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Dunkler Dämon

Dunkler Dämon

Titel: Dunkler Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
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antwortete, und so standen wir da, unsere beiden Riesenschatten einander unsichtbar mit gespannten Muskeln kampfbereit gegenüber.
    Es wäre ziemlich wahrscheinlich zu aufgerissenem Fleisch und Blutlachen auf der Straße gekommen, wenn ein Streifenwagen nicht ausgerechnet diesen Moment gewählt hätte, um mit quietschenden Reifen neben uns zu bremsen, und uns so unterbrach. Ein junger Beamter sprang heraus, und Doakes zog automatisch seine Marke und hielt sie ihm hin, ohne den Blick von mir abzuwenden. Mit der anderen Hand machte er eine scheuchende Geste, und der Polizist zog sich zurück und steckte den Kopf in den Wagen, um sich mit seinem Partner zu beraten.
    »In Ordnung«, sagte Sergeant Doakes. »Haben Sie etwas Bestimmtes im Sinn?«
    Es war nicht wirklich vollkommen, Bugs Bunny hätte dafür gesorgt, dass er von selbst darauf kam, aber es war gut genug. »Ich habe tatsächlich eine Idee«, sagte ich. »Aber sie ist ein bisschen riskant.«
    »Hmhm«, antwortete er. »Das dachte ich mir.«
    »Wenn es Ihnen zu gefährlich ist, schlagen Sie etwas anderes vor«, sagte ich. »Aber ich glaube, uns bleibt nichts anderes übrig.«
    Ich konnte sehen, wie er darüber nachdachte. Er wusste, dass ich ihn köderte, aber es lag viel Wahres in dem, was ich gesagt hatte, und er war stolz oder zornig genug, um jede Vorsicht in den Wind zu schlagen. »Lassen Sie hören«, sagte er schließlich.
    »Oscar ist entkommen«, begann ich.
    »Sieht so aus.«
    »Damit bleibt nur noch eine Person übrig, von der wir mit Sicherheit annehmen können, dass Dr. Danco sich für sie interessiert«, fuhr ich fort und zeigte auf seine Brust. »Sie.«
    Er schrak nicht eigentlich zusammen, aber etwas an seiner Stirn zuckte, und er vergaß ein paar Sekunden lang zu atmen. Dann nickte er bedächtig und holte tief Luft. »Aalglattes Arschloch«, sagte er.
    »Stimmt«, gab ich zu. »Aber ich habe trotzdem Recht.«
    Doakes nahm den Empfänger und schob ihn zur Seite, um sich in die offene Heckklappe zu setzen. »In Ordnung«, sagte er. »Weiter.« Er legte den Empfänger wieder zurück, direkt hinter die Türöffnung.
    »Als Erstes würde ich darauf wetten, dass er sich wieder einen Empfänger besorgt«, sagte ich und wies mit dem Kinn auf das Gerät neben Doakes.
    »Aha.«
    »Da wir wissen, dass er uns abhört, können wir ihn hören lassen, was er hören soll. Also, wo Sie sind«, sagte ich mit meinem freundlichsten Lächeln, »und wer Sie sind.«
    »Und wer bin ich?«, fragte er, von meinem Lächeln scheinbar völlig unbeeindruckt.
    »Sie sind der Mann, der ihn an die Kubaner ausgeliefert hat«, erwiderte ich.
    Er musterte mich einen Augenblick, dann schüttelte er den Kopf. »Sie schicken mich wirklich zur Schlachtbank, was?«
    »Mit Sicherheit«, bestätigte ich. »Aber Sie haben doch keine Angst, oder?«
    »Er hat Kyle mühelos geschnappt.«
    »Sie wissen, dass er auf Sie lauert«, sagte ich. »Kyle wusste das nicht. Abgesehen davon, sind Sie in solchen Dingen nicht sowieso ein wenig besser als Kyle?«
    Das war schamlos, vollkommen durchsichtig, aber er biss an. »Ja, das bin ich«, sagte er. »Und Sie sind ein klasse Arschkriecher.«
    »Keine Arschkriecherei«, sagte ich. »Nur die einfache, nackte Wahrheit.«
    Doakes betrachtete den Empfänger neben sich. Dann sah er hoch und über die Schnellstraße. Die Straßenbeleuchtung ließ einen Schweißtropfen, der über seine Stirn in sein Auge rann, orange auflodern. Er wischte ihn weg, ohne es zu merken, und starrte weiter auf die I-95. Er hatte mich so lange unverwandt angestarrt, dass es ich es ein wenig verstörend fand, mich in seiner Gegenwart aufzuhalten, während er woanders hinschaute. Es war beinahe, als wäre ich unsichtbar.
    »In Ordnung«, sagte er, als er mich schließlich wieder ansah, und jetzt glühte das orange Licht in seinen Augen. »Legen wir los.«

[home]
    22
    S ergeant Doakes fuhr mich zurück zur Zentrale. So dicht neben ihm zu sitzen war eine seltsame und beunruhigende Erfahrung, und wir hatten uns nur wenig zu sagen. Ich ertappte mich dabei, wie ich aus den Augenwinkeln sein Profil studierte. Was ging da drin vor? Wie konnte er sein, was er meines Wissens war, und nichts
tun?
Ich knirschte mit den Zähnen, wenn man mich an meinen Spielstunden hinderte, aber Doakes schien keine derartigen Probleme zu haben. Vielleicht hatte er sich in El Salvador ausgetobt. War es anders, wenn man es mit offizieller Genehmigung der Regierung tat? Oder nur einfacher, da man sich keine Sorgen

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