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Dunkle Wünsche

Dunkle Wünsche

Titel: Dunkle Wünsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Sergeant
manchmal doch einen Fehler, zum Beispiel wittert er in der Frau des Captains
die treibende Kraft hinter dem Erpressungsmanöver, aber nachdem ihn der Captain
geduldig in sein Büro mitgenommen und ihm erklärt hat, an welchem Punkt dem
Sergeanten ein Irrtum unterlaufen ist...«
    Der
Perlenvorhang teilte sich erneut, und ein kleiner fetter Bursche kam
hereingewuselt, als sei wieder Frühling und der Winterschlaf für ein weiteres
Jahr beendet. »Miss Lewis! Warum vergeuden Sie Ihre Zeit hier draußen, wenn all
die neuen Lieferungen warten?« Er sah auf und erblickte mich jetzt erst. »Oh — ich
wußte nicht, daß Sie mit einem Kunden beschäftigt sind!« Er ließ mir ein
breites falsches Lächeln zukommen. Dabei sah ich, daß seine Jacketkronen nicht
die Arbeit wert gewesen waren, selbst wenn er sie umsonst bekommen hätte.
    »Es
handelt sich nicht um einen Kunden, Mr. Wagner.« Die Blonde lächelte ihn an wie
ein Tigerweibchen. »Das ist Lieutenant Wheeler vom Büro des Sheriffs, und er
möchte Sie sprechen.«
    »Ja?«
Das falsche Lächeln verschwand, und seine Fischaugen krochen wieder an mir
empor, nur hatten sie diesmal einen äußerst besorgten Ausdruck.
    »Können
wir irgendwo unter vier Augen reden?« fragte ich.
    »In
meinem Büro.« Er schluckte mühsam. »Hier entlang, Lieutenant.«
    Ich
folgte ihm durch den Perlenvorhang in einen Warenraum, in dem Schachteln bis
beinahe zur Decke aufgestapelt waren; und ich fragte mich, wieviel Unterwäsche
auf einmal eine Frau wohl tragen konnte. Wir landeten in einer Art Kämmerchen,
das eben groß genug war, um einen Schreibtisch, einen Stuhl und einen
Besuchersessel aufzunehmen. Wagner quetschte sich hinter den Schreibtisch,
winkte mir, mich zu setzen, und ließ sich dann auf seinen eigenen Stuhl fallen.
    »Nun
— ?« Wagner schwitzte sichtbar, und seine Stimme, die beiläufig klingen sollte,
kam als eine Art gequältes Krächzen heraus. »Was kann ich für Sie tun,
Lieutenant?«
    »Sie
können mir mitteilen, wo Sie sich zwischen ein und zwei Uhr heute nacht
aufgehalten haben«, schlug ich vor.
    »Diese
Nacht?« Er steckte einen rundlichen Finger in die Krageneinfassung seines
Hemdes, das ihm plötzlich zu eng geworden war. »Wieso? — Ich war hier und habe
versucht, einiges von diesen neuen Warenbeständen zu ordnen.«
    »Hat
Miss Lewis Ihnen dabei geholfen?«
    »Nein,
ich war allein.«
    »So
spät?«
    »Mit
meinen Bestellungen ist etwas durcheinandergekommen, und offenbar haben alle Lieferanten
plötzlich am selben Tag geliefert.« Er versuchte zu grinsen, aber es war
vergebliche Liebesmüh. »Ich kann nicht nur durch meine Fehler lernen,
Lieutenant; ich muß sie auch ein wenig in Ordnung bringen.«
    »Wann
sind Sie weggegangen?«
    »Gegen
halb zwei Uhr, glaube ich. Ich habe nicht auf die Zeit geachtet.«
    »Was
dann?«
    »Ich
ging geradewegs nach Hause. Ich war erschöpft.«
    »Ihre
Frau kann sich vielleicht erinnern, um wieviel Uhr Sie nach Hause gekommen
sind?«
    »Das
glaube ich nicht. Sie schlief fest, und ich störte sie nicht.« Sein Adamsapfel
hüpfte auf und ab. »Hören Sie, Lieutenant, um was handelt es sich eigentlich?«
    »Um
ein Call-Girl namens Elinor Brooks«, sagte ich. »Jemand hat sie gestern nacht
ermordet.«
    Die
fetten Backen wackelten kurz und nahmen dann eine deutlich grünliche Färbung
an. »Was hat das mit mir zu tun?« plärrte er.
    »Sie
gehörten zu ihren Kunden.«
    »Kunden?«
Er blinzelte heftig. »Ich erinnere mich an niemanden dieses Namens, der in der
Wäschebranche tätig ist.«
    »Sie
hat in einem Kalender Buch geführt, Mr. Wagner.« Ich entblößte flüchtig meine
Zähne in seiner Richtung. »Namen, Daten und die Geldbeträge, die Sie ihr bei
jedem Besuch zahlten. Die letzte Eintragung war vor einer Woche — an einem
Mittwoch, soviel ich mich erinnere — und hat Sie hundert Dollar gekostet.«
    Die
Luft entwich langsam und pfeifend seinen Lungen, und er sah beinahe aus wie der
kleine Junge, der in flagranti mit der Hand in der Keksdose erwischt wird. »Das
ist schrecklich!« flüsterte er. »Muß es denn unbedingt herauskommen? Ich meine,
meine Beziehungen zu der Brooks? Müssen denn alle davon erfahren?«
    »Das
fällt nicht in mein Ressort«, sagte ich. »Aber je zugänglicher Sie sich
erweisen, desto schneller werden wir ihren Mörder packen und desto geringer ist
die Wahrscheinlichkeit, daß Ihre Beziehungen zu ihr ans Licht der
Öffentlichkeit dringen — das heißt natürlich, wenn Sie sie nicht

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