Dunkle Wolken über den Schären: Mittsommerträume (German Edition)
warne Sie, legen Sie sich nicht mit mir an!”
“Aber ich bitte Sie.” Molander lachte. “So etwas ist nicht mein Stil. Ich überbringe Ihnen lediglich eine Botschaft im Namen von Herrn Lindh, das ist alles. Aber ein gut gemeinter Rat von mir: Sie sollten sich wirklich überlegen, wer hier am längeren Hebel sitzt. Wenn Sie sich weiterhin gegen das Unabwendbare wehren, könnte es übel für Sie enden.”
“Ich lasse mich doch nicht erpressen”, stieß Magnus wütend aus. “Und jetzt verschwinden Sie besser von hier, ehe ich mich vergesse!”
Molander hob gleichmütig die Schultern. “Ganz wie Sie wünschen. Aber das hier”, er legte den Umschlag auf das Geländer der Veranda, “lasse ich Ihnen hier.” Er nickte noch einmal knapp. “Es war mir ein Vergnügen, Ihre Bekanntschaft zu machen.”
Kopfschüttelnd blickte Magnus dem Handlanger des Mannes nach, der ihm nun schon seit einer ganzen Weile Schwierigkeiten machte: Olof Lindh.
Dieser Mistkerl kannte offenbar wirklich keine Skrupel, wenn es darum ging, seinen Willen durchzusetzen. Zuerst hatte er versucht, ihn einzuschüchtern. Als dies ohne Erfolg geblieben war, zwang er nun Jenny, für ihn zu arbeiten. Und was kam jetzt noch hinzu? Erpressung? Jedenfalls sah es ganz danach aus, die Frage war bloß, womit?
Eine Windbö ließ den Umschlag auf der Balustrade erzittern, und Magnus griff rein aus Reflex danach, ehe er fortgeweht wurde. Unschlüssig wog er das Kuvert in der Hand. Was sollte er damit anfangen? Vielleicht war es am besten, es ungeöffnet in den Papierkorb zu werfen und nicht länger darüber nachzudenken.
Doch was, wenn sich tatsächlich etwas in diesem Umschlag befand, das ihm gefährlich werden konnte? Etwas, auf das er besser vorbereitet sein sollte?
Kurz entschlossen riss er die Verschlusslasche auf und zog den Inhalt heraus.
Im nächsten Moment atmete er scharf ein.
Es handelte sich um zwei Schwarz-Weiß-Fotos, und beide zeigten stark vergrößert beinahe dieselbe Szene: Einen Mann, der eine Frau in den Armen hielt und sie hingebungsvoll küsste. Und bei den beiden abgebildeten Personen handelte es sich nicht um irgendwen, sondern um Jenny und ihn.
Magnus fühlte sich, als hätte man ihm den Boden unter den Füßen weggerissen. Wie um alles in der Welt war Lindh an diese Fotos gekommen? Ließ dieser Schuft ihn nun etwa auch noch beschatten?
Nachdenklich ging er zurück ins Haus. Er hatte es kaum betreten, als das Telefon klingelte.
“Hej”
, meldete er sich. “Wer ist da?”
Niemand antwortete, und Magnus wollte schon wieder einhängen, da fragte eine ihm gut bekannte Stimme: “Haben Sie meine kleine Überraschung erhalten?”
“Lindh”, knurrte Magnus wütend. “Wenn Sie Ihre schmutzigen Fotos meinen – ja, die halte ich gerade in Händen. Was soll das? Was bezwecken Sie damit?”
“Sie wissen genau, was ich will”, erwiderte Olof Lindh. “Verkaufen Sie mir Ihr Grundstück auf Vattenfå, und niemand wird diese Bilder je zu Gesicht bekommen.”
“Was lässt Sie glauben, irgendjemand würde sich dafür interessieren, wen ich küsse? Wie Sie wissen, bin ich weder verheiratet noch liiert. Sieht also ganz so aus, als seien Sie an den Falschen geraten.”
Lindh lachte. “Das glaube ich wiederum nicht. Im Gegenteil: Ich bin sogar davon überzeugt, dass Sie alles tun werden, um zu verhindern, dass Sie Ihr Gesicht auf der Titelseite einer überregionalen Zeitung wiederfinden.” Er machte eine kurze Pause, dann fügte er hinzu: “Ich weiß, dass Sie etwas verbergen, und dank Jenny Mälarssons freundlicher Unterstützung bin ich nun in der glücklichen Position, Ihre Person in den Fokus der Öffentlichkeit rücken zu können. Wissen Sie, ich finde es immer wieder interessant zu sehen, dass am Ende doch jeder Mensch seinen Preis hat.”
“Tut mir leid, Sie erneut enttäuschen zu müssen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie einen Verleger finden werden, der sich auch nur im Geringsten für mich interessiert.”
“Für Sie als Person vielleicht nicht, das mag stimmen. Wohl aber für den Mann, der die Verlobte des berühmten, leider viel zu früh verstorbenen Schauspielers Torben Liljequist küsst.” Er lachte. “Bislang war die Zusammenarbeit mit Jenny Mälarsson für mich eher unbefriedigend. Wie es scheint, erweist sie sich nun aber doch als wertvoll – wenn auch auf eine völlig andere Weise als geplant.”
“Das wagen Sie nicht!”
“O doch, mein Bester. Wenn es sein muss, werde ich dafür
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