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Dunkler Dämon

Dunkler Dämon

Titel: Dunkler Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
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Rascheln des Dunklen Passagiers und hielt inne.
Was?,
fragte ich, aber ich erhielt keine Antwort. Ich schloss eine Sekunde lang die Augen, doch die Seite blieb leer; keine Geheimbotschaft blitzte auf der Innenseite meiner Lider. Ich zuckte die Achseln, stieß die Tür auf und betrat die Küche.
    Die Wände waren bis zur halben Höhe mit alten weißblau gestreiften Kacheln gefliest, der Anstrich der oberen Hälfte war ein verblichenes schmieriges Gelb. In einer Ecke stand ein kleiner Kühlschrank und auf dem Tresen eine Kochplatte. Eine Kakerlake rannte über die Arbeitsfläche und verschwand hinter dem Kühlschrank. Das einzige Fenster des Raums war mit Brettern vernagelt, und von der Decke baumelte eine einzelne schwache Glühbirne.
    Unter der Glühbirne stand ein schwerer alter Tisch, die Art mit viereckigen Beinen und einer weißen Porzellanplatte. Ein großer Spiegel war so an der Wand angebracht, dass er alles reflektierte, was sich auf dem Tisch befand. Und dieses Spiegelbild zeigte, mitten auf dem Tisch, einen …
    … äh …
    Nun. Ich nehme an, es hatte sein Leben als eine Art menschliches Wesen begonnen, sehr wahrscheinlich als Mann und Hispano. Schwer zu sagen angesichts seines gegenwärtigen Zustands, der, wie ich zugeben muss, selbst mich ein wenig schockierte. Dennoch, trotz meiner Überraschung, musste ich die Sorgfalt dieser Arbeit bewundern, und die Sauberkeit. Ein Chirurg wäre neidisch geworden, obgleich es sehr wahrscheinlich scheint, dass nur wenige Chirurgen diese Art der Arbeit gegenüber der Gesundheitsvorsorge rechtfertigen könnten.
    Mir zum Beispiel wäre nie eingefallen, die Lippen und Augenlider auf diese Art wegzuschneiden, und obgleich ich mir auf meine saubere Arbeit einiges einbilde, hätte ich es niemals tun können, ohne die Augen zu beschädigen, die bei diesem Kandidaten wild hin und her rollten und ohne die Möglichkeit, sich zu schließen oder zu zwinkern, immer wieder zum Spiegel zurückkehrten. Nur eine Vermutung, aber ich schätzte, dass die Lider zuletzt gemacht worden waren, lange nachdem Nase und Ohren o so säuberlich entfernt worden waren. Ich konnte mich nur nicht entscheiden, ob ich es vor oder nach den Armen, Beinen, Genitalien und so weiter getan hätte. Eine schwierige Reihe von Entscheidungen, aber wie es aussah, war alles gründlich, sogar fachmännisch, von jemandem erledigt worden, der einige Übung hatte. Man bezeichnet sehr saubere ärztliche Arbeit oft als »chirurgisch«. Aber das hier war wirklich chirurgisch. Es gab keine Blutungen, nicht einmal im Mund, aus dem Lippen und Zunge entfernt worden waren. Sogar die Zähne, so eine erstaunliche Gründlichkeit musste man einfach bewundern. Jeder Schnitt war professionell geschlossen worden; an den Schultern, wo einst die Arme gehangen hatten, saßen saubere weiße Verbände, und der Rest der Schnitte war bereits in einer Weise verheilt, die man in den besten Krankenhäusern zu finden hofft.
    Alles war vom Körper amputiert worden, absolut alles. Es war nichts übrig geblieben außer einem nackten Kopf ohne Gesichtszüge, der auf einem unbelasteten Körper saß. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie das möglich war, ohne das Ding zu töten, und es entzog sich vollkommen meinem Verständnis, warum jemand das wünschen sollte. Es offenbarte eine Grausamkeit, bei deren Anblick ich mich fragte, ob das Universum wirklich so eine gute Idee war. Entschuldigen Sie, falls das ausgerechnet von Totenkopf-Dexter ein bisschen scheinheilig klingt, aber ich weiß sehr gut, was ich bin, und das hier war etwas völlig anderes. Ich tue, was der Dunkle Passagier für notwendig erachtet, die Opfer haben es wirklich verdient, und es endet stets mit dem Tod, den, da bin ich gewiss, das Ding auf dem Tisch ebenfalls für keine schlechte Idee gehalten hätte.
    Aber das hier – all das so geduldig und sorgfältig auszuführen und es lebend vor dem Spiegel liegen zu lassen … Ich konnte spüren, wie schwarze Ratlosigkeit aus meinem tiefsten Innern aufstieg, als fühlte sich mein Dunkler Passagier zum ersten Mal ein wenig unbedeutend.
    Das Ding auf dem Tisch schien meine Gegenwart nicht wahrzunehmen. Es fuhr einfach fort, diese abartigen Hündchengeräusche zu produzieren, unaufhörlich, derselbe grauenhafte zitternde Ton, wieder und wieder.
    Ich hörte das Rascheln, als Deb hinter mir stehen blieb. »O Jesus«, sagte sie. »O Gott … Was ist das …?«
    »Ich weiß nicht«, erwiderte ich. »Aber wenigstens ist es kein

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