Dunkler Dämon
Auto zurück.
»In Ordnung«, sagte er, während er auf den Beifahrersitz schlüpfte. »Lass uns nach Hause fahren.«
»Das Haus ist leer?«, erkundigte sich Deborah.
»Klinisch rein«, antwortete er. »Nicht mal ein Handtuch oder eine Suppendose.«
»Und was jetzt?«, fragte sie, während sie den Wagen anließ.
Er schüttelte den Kopf. »Zurück zu Plan A«, sagte er.
»Und was zum Teufel ist Plan A?«, fuhr Deborah ihn an.
»Geduld«, sagte er.
Und so warteten wir, anstatt ein köstliches Essen zu uns zu nehmen und anschließend einen wirklich originellen kleinen Einkaufsbummel zu machen. Mehrere Tage verstrichen auf diese mittlerweile typische langweilige Weise. Es schien nicht so, als würde Sergeant Doakes aufgeben, ehe meine Wandlung zu einem bierbäuchigen Sofakissen abgeschlossen war, und mir fiel absolut nichts ein, was ich dagegen tun konnte, außer Dosentreten und Galgenmännchen mit Cody und Astor zu spielen und danach meinem Verfolger zuliebe Aufsehen erregende theatralische Gute-Nacht-Küsse mit Rita zu tauschen.
Dann schrillte mitten in der Nacht das Telefon. Es war die Nacht von Sonntag auf Montag, und ich musste am nächsten Morgen früh zur Arbeit; Vince Masuoka und ich hatten eine Vereinbarung getroffen, heute war ich an der Reihe, die Doughnuts mitzubringen. Und jetzt das Telefon, das stürmisch klingelte, als hätte ich keine anderen Sorgen auf der Welt und als würden die Doughnuts sich selbst abliefern. Ich sah kurz auf den Wecker auf meinem Nachttisch: 2:38 Uhr. Ich gebe zu, ich war ein wenig gereizt, als ich den Hörer abnahm und knurrte: »Lass mich in Ruhe.«
»Dexter, Kyle ist verschwunden«, sagte Deborah. Sie klang alles andere als müde, sondern total angespannt und verunsichert, ob sie jemanden erschießen oder weinen sollte.
Ich benötigte nur einen Augenblick, um meinen machtvollen Intellekt auf Höchstgeschwindigkeit zu beschleunigen. »Äh, nun, Debs«, sagte ich. »Ein Typ wie der, vielleicht bist du ohne ihn besser …«
»Er ist
verschwunden,
Dexter. Entführt. Der, der Typ hat ihn. Der Typ, der dem Typen das angetan hat«, sagte sie, und obwohl es mir vorkam, als hätte man mich unvermittelt in einer Folge der
Sopranos
ausgesetzt, wusste ich, was sie meinte. Wer immer Das Ding Auf Dem Tisch in eine jodelnde Kartoffel verwandelt hatte, hatte auch Kyle entführt, vermutlich um ihm etwas Ähnliches anzutun.
»Dr. Danco«, sagte ich.
»Ja.«
»Woher weißt du das?«, fragte ich.
»Er sagte, dass es passieren könnte. Kyle weiß als Einziger, wie der Kerl aussieht. Er hat gesagt, wenn Danco herausfände, dass Kyle hier ist, würde er es versuchen. Wir hatten ein – ein Signal vereinbart und – Scheiße, Dexter, komm einfach her. Wir müssen ihn finden«, sagte sie und legte auf.
Immer trifft es mich, oder? Ich bin keine wirklich nette Person, aber aus irgendeinem Grund bin stets ich es, zu dem sie mit ihren Problemen kommen.
Oh, Dexter, ein wildes unmenschliches Ungeheuer hat meinen Freund entführt!
Na und, verdammt, ich war ebenfalls ein wildes unmenschliches Ungeheuer – gab mir das nicht das Recht auf ein wenig Ruhe?
Ich seufzte. Anscheinend nicht.
Ich hoffte, Vince würde das mit den Doughnuts verstehen.
[home]
14
D ie Fahrt von meiner Wohnung im Grove zu Deborahs Haus dauert eine Viertelstunde. Dieses eine Mal konnte ich Sergeant Doakes nirgends entdecken, aber vielleicht hatte er einen klingonischen Tarnumhang übergeworfen. Jedenfalls war der Verkehr dünn, und ich schaffte sogar die Ampel an der US 1. Deborah wohnte in einem kleinen Haus an der Medina in Coral Gables, überwuchert von ein paar vernachlässigten Obstbäumen und umgeben von einer bröckelnden Steinmauer.
Ich stellte meinen Wagen neben ihren in die kurze Einfahrt und brauchte nur noch zwei Schritte bis zur Tür, als Deborah sie öffnete. »Wo hast du so lange gesteckt?«, fragte sie.
»Ich war in meinem Jogakurs und dann noch kurz im Einkaufszentrum, neue Schuhe kaufen«, sagte ich. In Wahrheit war ich geradezu herbeigeflogen, in weniger als zwanzig Minuten nach ihrem Anruf, und ich war ein wenig verschnupft wegen ihres Tonfalls.
»Komm rein«, sagte sie, wobei sie in die Dunkelheit spähte und sich an der Tür festklammerte, als fürchtete sie, diese könnte davonfliegen.
»Gewiss, o Allmächtige«, sagte ich und tat es.
Deborahs kleines Haus war üppig im Ich-habe-kein-Privatleben-Stil eingerichtet. Ihr Wohnbereich wirkte im Großen und Ganzen wie ein billiges
Weitere Kostenlose Bücher