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Dunkler Dämon

Dunkler Dämon

Titel: Dunkler Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
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dass wir als Aufkleber an einem Miller-Lite-Laster endeten. »Ich melde die Adresse dem Drogendezernat. Morgen«, sagte sie.
    »In Ordnung«, sagte Chutsky.
    »Und du wirfst dieses Tütchen weg.«
    Er wirkte leicht überrascht. »Ich hab zwei Scheine dafür hingelegt«, wandte er ein.
    »Du wirfst es weg«, wiederholte sie.
    »In Ordnung«, sagte er. Sie blickten sich erneut in die Augen und überließen es mir, nach tödlichen Bierlastern Ausschau zu halten. Doch ich fand es nett, dass alles wieder in Ordnung und die Harmonie in unser Universum zurückgekehrt war und wir in der Gewissheit, dass stets die Liebe siegt, mit unserer Suche nach dem unmenschlichen Ungeheuer der Woche fortfahren konnten. Und so war es sehr befriedigend, durch den abklingenden Sturm und Regen den Dixie Highway entlangzubrausen, und als die Sonne durch die Wolken brach, bogen wir auf eine Straße ab, die uns durch ein Gewirr von Gassen führte, alle mit einer gigantischen Aussicht auf den Müllberg, der als Mount Trashmore bekannt war.
    Das Haus, nach dem wir suchten, stand in der Mitte von etwas, das wirkte wie die letzte Häuserreihe, bevor die Zivilisation endete und das Reich des Abfalls begann. Es lag an der Kurve einer Ringstraße, und wir fuhren zweimal daran vorbei, ehe wir sicher waren, dass wir es gefunden hatten. Es handelte sich um ein bescheidenes Gebäude von der Vier-Zimmer-zwei-Hypotheken-Sorte, blassgelb mit weißen Rahmen, und der Rasen war ordentlich gemäht. Weder in der Einfahrt noch im Carport war ein Auto zu sehen, und ein » ZU VERKAUFEN «-Schild auf dem Rasen vor dem Haus war mit dem leuchtend roten Schriftzug VERKAUFT überklebt worden.
    »Vielleicht ist er noch nicht eingezogen«, überlegte Deborah.
    »Er muss irgendwo stecken«, sagte Chutsky, und es war schwierig, diese Logik zu widerlegen. »Fahr rechts ran. Hast du ein Klemmbrett?«
    Deborah runzelte die Stirn und stellte den Wagen ab. »Unter dem Sitz. Ich brauche es für den Papierkram.«
    »Ich werde es nicht schmutzig machen«, versprach er und kramte eine Sekunde unter dem Sitz, ehe er ein schlichtes Metallklemmbrett hervorzog, in dem ein Stapel Formulare steckte. »Perfekt«, meinte er. »Gib mir einen Stift.«
    »Was hast du vor?«, fragte sie, als sie ihm einen billigen weißen Filzstift mit blauer Kappe reichte.
    »Niemand hält einen Burschen mit Klemmbrett auf«, sagte Chutsky grinsend. Und ehe einer von uns etwas erwidern konnte, war er aus dem Wagen gestiegen und ging mit festen, Neun-bis-siebzehn-Uhr-Beamtenschritten die kurze Einfahrt hinauf. Auf halber Strecke blieb er stehen, blickte auf das Klemmbrett, blätterte ein paar Seiten um und las etwas, ehe er das Haus betrachtete und den Kopf schüttelte.
    »Er scheint sehr gut in diesen Dingen zu sein«, sagte ich zu Deborah.
    »Das sollte er gottverdammt noch mal auch lieber«, antwortete sie. Sie kaute an einem weiteren Nagel, und ich machte mir Sorgen, dass sie ihr ausgehen könnten.
    Chutsky ging weiter die Einfahrt entlang, konsultierte sein Klemmbrett und war sich offensichtlich nicht bewusst, dass er im Auto hinter sich eine Fingernagelknappheit auslöste. Er wirkte natürlich und schien keine Eile zu haben, und er hatte offensichtlich viel Erfahrung, entweder in Schikane oder Mauschelei, je nachdem, welches Wort offiziell abgesegnete Schadenszufügung treffender beschreibt. Und er hatte Debs, die abwechselnd Fingernägel kaute oder beinahe Bierlaster rammte. Vielleicht übte er doch keinen so guten Einfluss auf sie aus. Obwohl die Vorstellung eines anderen Ziels für ihre finsteren Blicke und schmerzhaften Knüffe schön war. Ich bin immer gewillt, einen anderen eine Weile lang die Blutergüsse ertragen zu lassen.
    Chutsky blieb vor dem Eingang stehen und notierte etwas. Und dann, obwohl ich nicht erkennen konnte, wie er das anstellte, entriegelte er die Eingangstür und trat ein. Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss.
    »Scheiße«, sagte Deborah. »Hausfriedensbruch zusätzlich zum Drogenbesitz. Demnächst wird er mich dazu bringen, Flugzeuge zu entführen.«
    »Ich wollte immer schon mal nach Havanna«, bemerkte ich hilfsbereit.
    »Zwei Minuten«, antwortete sie kurz. »Dann rufe ich Verstärkung und gehe hinterher.«
    Aus der Art zu schließen, wie ihre Hand zum Funkgerät zuckte, waren eine Minute und neunundfünfzig Sekunden vergangen, als sich die Eingangstür öffnete und Chutsky wieder herauskam. Er blieb auf der Einfahrt stehen, notierte etwas auf dem Klemmbrett und kehrte zum

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