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Dunkle Wolken über den Schären: Mittsommerträume (German Edition)

Dunkle Wolken über den Schären: Mittsommerträume (German Edition)

Titel: Dunkle Wolken über den Schären: Mittsommerträume (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Engström
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lächelte. Wie recht sie doch hatte. Und wie dumm war er gewesen, das all die Jahre nicht zu erkennen. Seit der Sache mit Sonja versteckte er sich vor der Welt – aber warum? Er hatte sich nichts vorzuwerfen. Wozu also dieses Versteckspiel?
    Er war aus Stockholm fortgegangen, hatte einen neuen Namen angenommen und alles hinter sich gelassen, um auf Vattenfå ein neues Leben zu beginnen. Aber konnte man das, was er auf seiner einsamen kleinen Schäreninsel führte, überhaupt so nennen – Leben? Oder befand er sich in Wahrheit nicht nach wie vor auf der Flucht vor seiner eigenen Vergangenheit?
    Magnus legte die Arme von hinten um Jenny. Es war ein gutes Gefühl, sie so nah zu spüren. Was sich so richtig anfühlte, konnte doch unmöglich falsch sein. Oder?
    “Ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich dich gerne besser kennenlernen würde”, sagte er leise. “Das ist immer noch der Fall. Vielleicht jetzt mehr denn je.”
    Jenny blinzelte überrascht. “Und was genau willst du mir damit sagen?”
    “Eigentlich möchte ich dich eher etwas fragen: Kannst du dir vorstellen, ein paar Tage bei mir auf Vattenfå zu bleiben? Du verpflichtest dich damit natürlich zu nichts. Ich möchte nur gern ein wenig Zeit mit dir verbringen. Und vielleicht kommt die Fiskfabrik ja auch eine Weile ohne dich aus. Anni-Frid macht auf mich einen sehr tüchtigen Eindruck.”
    Sie zögerte. “Ich weiß nicht, ich …” Sie drehte sich zu ihm um, doch ehe sie zu Ende sprechen konnte, wurde der Ballon von einer heftigen Bö erfasst. Jenny schrie erschrocken auf, taumelte – und fiel Magnus direkt in die Arme.
    “Keine Angst, ich hab dich”, sagte er und ließ seine Hände über ihr goldenes Haar gleiten.
    Sie lachte zittrig. “Um ehrlich zu sein, ich freue mich schon darauf, gleich wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren. Die Aussicht ist wirklich fantastisch, aber …”
    “Ich weiß, was du meinst. Wie es aussieht, ist die Luft eben doch nicht unser Element.” Er wechselte einige Worte mit Ingmar, woraufhin der die Landung einleitete.
    Ein paar Minuten später hatte die Erde sie wieder. Magnus half zuerst Jenny beim Aussteigen, dann kletterte er selbst aus der Gondel.
    “Und jetzt?”, fragte er. “Was fangen wir mit dem Rest des Tages an?”
    Jenny zuckte die Schultern. “Du hast doch sicher eine Menge zu tun. Ich möchte nicht, dass du meinetwegen deine Arbeit vernachlässigst.”
    “Ach was, Fredrik und ich haben im Moment nur zwei Boote in Produktion, wovon eines bereits fast fertig ist. Bei dem anderen liegen wir ebenfalls gut in der Zeit. Sag schon, worauf hättest du Lust?”
    “Ich interessiere mich für deine Arbeit”, sagte Jenny nach kurzem Zögern. “Hast du Lust, mir deine Werft zu zeigen?”
    “Sammelst du jetzt Material für deinen Artikel?”, fragte er scherzhaft.
    Sie runzelte die Stirn. “Wenn du tatsächlich glaubst, ich wolle dich ausspionieren, verstehe ich nicht, warum du unbedingt Zeit mit mir verbringen willst.”
    “Entschuldige bitte, es war nicht so gemeint. Also, mein Boot liegt in Hafen von Lillebom. Wenn du willst, können wir sofort los.”
    “Willkommen an Bord der
Sjöhäxa
.” Magnus machte eine einladende Handbewegung. “Der zukünftige Besitzer dieses wundervollen Schoners ist ein vermögender Industrieller, der besonders großen Wert auf ein luxuriöses Interieur legt.” Er schmunzelte. “Was genau er damit meint, wirst du gleich sehen. Aber lass dir Zeit und schau dich ruhig erst an Deck um.”
    Jenny war beeindruckt – und das nicht zum ersten Mal, seit Magnus vor etwa einer Stunde mit seiner Führung über das Gelände der Werft begonnen hatte. Kaum zu glauben, dass all dies sein Werk sein sollte.
    “Wo hast du das gelernt? Warst du immer schon Bootsbauer? Ich meine, bevor du nach Vattenfå kamst?”
    “Hobbymäßig”, erwiderte Magnus. “Sozusagen als Ausgleich für meine Bürotätigkeit.”
    “Du hattest einen Bürojob?” Staunend schüttelte sie den Kopf. “Du bist doch immer wieder für eine Überraschung gut. Was hast du früher gemacht? Und wie bist du dazu gekommen, Boote zu entwerfen?”
    Er lächelte. “Ich war ein halbwegs patenter Architekt, zuerst in einer großen Agentur in Stockholm beschäftigt, später selbstständig. Mit Statik, der Berechnung von Schwerpunkten und Ähnlichem kenne ich mich aus. Natürlich unterscheidet sich die Konstruktion von Booten in vielen Punkten grundlegend von der eines Gebäudes, in anderen ähnelt sich beides

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