Dunkle Wünsche
das ist. Wenn Sie heute abend irgendwann spät hineinschauen, werden
Sie ihn antreffen und können auch sehen, wie die kleine Angela ihren erotischen
Tanz des gefallenen Engels vorführt. Der Club ist in der Pine Street, zwei Häuserblocks südlich der Main Street.«
»Vielleicht
werde ich das tun. Hatte Elinor einen wirklichen Freund?«
»Ich
glaube nicht. Sex war für sie Geschäft, und sie setzte ihren ganzen
professionellen Stolz darein, ihre Sache gut zu machen. Aber darüber hinaus war
sie meiner Ansicht nach nicht interessiert.«
»Also
bleiben mir für den Anfang vier Namen.« Ich zuckte die Schultern. »Vermutlich
kein Grund zum Jammern.«
»Ich
möchte ja einem Polizeilieutenant keine guten Ratschläge erteilen, wie man
einen Mörder fängt.« Sie lächelte unsicher. »Aber wie steht es mit diesen
fehlenden Seiten? Vermutlich hat der Mörder sie aus dem Kalender
herausgerissen, weil sein Name darauf stand? Stimmt’s?«
»Und?«
»Und
deshalb ließ er die Namen der Leute drin, bei denen er sicher sein konnte, daß
sie nichts über ihn oder seine Beziehung zu Elinor wußten. Ich meine, es könnte
doch sein, daß er Ihnen vier Sackgassen aufgezeigt hat, in die Sie hineinlaufen
sollen?«
»Das
ist ein wunderschöner Gedanke, der mir auch schon gekommen ist«, sagte ich
mürrisch. »Trotzdem tausend Dank.«
»Entschuldigung.«
Sie löste ihre Arme und streichelte auf eine träge, sinnliche Art ihre Hüften mit
den Händen. »Ich habe nie gelernt, meine große Klappe zu halten. Jedenfalls
werde ich jetzt aufhören, Sie zum Wahnsinn zu treiben, und versuchen, ein
bißchen Schlaf zu ergattern. Sehen wir uns heute abend im Club?«
»Ich
komme sicher«, sagte ich. »Aber erzählen Sie Lubell nichts von dem Mord.«
»Keine
Sorge.« Sie lachte leise. »Ich kann es gar nicht erwarten, sein Gesicht zu
sehen, wenn Sie ihm sagen, wer Sie sind und weshalb Sie kommen.« Sie drehte
sich um und trat ohne Eile auf den Korridor hinaus, und ihre Hüften waren ein
einziges, sich träge wiegendes Impromptu. »Ich hoffe, Sie werden den Mörder
finden, Lieutenant«, sagte sie über ihre Schulter weg. »Ich glaube nicht, daß
ich viel Schlaf finden werde, bevor ich weiß, Sie haben den Irren, der Elinor
umgebracht hat, erwischt.«
Nachdem
sie gegangen war, kehrte ich ins Schlafzimmer zurück und untersuchte zwei
weitere Schubladen, die bis oben hin mit prachtvoller Unterwäsche vollgestopft
waren. Etwa achtzig Prozent davon hatten dieselbe Firmenmarke, und das schien
mir aufschlußreich genug. Dann verließ ich das Appartement und schloß die Tür
hinter mir zu. Ohne ersichtlichen Grund sah ich, als ich im Aufzug hinabfuhr,
plötzlich die Spur von Kleidungsstücken vor mir, die von der Schlafzimmertür
des Strandhauses zu der Leiche auf dem Bett führte. Als ich im Erdgeschoß
angelangt war, wußte ich, was mich dabei sanft beunruhigt hatte — die Schuhe
fehlten. Nach dem zu urteilen, was ich über Elinor Brooks wußte, war sie nicht
der schlampige Typ, der barfuß herumrannte. Wo also waren ihre Schuhe?
Das
Schaufenster war voller ausgefallener importierter Kostbarkeiten — angefangen
bei Hüftgürteln mit Leopardenmuster bis zu Bruststützen — und der Laden nannte
sich Intime
Boutique. Drinnen war die Atmosphäre sogar noch intimer,
mit den dicken Teppichen und der parfümgeschwängerten Luft, die nach Moschus
roch. Meine Füße bewegten sich nervös und fuhren über die Noppen des Teppichs,
während ich wartete, bis ein blondes Mädchen hinter einem Perlenvorhang
auftauchte. Ihr Haar hatte die Farbe blassen Sherrys und war hoch auf ihrem
Kopf aufgesteckt, bis auf eine lange Strähne, die ihr beinahe auf die
saphirblauen Augen mit dem wissenden Ausdruck herabfiel. Der volle Mund war
fest zusammengepreßt, so daß die kräftig nach außen gewölbte Unterlippe in
Schach gehalten wurde — aber nur eben gerade. Sie trug einen ärmellosen
orangefarbenen Hosenanzug, deutlich maßgeschneidert; und das Leinenoberteil war
aus so dünnem Material, daß der aggressive Schwung ihrer kleinen spitzen Brüste
betont wurde. Die Hose schmiegte sich eng um die schmalen Hüften und die langen
schlanken Beine. Die eine Braue verzog sich schräg nach unten, während sie mich
flüchtig anblickte, dann teilte ein Lächeln, das nahe an Spott grenzte, ihre
Lippen.
»Etwas
für die Gattin — natürlich?«
»Ich
bin nicht verheiratet«, sagte ich.
»Für
Ihre Freundin?«
»Ich
habe keine Freundin.« Ich sah zu, wie sich die zweite
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