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Dunkler Dämon

Dunkler Dämon

Titel: Dunkler Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
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der den Kerl den bösen Buben ausgeliefert hat. Was würde er wohl mit mir machen, wenn er mich erwischt?«
    »Ich werde heiraten, Sarge«, sagte ich. Ich mochte diese Superheldencomic-Atmosphäre, die die Bezeichnung Sarge heraufbeschwor. »Das kommt nicht alle Tage vor. Und er wird nicht versuchen, etwas zu unternehmen, wenn so viele Polizisten dort sind.«
    Ein langes dramatisches Schweigen folgte, in dem, wie ich wusste, Doakes bis sieben zählte, genau wie wir es aufgeschrieben hatten. Dann knisterte das Funkgerät erneut. »In Ordnung«, sagte er. »Ich komme gegen neun.«
    »Danke, Sarge«, sagte ich, begeistert, ihn schon wieder so zu nennen, und nur um mein Glück vollkommen zu machen, fügte ich hinzu: »Es bedeutet mir wirklich viel. Roger.«
    »Roger«, sagte er.
    Ich hoffte, dass unser kleines Hörspiel unser beabsichtigtes Ziel irgendwo in der Stadt erreicht hatte. Würde er aufmerken, den Kopf auf die Seite legen und lauschen, während er die Hände für die nächste OP schrubbte? Und vielleicht würde er die Knochensäge beiseite legen, während Sergeant Doakes’ schöne, schmelzende Stimme in seinem Empfänger rauschte, sich die Hände abwischen und die Adresse notieren. Und dann würde er sich wieder munter an die Arbeit begeben – an Kyle Chutsky? – mit dem inneren Frieden eines Mannes, der eine Aufgabe zu erledigen hatte und einen vollen Terminkalender sein Eigen nannte, wenn die Tagesarbeit getan war.
    Nur zur Sicherheit würden unsere Streifenwagenfreunde die Nachricht einige Male atemlos wiederholen, und ohne es zu versauen; dass Sergeant Doakes heute Abend auf der Party sein würde, leibhaftig und in eigener Person, gegen neun Uhr.
    Ich für meinen Teil fuhr, da ich in den nächsten Stunden nichts zu tun hatte, zum Jackson Memorial Hospital, um meinen Lieblingsvogel mit gebrochenem Flügel zu besuchen.
     
    Deborah saß mit eingegipstem Oberkörper im Bett, in einem Krankenzimmer im sechsten Stock mit wunderbarer Aussicht auf die Schnellstraße, und obgleich ich mir sicher war, dass ihr Schmerzmittel verabreicht wurden, sah sie nicht allzu glücklich aus, als ich ihr Zimmer betrat.
    »Gottverdammt, Dexter«, begrüßte sie mich. »Sag ihnen, sie sollen mich verflucht noch mal rauslassen. Oder gib mir wenigstens meine Klamotten, damit ich abhauen kann.«
    »Ich freue mich, dass es dir schon besser geht, Schwesterherz«, erwiderte ich. »Du wirst in null Komma nichts wieder auf den Beinen sein.«
    »Ich bin auf meinen gottverdammten Beinen, sobald sie mir meine Kleider geben«, fauchte sie. »Was zum Teufel geht da draußen vor? Was hast du unternommen?«
    »Doakes und ich haben eine äußerst elegante Falle gelegt, und Doakes ist der Köder«, erzählte ich. »Falls Dr. Danco anbeißt, schnappen wir ihn heute Abend auf meiner, äh, Party. Vinces Party«, fügte ich hinzu, und mir wurde bewusst, dass ich mich von dieser ganzen Vorstellung, verlobt zu sein, distanzieren wollte und dass es eine alberne Art war, das zu tun, aber jedenfalls ging es mir besser – was Deborah offensichtlich kein Trost war.
    »Deine Verlobungsparty«, sagte sie und knurrte dann: »Scheiße. Du hast Doakes dazu gebracht, für dich in die Bresche zu springen.« Und ich gebe zu, es klang irgendwie elegant, als sie es sagte, aber ich wollte nicht, dass sie solche Dinge glaubte; unglückliche Menschen werden langsamer gesund.
    »Nein, Deborah, im Ernst«, sagte ich in meinem besten beruhigenden Tonfall. »Wir machen das, um Dr. Danco zu fassen.«
    Sie starrte mich lange düster an, und dann schniefte sie überraschenderweise und verdrückte sich eine Träne. »Ich muss dir vertrauen«, sagte sie. »Aber ich hasse es. Ich muss ständig daran denken, was er Kyle antun wird.«
    »Es wird klappen, Debs. Wir bekommen Kyle zurück.« Und immerhin war sie meine Schwester, deshalb unterließ ich es hinzuzufügen: »Oder zumindest den größten Teil von ihm.«
    »Jesus, ich hasse es, hier angebunden zu sein«, sagte sie. »Ihr braucht mich als Verstärkung.«
    »Wir kriegen das schon hin, Schwesterherz«, beruhigte ich sie. »Auf der Party werden ein Dutzend Polizisten sein, bewaffnet und gefährlich. Und ich werde auch dort sein«, sagte ich, ein wenig verschnupft, weil sie meine Anwesenheit so gering schätzte.
    Aber sie hörte nicht auf. »Klar. Und falls Doakes Danco schnappt, bekommen wir Kyle zurück. Schnappt Danco Doakes, bist du vom Haken. Echt gerissen, Dexter. Du kannst nur gewinnen.«
    »Das war mir noch gar

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