Dunkler Dämon
Grauen, und hinaus auf die Veranda gehen?
Während ich diese schwierige Frage erwog, schob sich Sergeant Doakes erneut an mir vorbei, wobei er sich dieses eine Mal kaum damit aufhielt, mich anzufunkeln, und mir fiel ein, dass ich wegen ihm momentan keine Chance hatte, eine Liste abzuarbeiten. Es war ein bisschen beunruhigend, machte die Entscheidung aber etwas einfacher. Ich begann meine Gesichtszüge zu einem angemessen verstörten Ausdruck zu arrangieren, kam aber nur bis zum Hochziehen der Brauen. Zwei Sanitäter stürzten herein, ganz hochkonzentrierte Wichtigkeit, und erstarrten, als sie das Opfer erblickten. Der eine drehte sich auf dem Fuß um und rannte hinaus. Die andere, eine junge Schwarze, drehte sich zu mir um und fragte: »Was, verfickt noch mal, sollen wir da noch tun?« Dann begann sie ebenfalls zu weinen.
Man muss zugeben, dass sie nicht Unrecht hatte. Sergeant Doakes’ Lösung wirkte zunehmend praktischer, beinahe elegant. Es schien wenig sinnvoll, dieses Ding auf eine Trage zu verfrachten und mit ihm durch den Verkehr von Miami zu rasen, um es ins Krankenhaus zu bringen. Wie die junge Dame so elegant formuliert hatte, was, verfickt noch mal, sollten sie damit tun? Aber irgendjemand musste ganz eindeutig irgendetwas tun. Wenn wir es einfach hier ließen und herumstanden, würde sich vielleicht noch jemand über die ganzen Polizisten beschweren, die sich im Garten übergaben, was sehr schlecht für das Ansehen der Abteilung wäre.
Schließlich organisierte Deborah das Ganze. Sie überredete die Sanitäter, das Opfer zu sedieren und fortzuschaffen, was es den überraschend zimperlichen Spurensicherern ermöglichte, wieder hereinzukommen und sich an die Arbeit zu machen. Nachdem die Medikamente ihre Wirkung bei dem Ding entfaltet hatten, war die Ruhe in dem kleinen Haus geradezu ekstatisch. Die Sanitäter verfrachteten das Ding auf ihre Trage, ohne es fallen zu lassen, deckten es zu und rollten es hinaus in den Sonnenuntergang.
Und gerade noch rechtzeitig: Als der Krankenwagen losfuhr, trafen die ersten Fahrzeuge der Nachrichtensender ein. In gewisser Weise war es wirklich schade. Ich hätte zu gern die Gesichter einiger Reporter gesehen, besonders das von Rick Sangre. Er war der in dieser Gegend führende Anhänger des »Blut und Tote bringen Quote«-Journalismus, und ich hatte bei ihm niemals irgendwelche Anzeichen des Schmerzes oder Grauens erlebt, außer vor der Kamera oder wenn seine Frisur in Unordnung geraten war. Aber es sollte nicht sein. Als Ricks Kameramann endlich loslegen konnte, gab es nicht viel zu sehen außer dem mit gelbem Absperrband eingezäunten kleinen Haus und einer Hand voll Polizisten mit zusammengebissenen Zähnen, die Sangre auch an einem guten Tag nicht viel zu sagen gehabt hätten und ihm heute vermutlich nicht einmal seinen Namen verraten würden.
Für mich gab es eigentlich nicht viel zu tun. Ich war in Deborahs Wagen hierher gefahren, deshalb hatte ich meine Ausrüstung nicht bei mir, und zudem konnte ich ohnehin keine sichtbaren Blutspuren entdecken. Da sie mein Spezialgebiet waren, hatte ich das Gefühl, ich sollte etwas finden und mich nützlich machen, aber unser chirurgischer Freund war zu umsichtig gewesen. Nur zu meiner Beruhigung sah ich mich im nicht sehr großen Rest des Hauses um. Er bestand aus einem kleinen Schlafzimmer, einem noch kleineren Bad und einem Wandschrank. Alles schien leer, bis auf eine kahle zerschlissene Matratze auf dem Schlafzimmerboden. Sie sah aus, als stammte sie von demselben Trödler wie der Sessel im Wohnzimmer, und war so flach wie ein kubanisches Steak. Keine weiteren Möbel oder Gegenstände, nicht einmal ein Plastiklöffel.
Die einzige Sache, die auch nur im Geringsten persönlich wirkte, fand Angel-keine-Verwandschaft unter dem Küchentisch, als ich gerade meinen raschen Gang durchs Haus beendet hatte. »Hola«, sagte er und hob mit seiner Pinzette ein Stück Papier vom Boden auf. Es war kaum der Mühe wert; nichts als ein kleines Blatt weißes Papier, oben leicht beschädigt, wo ein kleines Rechteck abgerissen worden war. Ich sah über Angels Kopf hinweg, und dort, auf der anderen Seite des Küchentischs, befand sich das fehlende Rechteck, mit einem Stück Klebeband daran befestigt. »Mira«, sagte ich, und Angel sah auf. »Aha«, sagte er.
Während er das Band sorgfältig untersuchte – Fingerabdrücke haften ganz wunderbar auf Klebeband –, legte er das Papier auf den Boden, und ich kauerte mich hin, um es näher zu
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