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Dunkler Dämon

Dunkler Dämon

Titel: Dunkler Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
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nicht aufgefallen«, log ich. »Ich will einzig und allein das Beste für alle. Abgesehen davon ist Doakes sehr gut in solchen Dingen. Und er kennt Danco.«
    »Gottverdammt, Dexter, das bringt mich noch um. Was, wenn …« Sie brach ab und biss sich auf die Lippe. »Es sollte besser klappen«, sagte sie. »Er hat Kyle schon zu lange.«
    »Es wird klappen, Deborah«, versicherte ich. Aber keiner von uns glaubte mir wirklich.
     
    Die Ärzte bestanden entschlossen darauf, Deborah noch vierundzwanzig Stunden zur Beobachtung dazubehalten. Und so verabschiedete ich mich mit einem herzhaften Hei-ho von meiner Schwester und ritt in den Sonnenuntergang und von dort zu meiner Wohnung, um zu duschen und mich umzuziehen. Was sollte ich tragen? Ich konnte mich an keinerlei Empfehlung erinnern, was man diese Saison zu einer Party anlässlich seiner erzwungenen Verlobung trug, die sich in eine gewalttätige Konfrontation mit einem rachedurstigen Irrsinnigen verwandeln konnte. Braune Schuhe kamen eindeutig nicht in Frage, aber abgesehen davon war nichts wirklich zwingend. Nach eingehender Überlegung ließ ich mich einfach vom guten Geschmack leiten und wählte ein limettengrünes Hawaiihemd mit roten Elektrogitarren und knallrosa Streifen. Schlicht, aber elegant. Khakihosen und Laufschuhe, und ich war fertig für den Ball.
    Aber ich hatte noch eine Stunde Zeit, bevor ich dort sein musste, und ich ertappte mich dabei, dass meine Gedanken erneut zu Cody schweiften. Hatte ich Recht, was ihn betraf? Wenn dem so war, wie konnte er auf sich selbst gestellt mit seinem erwachenden Passagier fertig werden? Er bedurfte meiner Führung, und ich stellte fest, dass ich ihn nur zu gern unter meine Fittiche nehmen wollte.
    Ich verließ meine Wohnung und fuhr nach Süden statt nach Norden zu Vinces Haus. Innerhalb einer Viertelstunde klopfte ich an Ritas Haustür und starrte quer über die Straße auf die leere Stelle, die früher Sergeant Doakes mit seinem braunen Taurus besetzt hatte. Heute Abend war er zweifellos zu Hause und bereitete sich vor, gürtete seine Lenden für den bevorstehenden Kampf und polierte seine Kugeln. Würde er versuchen, Dr. Danco zu töten, in dem sicheren Wissen, dass er die legale Erlaubnis dazu hatte? Wie lange war es her, dass er jemanden getötet hatte? Vermisste er es? Überfiel ihn das Verlangen brausend wie ein Wirbelsturm, der jegliche Vernunft und Zurückhaltung hinwegfegte?
    Die Tür öffnete sich. Rita strahlte und machte einen Satz auf mich zu, schlang ihre Arme um mich und küsste mich mitten ins Gesicht. »He, Hübscher«, rief sie. »Komm rein.«
    Um der Form willen umarmte ich sie kurz und löste mich dann von ihr. »Ich kann nicht lange bleiben«, sagte ich.
    Ihr Strahlen wurde intensiver. »Ich weiß«, sagte sie. »Vince hat angerufen und Bescheid gesagt. Er war so süß. Er hat versprochen, dich im Auge zu behalten, damit du nichts Verrücktes anstellst. Komm rein«, wiederholte sie und zog mich am Arm. Nachdem sie die Tür geschlossen hatte, drehte sie sich plötzlich ernst zu mir um. »Hör mal, Dexter, du solltest wissen, dass ich nicht eifersüchtig bin und dir wirklich vertraue. Amüsier dich einfach.«
    »Das werde ich, danke«, erwiderte ich, obgleich ich es bezweifelte. Und ich fragte mich, was Vince zu ihr gesagt hatte, um sie glauben zu machen, dass die Party eine Art gefährliche Hölle der Versuchung und Sünde sein würde. Das konnte natürlich durchaus passieren. Da Vince größtenteils synthetisch war, war er in gesellschaftlichen Situationen unberechenbar, wie man an seinen bizarren Schlagabtauschen voll versteckter sexueller Anspielungen mit meiner Schwester erkennen konnte.
    »Es ist lieb von dir, vor der Party noch vorbeizukommen«, sagte Rita, während sie mich zu dem Sofa führte, auf dem ich in der letzten Zeit so viele Stunden meines Lebens verbracht hatte. »Die Kinder wollen wissen, warum sie nicht mitdürfen.«
    »Ich rede mit ihnen«, bot ich an, voller Eifer, Cody zu sehen und herauszufinden, ob ich Recht gehabt hatte.
    Rita lächelte, als wäre sie begeistert davon, dass ich tatsächlich mit Cody und Astor sprechen wollte. »Sie sind hinten im Garten«, sagte sie. »Ich hole sie.«
    »Nein, bleib hier«, sagte ich. »Ich gehe nach draußen.«
    Cody und Astor waren im Garten, zusammen mit Nick, dem mürrischen Trottel von nebenan, der Astor hatte nackt sehen wollen. Sie schauten auf, als ich die Tür aufschob und hinaustrat, und Nick drehte sich um und hastete zurück

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