestimmt. Und wenn nicht, dann krieg ich Phil schon irgendwie dazu.«
    »Keith, du weißt genau, dass mir das nicht gefällt«, sagte Gretchen. Doch eigentlich meinte sie:
Frag mich nicht noch mal, sonst sag ich Ja, obwohl ich nicht will
.
    Keith schnaubte. »Bisschen spät, um die Unschuldige zu mimen, findest du nicht?«
    Gretchen schlug die Augen nieder. Ich wusste ja nicht, was zwischen den beiden vorgefallen war, doch es reichte offensichtlich, um sie kuschen zu lassen. Das fand ich nicht in Ordnung. Klar, so wie sie rumlief und sprach, dachte man, sie sei tough, aber Keith hatte sie trotzdem verletzt. Wenn ich nicht so verknallt in ihn gewesen wäre, hätte ich ihn vors Schienbein getreten.
    Schon nach peinlich kurzer Zeit vergab ich ihm alles – seinen Seitenhieb gegen Gretchen und auch die haarsträubende Idee, eine Party könne mir helfen, Karen zu vergessen. Ich redete mir ein, dass manche coolen Jungs eben so sind und man sich damit abfinden muss, wenn man sich in ihrem Glanz sonnen will.
    »Wenn du meinst, eine Party ist so eine tolle Idee, wiesomachst du sie dann nicht bei dir?« Gretchen hatte ihre Scham überwunden und kam wieder in Fahrt.
    Keith schüttelte den Kopf. »Da würde meine Mom nicht mitspielen. Die ist nicht so wie deine. Sie hängt an ihrem Kram.«
    Vermutlich meinte er die Kiefernzapfenkunst.
    »Meine Mom hängt auch an ihrem Kram. Sie hat nur weniger«, fauchte Gretchen.
    Gretchen und ihre Mom hausten zwar nicht gerade in einem Wohnwagen, aber sie hatten auch kein Haus auf einem Hügel mit Pferden, so wie Keiths Familie. Sie wohnten in einem Bungalow mit zwei Schlafzimmern gegenüber von den Armstrongs. Gretchen hielt ihn tipptopp in Ordnung. Auf der Küchentheke lagen immer Nachrichten von ihrer Mutter, die anfingen mit »Gretchen, ich möchte, dass du …«, gefolgt von einer Liste, die meist staubsaugen und Mürbeteigplätzchen backen enthielt.
    »Hört mal«, sagte Keith. »Die Kleine hätte doch gewollt, dass ihr Spaß habt.«
    »Sie hieß Karen«, sagte ich. Und Rockstar hin oder her, allmählich ging mir Keith auf die Nerven. Konnte man jemanden unausstehlich finden und gleichzeitig den Wunsch haben, die Arme um ihn zu schlingen?
    »Woher weißt du denn, was sie gewollt hätte?«, legte Gretchen nach. »Du kanntest sie ja nicht mal.«
    Ich ließ mich auf meinen Hocker zurücksinken – sollte Gretchen das Steuer übernehmen. Hier wollte ich nicht mal mit der Zehenspitze rein. Es war trügerisches Gewässer,voll verborgener und schlüpfriger Gefahren. Am einen Ufer stand Gretchen und forderte mich schweigend auf, mich aus Anständigkeit und Freundschaft hinter sie zu stellen. Am anderen Ufer stand Keith, selbstbewusst, aggressiv, fest davon überzeugt, dass ich mich hinter
ihn
stellen würde, weil er wusste, dass ich verrückt nach ihm war. Doch hier ging es nicht um mich. Oder um Karen. Oder Bier. Zwischen den beiden lief noch irgendetwas anderes ab, etwas, weswegen Gretchen sich noch fieberhafter kratzte und Keith den Macker raushängen ließ.
    Da legte Keith seine Hand auf meine. »Wenn du dabei bist, bin ich es auch«, sagte er. Und er hatte einen so zärtlichen Ausdruck in den Augen, dass es mir egal war, ob Gretchen und ich gegeneinander ausgespielt wurden.
    »Das ist nicht okay«, zischte Gretchen, die schon ahnte, dass sie verloren hatte, noch bevor ich den Mund aufmachte. »Das weißt du genau, Keith. Ganz gleich, was Ronnie sagt.«
    »Na komm schon, Gretchen, sei kein Spielverderber. Guckt euch doch mal an. Ich hab noch nie zwei gesehen, die so dringend Abwechslung brauchen wie die
Patchworks
-Zwillinge.«
    So hatte uns noch keiner genannt, doch es schien mir passend. Es gab mir das Gefühl, dass ich zerzaust und wacklig war, wie eine Vogelscheuche, bei der das Stroh schon durch die Jute kam, die aber mit dicker Schnur an jemand anderen ebenso zerzausten und wackligen gebunden war. Zusammen konnten wir vielleicht aufrecht stehen.
    Jetzt allerdings gerade nicht. Gretchen legte die Stirn auf den Tisch und ließ den Kopf demonstrativ einmal aufschlagen.
    »Na gut«, sagte sie in die Resopalplatte, sodass man es nur gedämpft hörte.
    Keith zog seine Hand weg. »Yes! Verbindlichsten Dank.« Er reckte siegessicher die Fäuste in die Luft und blitzte Gretchen triumphierend an, als hätte er ihr gerade einen Wahnsinns-Dunk vor die

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