Dunkle Wolken über den Schären: Mittsommerträume (German Edition)
Satinstoff, dazu verführerisch schimmernde schwarze Nylons und High Heels. Das hellblonde Haar war zu einem losen Knoten im Nacken geschlungen, aus dem sich einige Locken gelöst hatten, die nun ihr Gesicht umschmeichelten. Ihr Make-up war dezent, aber effektvoll, und ließ ihre Augen noch mehr erstrahlen. Doch Jenny wusste, dass gutes Aussehen allein nicht reichen würde, um Magnus umzustimmen. Dazu brauchte sie all ihre Überzeugungskraft. Sie konnte nur hoffen, dass ihr Vorhaben gelang.
Offenbar war ihre Ankunft nicht unbemerkt geblieben. Fredrik kam zum Bootssteg herunter, als sie anlegte. “Wir haben nicht damit gerechnet, Sie so bald wieder hier zu sehen”, sagte er und half Jenny dabei, aus dem Boot zu klettern. “Nach allem, was Magda mir erzählt hat, gab es zwischen Magnus und Ihnen ein paar Unstimmigkeiten.”
Jenny nickte. “Genau deshalb bin ich hier. Ist er oben im Haus oder auf der Werft?”
“Er ist im Haus, aber ich weiß nicht, ob er …”
“Ich lasse mich nicht davon abhalten, es wenigstens zu versuchen”, sagte sie und blickte den grauhaarigen Bootsbauer ernst an. Dann ging sie an ihm vorbei, auf direktem Wege zum Haus hinauf. Fredrik versuchte nicht, sie aufzuhalten.
Als sie vor der Tür stand, atmete sie noch einmal tief durch, dann klopfte sie an.
Nichts rührte sich, und so versuchte sie es noch einmal. Sie begann bereits zu befürchten, dass Magnus sie einfach ignorieren würde, als sie hörte, wie sich Schritte der Tür näherten.
Kurz darauf wurde geöffnet.
“Verdammt, was ist denn los? Kann man hier nicht einmal in Ruhe dusch…?” Magnus verstummte, als er Jenny erblickte. “Sie? Was wollen Sie hier?”
Jenny schluckte. Sie war nicht darauf vorbereitet gewesen, Magnus so zu sehen – mit nichts am Leib außer einem dunkelblauen Badehandtuch, das er sich um die schmalen Hüften geschlungen hatte. Wassertropfen perlten über seine breite Brust und verfingen sich in dem schmalen Streifen aus dunklen Härchen, der unterhalb des Bauchnabels begann. Mit seinen nassen Füßen hatte er auf seinem Weg aus dem Badezimmer kleine Wasserpfützen auf dem edlen Kirschholzparkett hinterlassen.
Hastig zwang sie sich, den Blick von ihm abzuwenden. “Ich bin gekommen, um Sie abzuholen”, murmelte sie kaum hörbar. Ihren Plan, ihm selbstbewusst und energisch gegenüberzutreten, konnte sie jetzt wohl vergessen.
“Abzuholen – wozu?”
“Wir haben eine Verabredung zum Abendessen, schon vergessen? Und da Sie nicht am Hafen erschienen sind, habe ich selbst die Initiative ergriffen.”
Er lachte humorlos auf. “Sie sind wirklich dreist, das muss man Ihnen lassen. Denken Sie wirklich, dass ich jetzt noch mit Ihnen ausgehen werde?” Er schüttelte den Kopf. “Was lässt Sie annehmen, dass ich auch nur das geringste Interesse daran hätte, Sie noch einmal wiederzusehen?”
“Weil ich glaube, dass Sie neugierig sind und wissen wollen, warum ich mir solche Mühe gebe, mit Ihnen in Kontakt zu treten.”
“Das ist nicht schwer zu erraten”, entgegnete er kühl. “Es geht um ein Interview – zumindest habe ich das Ihren Nachrichten, die Sie mir seit Tagen hinterlassen, entnommen. Sie sehen also, ich habe absolut keinen Grund, neugierig zu sein. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden, ich möchte gerne …”
“Nein!”
Er blinzelte irritiert. “Wie bitte?”
“Ich sagte: Nein.” Jenny atmete tief durch. “Ich werde mich von Ihnen nicht fortschicken lassen, Magnus. Sie müssen sich anhören, was ich zu sagen habe, ob Sie es nun wollen oder nicht.”
“Ach, muss ich das? Nun, ich denke nicht.”
Und ehe Jenny noch etwas erwidern konnte, schlug er ihr die Tür vor der Nase zu. Für einen Moment war sie zu überrumpelt, um zu reagieren. Dann stieg Ärger in ihr auf.
“Magnus?” Sie klopfte. “Hören Sie, ich werde nicht von hier fortgehen, ehe Sie mich angehört haben, und wenn ich den ganzen Tag und die ganze Nacht warten muss! Ich habe Zeit!”
Unglaublich! Was bildete diese Frau sich eigentlich ein? Magnus ließ den Vorhang, durch den er hinaus auf die Veranda spähte, wieder zurück vor das Fenster fallen. Er hatte sich zu Ende abgetrocknet und angezogen – eine dunkle Hose und einen anthrazitfarbenen Pullover; beides passte farblich zu seiner Stimmung – und die ganze Zeit über versucht, nicht mehr an sie zu denken. Ein zweckloses Unterfangen, wo sie doch praktisch sein Haus belagerte.
Mut besaß sie ja, das musste er ihr lassen. Einfach wieder vor
Weitere Kostenlose Bücher